Die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, kritisierte am Mittwoch bei der Mitgliederversammlung ihres Verbands Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für seine Informationspolitik und die nachträglichen Kürzungen der Vergütung der Apotheken für besondere Dienste in der Pandemie. Positiv hob sie hingegen hervor, wie der Berufsstand in schwierigen Zeiten zusammengestanden hat. Diese Geschlossenheit brauche es, um auch künftige Herausforderungen gemeinsam meistern zu können.
Das Verhältnis der Apothekerschaft zum Bundesministerium für Gesundheit ist derzeit nicht das beste. Das muss sich schnellstmöglich wieder ändern, meint die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo. Sie forderte am gestrigen Mittwoch bei der Mitgliederversammlung ihres Verbands: „Wir müssen wieder zu einem fairen und verlässlichen Miteinander kommen.“ Sie kritisierte unter anderem, dass die Apotheker:innen während der Pandemie oft sehr kurzfristig in Pressekonferenzen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erfahren hätten, „was sie am nächsten Tag umsetzen sollen“. Auch nachträgliche Kürzungen der eigentlich bereits per Verordnung festgelegten Vergütungen der Apotheken für besondere Aufgaben sorgten für Ärger unter den Pharmazeutinnen und Pharmazeuten.
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Dabei seien die Apotheken in Krisenzeiten eine wichtige Säule in der Pandemiebekämpfung gewesen, betonte Zambo. „Wir sind an keinem einzigen Tag unserem Versorgungsauftrag nicht nachgekommen.“ Dass die Offizinen aktuell in der Öffentlichkeit als Krisengewinner gelten, sei ein Irrtum. „Wir haben keine Subventionen erhalten, sondern immer echte Arbeit geleistet für unser Geld“, unterstrich die Präsidentin. „Wir sind nicht für unsere pure Existenz bezahlt worden.“ Die Apotheken hätten bewiesen, dass sie „mehr sind als Abgabestellen für Arzneimittel“. Nun gelte es, das Vor-Ort-System zu stärken. „Ein ‚Weiter so‘ reicht nicht“, sagte sie. „Wir brauchen einen klaren politischen Willen.“
Zusammenhalt des Berufsstands ist „beeindruckend“
Neben all den Pandemie-bedingten Problemen hatte eine Vielzahl von Apotheken zudem mit der Pleite des Apothekenabrechners AvP zu kämpfen. „Das war ein Hammerschlag für den Berufsstand“, erinnerte Zambo. „Es hätte sich nie jemand vorstellen können, dass so eine Situation je eintreten würde.“ Dieser Skandal werde noch lange nachhallen, glaubt die Präsidentin. Doch eine positive Nebenwirkung sei zu beobachten gewesen: „Es war beeindruckend, wie der Berufsstand zusammengehalten hat. Dieses Zusammenstehen brauchen wir, um auch die bevorstehenden Herausforderungen zu bewältigen.“
Zu diesen Herausforderungen zählt auch die Einführung des E-Rezepts. „Wir bereiten unsere Betriebe seit Monaten darauf vor“, so die LAV-Chefin. Es gelte zum Beispiel, die Arbeitsabläufe im Backoffice anzupassen und vor allem auch die Kundinnen und Kunden mitzunehmen. Die Präsenzapotheken müssen laut Zambo auch in Zeiten digitaler Verordnungen die erste Anlaufstelle bleiben. Ein wichtiger Baustein hierfür sei das Apothekenportal des DAV. Die Präsidentin riet ihren Kolleginnen und Kollegen, die dort hinterlegten Daten stets auf dem neuesten Stand zu halten und regelmäßig zu überprüfen. Denn diese Daten werden Zambo zufolge auch in die E-Rezept-App der Gematik eingespeist. „Wenn sie im Portal richtig sind, sind sie also auch in der Gematik-App richtig.“
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