Wen könnten Apotheker in Bremen wählen?

Am kommenden Sonntag stehen nicht nur die Europawahl undzahlreiche Kommunalwahlen an. Auch in einem Bundesland wird gewählt: Bremen. Seit1947 stellt die SPD den oder die Bürgermeister/-in und kontrolliert die BremischeBürgerschaft. Das könnte sich nun aber ändern, wenn man den Umfragen glaubt. Aberworauf sollten Apotheker aus der Hansestadt bei der Wahl achten? DAZ.online hatdie größten Parteien zu ihren Positionen zum Apothekenmarkt befragt.

Am kommenden Sonntag wählen die wahlberechtigten EinwohnerBremens und Bremerhavens eine neue Bürgerschaft. Derzeit besteht dasLandesparlament aus 83 Abgeordneten. Seit 2007 regieren SPD und Grüne gemeinsamin Bremen – die Koalition wurde bereits zwei Mal wiedergewählt. Bürgermeisterist derzeit Carsten Sieling (SPD). In der Bürgerschaft stellen dieSozialdemokraten die stärkste Fraktion, gefolgt von der CDU, den Grünen, derLinken, der FDP, der AfD, der rechtspopulistischen Vereinigung „Bürger in Wut“sowie einigen parteilosen Abgeordneten.

Erstmals seit 1947 könnten die Machtverhältnisse in derHansestadt aber kippen. Denn in den Umfragen liegt die SPD derzeit nur nochzwischen 23 und 25 Prozent, die CDU leicht darüber. Über starke Zugewinnekönnen sich wahrscheinlich die Grünen freuen, die in den Umfragen derzeit knappunter 20 Prozent liegen. Ob es allerdings zu einer Neuauflage von Rot-Grünreicht, ist vor diesem Hintergrund mehr als ungewiss.

In Bremen gab es Ende 2018 ingesamt 145 Apotheken, Ende 2012waren es noch 152. Der Rückgang der Apothekenzahl ist hier also etwas moderaterverlaufen als in anderen Teilen des Landes. Allerdings: Das Bundesland Bremen hat mit 21Apotheken pro 100.000 Einwohner die geringste Apothekendichte Deutschlands. ImDAZ.online-Wahlcheck wollten wir von den „großen“ Parteien daher unter anderemwissen, wie die Versorgunglage eingestuft wird. Aber auch zu anderenapothekenpolitischen Themen haben wir die Parteien befragt.

Was sagt die SPD zu…

…der sinkenden Apothekenzahl, der Apothekendichte und derVersorgungslage?

Als Maß für die Apothekendichte wird die Anzahl derApotheken, die 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner versorgen, zugrunde gelegt.Der Mittelwert für Deutschland liegt bei 24 Apotheken. Die Apothekendichte imLand Bremen beträgt 21 Apotheken/100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und liegtdamit auf vergleichbarem Niveau mit der Apothekendichte im Stadtstaat Hamburg,die sich auf 22 Apotheken/100.000 Einwohner beziffert. Aus unserer Sicht istdie wohnortnahe Versorgung durch die dichte Infrastruktur des Städtestaateswohnortnah gewährleistet.

…dem Fachkräftemangel in Apotheken?

Die Bundesagentur für Arbeit stuft seit Dezember 2016 denApothekerberuf als Mangelberuf ein und zeigt in diesem Zusammenhang auf, dassausgeschriebene Stellen in der öffentlichen Apotheke im Schnitt 140 Tageunbesetzt bleiben. Die Zahl der Pharmaziestudierenden und der neu approbiertenApotheker in Deutschland nimmt hingegen leicht zu. Gleichzeitig steigt aberauch der Bedarf an Pharmazeutinnen und Pharmazeuten auf dem Arbeitsmarkt, z. B.in der pharmazeutischen Industrie oder in Krankenhäusern. Hinweise auf einekonkrete Gefahr für die Versorgungsqualität und Anbietervielfalt ergeben sichaufgrund der vorhandenen Apothekendichte zwar noch nicht (siehe auchBeantwortung von Frage 1), dennoch lässt sich feststellen, dass es füröffentliche Apotheken zunehmend schwieriger wird, qualifiziertes Personal in ausreichenderAnzahl zu finden. Die Entscheidung für diesen Beruf ist eng an die Attraktivitätdes Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke gekoppelt. Um dem absehbarenFachkräftemangel entgegenzuwirken, sollten nach unserer Auffassung dieseAttraktivität, Verdienstmöglichkeiten, Arbeitszeiten etc. gesteigert werden.Diese Rahmenbedingungen zu ändern, liegt in erster Linie in der Verantwortung „derApotheke“ als Arbeitgeber und ihren Beschäftigten. Falls hierfür gesetzliche Rahmenbedingungenzu verändern sind, werden wir uns politisch diesen nicht verwehren.

…der Rolle des Versandhandels?

Der in Deutschland seit 2004 erlaubte Versandhandel hat fürdie deutschen Apotheken eine Veränderung der Rahmenbedingungen eingeleitet. DieEinführung des Versandhandels bedeutete für die durchschnittliche öffentlicheApotheke, die keinen Versandhandel betreibt, eine Verschlechterung des Betriebsergebnisses,insbesondere durch wirtschaftliche Verluste im Geschäft mit rezeptfreienArzneimitteln. Wir unterstützen daher die jüngst vom Gesundheitsministeriumvorgestellten Veränderungen.

…dem geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz, insbesondere denpharmazeutischen Dienstleistungen?

Die Frage nach mehr Kompetenz für Apothekerinnen und Apothekerkommt nach unserer Einschätzung, insbesondere vor dem Hintergrund derwachsenden Probleme bei der flächendeckenden Hausarztversorgung in Zukunft eine„Schlüsselrolle in der medizinischen Versorgung“ zu. Nach unserer Ansicht sindApothekerinnen und Apotheker die „ausgewiesenen Fachleute“ für alle Fragen rundum die Arzneimitteltherapie. Bei der Suche nach Lösungen für die Gewährleistungeiner flächendeckenden Versorgung der Patienten und einer Entlastung der Ärztebefürworten wir eine Neuverteilung der Aufgaben unter den an der Versorgungbeteiligten Akteuren. Mit den Erfahrungen aus den Modellvorhaben solltenÄrztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken die Möglichkeit erhalten, ihremedizinische Kompetenz zum bestmöglichen Nutzen der Patientinnen und Patienten(neu-)einsetzen zu können.

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