Warenwirtschaftssysteme von Noventi werden teurer

Apotheken müssen für die Nutzung von Warenwirtschaftssystemen aus dem Hause Noventi bald deutlich mehr zahlen. Ab dem 1. März 2023 wird es Anpassungen von durchschnittlich 7,5 bis 29 Prozent geben – je nachdem, ob es Produktlinien sind, die Noventi behalten oder abstoßen will. Die Preiserhöhungen stellen die zweite Runde nach den im Januar bekanntgewordenen massiven Entlassungen und größeren Umstrukturierungen im Konzern dar.

Kurz vor der Expopharm bzw. dem Deutschen Apothekertag im vergangenen September wurde in Apothekerkreisen bekannt, dass beim Abrechnungsdienstleister und Softwareanbieter Noventi Unruhe herrscht. Neben dem Wechsel an der Konzernspitze und den Plänen für Umstrukturierungsmaßnahmen kündigte man damals auch eine kräftige Preisanpassung nach oben an. Kurz nach dem Jahreswechsel dann der Kahlschlag: In einem Townhall-Meeting wurde die Belegschaft informiert, dass 460 der 2200 Beschäftigten das Unternehmen verlassen müssen. Unter dem Titel „Fokussierung 2025“ baut das Unternehmen zudem seine Strukturen um, sichert sich vorzeitig einen Konsortialkredit für die Rezeptabrechnung und verkleinert die Geschäftsführung.

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Noventi: Preiserhöhungen in Sicht

Doch damit nicht genug: Als zweite Runde winken nun Preiserhöhungen, die in Briefen an Apotheken derzeit kommuniziert werden. Der DAZ-Redaktion liegen Schreiben an verschiedene Apotheken vor. Demnach soll die Nutzung von Warenwirtschaftssystemen aus dem Hause Noventi ab dem 1. März 2023 deutlich teurer werden. „Ja, aktuell führen wir für alle unsere Softwarelinien – Prokas, AwintaOne, Infopharm, Jump und Pharmasoft – eine Preisanpassung durch“, bestätigt ein Noventi-Sprecher gegenüber der DAZ. Die Rezeptabrechnung soll von der Verteuerung unberührt bleiben.    

„So wie Sie jeden Tag in Ihrer Apotheke vor Ort Ihr Bestes geben, um Ihre Kunden optimal zu beraten, ist es auch unser Ziel, Sie bestmöglich zu betreuen. Deshalb fokussieren wir uns, wie wir Ihnen bereits mitgeteilt haben, fortan auf Ihr Kerngeschäft, nämlich auf die Abrechnung und Warenwirtschaft“, heißt es einleitend in den Schreiben an die Kundinnen und Kunden. Konkret geht es bei Noventi um die Abstoßung der Produktlinien Infopharm, Jump und Pharmasoft. Diese drei Linien will man bei Noventi nicht mehr weiter ausbauen, sie sollen lediglich in Betrieb gehalten werden. Zukünftig will man sich im Bereich der Warenwirtschaft auf die Entwicklung von Prokas und AwintaOne fokussieren.

Erhöhung abhängig von der Produktlinie

Das zeigt sich auch bei den nun angekündigten Preisanpassungen. Wie Noventi auf DAZ-Anfrage bestätigt, wird es keine pauschale Erhöhung für alle Apotheken geben. Die Verteuerungen seien abhängig von der verwendeten Produktlinie. Dabei sei die jeweilige Anpassung anhand unterschiedlicher Kriterien vorgenommen worden:

  • Prokas um durchschnittlich 7,5 Prozent, mindestens 60,00 Euro pro Monat
  • AwintaOne um durchschnittlich 14,8 Prozent, mindestens 110 Euro pro Monat
  • Infopharm um durchschnittlich 20,4 Prozent, mindestens 170 Euro pro Monat
  • Jump um durchschnittlich 21,3 Prozent, mindestens 190 Euro pro Monat
  • Pharmasoft um durchschnittlich 29,0 Prozent, mindestens 190 Euro pro Monat

Warum auch die „Fokusprodukte“ Prokas und AwintaOne teurer werden 

„Auch AwintaOne und Prokas müssen unter den gegebenen veränderten Marktbedingungen wirtschaftlich betrieben werden können. Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden auch zukünftig die gewohnte Qualität bieten. Um zukünftige Investitionen und Innovationen auf unsere Fokusprodukte Prokas und AwintaOne ausrichten zu können, ist deshalb auch hier eine Anpassung der Preise notwendig“, erklärt der Sprecher gegenüber der DAZ. Noventi-Kunden könnten grundsätzlich intern wechseln.

Gute Gespräche seien bereits zur Veräußerung der Warenwirtschaftslinien Pharmasoft, Jump und Infopharm geführt worden. Man sei zuversichtlich, über den Verkauf die Zukunft der Warenwirtschaftslinien und damit einhergehend auch den Erhalt der Arbeitsplätze sichern. Bis dahin werde man auch diese Warenwirtschaftslinien unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben zuverlässig weiterentwickeln.

Apo-Plattform nicht mehr kostenlos

Das digitale Noventi-Angebot „Apo-Plattform“ wird zukünftig nicht mehr kostenlos sein, sondern monatlich mit 19,90 Euro zu Buche schlagen. Die Apothekenplattform soll ein digitaler Treffpunkt für Apotheken, Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer aus dem Gesundheitsbereich (z.B. Telemediziner) sein. Es gibt Vorbestellmöglichkeiten sowie einen Kanal zur Telemedizin.

Mark Böhm, Noventi-Vorstand Markt und IT, erklärt zu den aktuellen Entwicklungen: „Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden in ihrem Berufsalltag bestmöglich unterstützen. Alles, was wir in Zukunft als Unternehmen tun, soll dazu dienen, unseren Kundinnen und Kunden ressourcenbindende administrative Aufgaben abzunehmen und sie so in ihrem Arbeitsalltag und in Zeiten des Fachkräftemangels, den es auch im Apothekenbereich gibt, bestmöglich zu unterstützen. Um diese Qualität sicherzustellen und um diese auch unter den aktuellen und veränderten Marktbedingungen wirtschaftlich zu betreiben, führen wir zum 01. März 2023 wie bereits angekündigt, eine angemessene und marktgerechte Preisanpassungen für unsere Warenwirtschaftslinien durch.“


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