Wieso haben Hellhäutige eine höhere Sterblichkeitsrate als Dunkelhäutige?

Eine groß angelegte Studie aus Großbritannien zeigt, dass Hellhäutige Briten eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate aufweisen als dunkelhäutige. Trotz durchschnittlich besserer Gesundheitsversorgung.

Der National Health Service (dt.: Nationale Gesundheitsdienst Großbritanniens, NHS) sammelt seit jeher Daten über die unterschiedlichen ethnischen Gruppen, die das Vereinigte Königreich bevölkern. Unterschieden wird da nicht nur zwischen Hellhäutigen und Dunkelhäutigen. Hellhäutige sind entweder britisch, irisch, „Irish Traveller“ (dt.: Pavee, fahrende Gruppen irischen Ursprungs), Sinti und Roma oder „andere“, also zum Beispiel deutsch, polnisch oder italienisch. Über Dunkelhäutige wird ebenfalls präzise eingeordnet Buch geführt.

Dass diese Unterscheidungen nicht für die Katz sind, zeichne sich überzeugend seit 2021 ab, berichtet die „WELT“. Jeder vierte Brite sei seither nicht mehr „hellhäutig und britisch“.

Eine neue Studie, die ethnisch aufgeschlüsselte Daten des NHS‘ miteinbezog, habe zudem gezeigt, dass die Sterblichkeitsraten der ethnischen Gruppen mittlerweile weit auseinanderklafften: Gerade hellhäutige Briten wiesen erstaunlicherweise die höchste Sterblichkeitsrate auf.

Sterblichkeitsrate von Hellhäutigen lag mehr als 50 Prozent höher als bei Dunkelhäutigen

Um zu verstehen, weshalb Forscher die Studienergebnisse nicht erwarten konnten, bedürfe es einen genaueren Blick auf die Daten, berichtet die „WELT“.

Für seine Analyse betrachtete das Office for National Statistics (dt.: Amt für nationale Statistik, ONS) Sterblichkeitsraten – der Anteil der Bürger einer (ethnischen) Gruppe, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums gestorben ist – im Zeitraum von 2021 bis 2023.

Nach mathematischer Bereinigung der Daten – also zum Beispiel dem Ausgleich für das unterschiedliche Lebensalter unterschiedlicher Personen – ergab sich für hellhäutige Briten mit 1013,4 Sterbefällen pro 100.000 Personen eine über 50 Prozent höhere Sterblichkeitsrate als für Afrikaner schwarzer Hautfarbe, die in Großbritannien leben.

Sowohl Afrikaner schwarzer Hautfarbe als auch Chinesen wiesen eine Sterblichkeitsrate von ca. 674 pro 100.000 Personen auf.

Hellhäutige haben im Durchschnitt Zugang zu besserer Gesundheitsversorgung

Dass diese Ergebnisse erstaunen, ergebe sich aus der Betrachtung weiterer Daten des ONS, berichtet die „WELT“.

Die vom ONS dokumentierte Wahrscheinlichkeit einer Frau während der Schwangerschaft oder der Entbindung zu sterben etwa liege für Afrikanerinnen mit schwarzer Hautfarbe viermal so hoch wie bei hellhäutigen britischen Frauen.

Im Durchschnitt zeigten die Daten überdies, dass innerhalb Großbritanniens vor allem Afrikaner schwarzer Hautfarbe sowie Dunkelhäutige aus Pakistan oder Bangladesh in Regionen mit schlechter Gesundheitsversorgung wohnen. Die Regionen mit guter Gesundheitsversorgung würden hingegen überwiegend durch hellhäutige Menschen und vor allem hellhäutige Briten besiedelt.

Dennoch zeige sich auch hier eine Überraschung: Die Sterblichkeitsrate in den Regionen mit überwiegend hellhäutigen Bewohnern liege stets deutlich höher als jene in Regionen mit überwiegend dunkelhäutigen Bewohnern.

Die Theorie vom „gesunden Migranten“

Wieso die Statistik zeige, was sie zeigt, sei noch unverstanden, berichtet die „WELT“. Vor jeder Spekulation müsse beachtet werden, dass das ONS die Datensätze noch nicht als vollständig ausgereift betrachte. Zudem sei möglich, dass hellhäutige Briten mittlerweile schlichtweg einen ungesünderen Lebenswandel führten als Menschen anderer Ethnien.

Dennoch gebe es in der Wissenschaft seit längerer Zeit Erklärungsansätze für das gelegentlich beobachtete Phänomen der höheren Sterblichkeit einheimischer Hellhäutiger. Zwei davon seien die sogenannte Theorie des „gesunden Migranten“ sowie jene der „Lachs-Verzerrung“.

Erstere besage, dass Menschen, die es schaffen, in ein anderes Land auszuwandern oder zu fliehen einer natürlichen Selektion unterworfen werden, sodass nur vergleichsweise gesunde Individuen im Zielland ankommen. Zudem zeigten Statistiken, dass Zuwanderer aus ungeklärten Gründen im Durchschnitt weniger Alkohol trinken, weniger rauchen und sich gesünder ernähren als ihre im Heimatland verbliebenen Landsleute.

Der Theorie „Lachs-Verzerrung“ zufolge schließlich, könnten die Daten verzerrt sein: Zugewanderte kehrten gegen Ende des Lebens gern in ihr eigenes Heimatland zurück, sodass ihre Erkrankungen und ihr Tod nicht mehr in die Statistik des Gastgeberlands miteinflössen.

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