Welche Wirkstoffe eignen sich gegen Reiseübelkeit bei Fahrten mit Auto, Bus, Schiff, Bahn oder Flugreisen? Stiftung Warentest war aktiv und hat sich 18 Präparate mit Scopolamin, Diphenhydramin, Dimenhydrinat und Ingwer angeschaut. Nur zwei Wirkstoffe stufen die Arzneimittelexperten als geeignet ein.
Berge sind schön, doch sie haben ihre Tücken – und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. Wen Reiseübelkeit plagt, dem können der schwungvolle Start in den Urlaub und das Serpentinenfahren erst einmal ein flaues Gefühl bereiten. Was tun? zu Hause bleiben? Für die meisten dürfte das wohl keine ernsthafte Alternative sein. Abhilfe gegen Übelkeit und Erbrechen auf Reisen gibt es in der Apotheke, und die Arzneimittelexpert:innen von Stiftung Warentest haben sich die verfügbaren Wirkstoffe einmal genauer angeschaut.
Zwei Wirkstoffe eignen sich bei Reiseübelkeit
Die Auswahl der Präparate zur Vorbeugung von Reisekinetosen ist ohnehin überschaubar. Stiftung Warentest hat sich vier Wirkstoffe vorgenommen: Scopolamin in Scopoderm® TTS (verschreibungspflichtig), Diphenhydramin in Emesan®, Dimenhydrinat in Vomex® und einigen Generika und als pflanzliches Mittel Ingwer (Zintona®). Die Darreichungsformen reichen von Pflastern, wie bei rezeptpflichtigen Scopoderm®, über Sirup oder Tabletten bis hin zu Zäpfchen. Nach Einschätzung von Stiftung Warentest eignen sich bei Jugendlichen und Erwachsenen, die unter Reiseübelkeit leiden, die beiden Wirkstoffe Diphenhydramin und Scopolamin.
Scopoderm TTS: rezeptpflichtig gegen Reiseübelkeit
Scopolamin wird fünf bis sechs Stunden vor Reiseantritt oder bereits am Abend zuvor an eine intakte, trockene, unbehaarte Stelle hinter dem Ohr aufgeklebt. Der Schutz vor Reiseübelkeit hält 72 Stunden an, sodass sich Scopolamin gut für längere Reisen eignen dürfte. Nach dem Aufkleben, sollte das Pflaster nicht mehr berührt werden, da Druck erhöhte Abgabemengen und Überdosierungen bewirken kann – mit Unruhe, Erregungszuständen, Verwirrtheit, Halluzinationen. Zu den ohnehin sehr häufigen Nebenwirkungen (ohne Überdosierung) zählen Schläfrigkeit, Schwindel, Störungen der Augenakkomodation (vor allem, wenn Wirkstoffreste der Hände in die Augen gelangen, weswegen nach Anbringen und Entfernen des Pflasters stets die Hände zu waschen sind) und Mundtrockenheit. Scopolamin wirkt als Parasympatholytikum durch Blockade der Acetylcholinwirkung am Muskarinrezeptor. Scopoderm® TTS ist zugelassen für Kinder ab zehn Jahren.
Emesan für Kinder nur mit Einschränkung geeignet
Diphenhydramin ist ein bekanntes Antihistaminikum, es blockiert Histaminrezeptoren (H1) – auch im Vestibularorgan – und wirkt so Reisekinetosen entgegen. Bei Emesan® (50 mg Diphenhydramin) genügt es, wenn der Reisende die Tablette etwa 30 Minuten vor Reiseantritt einnimmt. Häufig kommt es zu Müdigkeit und Schläfrigkeit. Wichtig ist folglich, dass der Betroffene nach Anwendung von Diphenhydramin – und auch Scopolamin oder Dimenhydrinat – weder selbst Auto fährt noch ein Boot lenkt.
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Emesan® kann laut Fachinformation bereits von Kindern ab sechs Jahren eingenommen werden, die Dosierung liegt hier jedoch bei maximal 25 bis 50 mg Diphenhydramin (1/2 bis 1 Tablette Emesan®) pro Tag. Allerdings halten die Arzneimittelexperten von Stiftung Warentest Emesan® für Kinder nur „mit Einschränkung geeignet“, da ernsthafte Nebenwirkungen auftreten könnten.
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