Von Ghosting bis Benching: Wie fies Kontaktabbrüche sein können – und wie es besser geht

Eben war noch alles gut – und plötzlich ist am anderen Ende der Leitung nur noch Stille. Ghosting gehört zu den miesesten Phänomenen, die unsere heutige Zeit zu bieten hat. Und der plötzliche Kontaktabbruch ohne Vorwarnung findet nicht nur beim Dating in der Kennenlernphase statt, sondern wird auch in Freundschaften oder Partnerschaften mitunter genutzt, um sich möglichst ohne Drama aus der Affäre zu ziehen.

Bei den Menschen, die geghostet werden, ist das Dilemma allerdings umso größer: Sie laufen mit ihren Gefühlen und Gedanken ins Leere, zweifeln oftmals an sich selbst und ihrer Menschenkenntnis und – je nach Intensität der Beziehung – kann es Betroffene regelrecht aus der Bahn werfen. Passiert einem so etwas wie Ghosting öfter, dann kann sich das in der mentalen Gesundheit manifestieren.

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Ghosting kann ernsthafte psychische Folgen haben

Der Neurologe und Psychologe Michael Linden nennt das im Gespräch mit “Emotion“ eine “posttraumatische Verbitterungsstörung“. Diese psychische Störung entstehe durch das wiederholte Erleben von Ungerechtigkeit, Herabwürdigung und Vertrauensbruch. Infolgedessen entwickeln Betroffene Gefühle wie Verbitterung und Niedergeschlagenheit, Aggressionsgedanken und isolieren sich zunehmend.

Ein plötzlicher Kontaktabbruch kann uns also nachhaltig verletzen. Und zwar auf beiden Seiten – denn auch derjenige, der ghostet, kann nicht mit der zwischenmenschlichen Beziehung abschließen, welche Form diese auch hatte. Das mag beim Dating noch zu verkraften sein, aber bei einer Freundschaft oder innerhalb der Familie kann das mitunter dazu führen, dass man jahrelang mit dem ungelösten Konflikt zu tun hat.

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Die miesen Maschen zum Kontaktabbruch

Und trotzdem gibt es immer mehr Phänomene in der heutigen Dating- und Internetwelt, die den Weg für ungesunde Kontaktabbrüche frei machen. Die verbreitetsten Maschen, den Kontakt zu einer anderen Person abzubrechen sind folgende:

Ghosting: Der plötzliche und komplette Kontaktabbruch ohne jegliche Vorwarnung.

Orbiting: Der plötzliche Kontaktabbruch, bei dem die abbrechende Person aber noch immer auf Social Media aktiv ist und dort auch für den anderen sichtbar weiterhin Beiträge ansieht oder Posts liked.

Submarining: Hier ghostet eine Person die andere, taucht aber nach einer Weile wie ein U-Boot wieder auf, als wenn nichts gewesen wäre. Eine Taktik, die vor allem bei Narzissten sehr beliebt ist, um die Kontrolle in der Beziehung zu behalten.

Benching: Bei dieser besonders fiesen Form des Kontaktabbruchs findet zwar noch Kommunikation statt, aber die eine Person macht der anderen unrealistische Hoffnungen auf eine Klärung des Problems oder ein weiteres Kennenlernen, obwohl keine Absicht besteht, dieses Gespräch jemals zu führen.

Breadcrumbing: Wie der Name schon sagt wirft derjenige, der den Kontakt abbrechen oder minimieren möchte, seinem Gegenüber immer mal wieder Brotkrümel hin, um sich langsam aber sicher zu verabschieden, ohne, dass das Ganze im Drama endet.

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Reden statt ghosten

Ganz egal, ob Benching oder Ghosting ­– die feine Art ist das alles nicht. Die meisten Menschen, die solche Maschen zum Kontaktabbruch nutzen, haben selbst mit Bindungsproblemen oder Konflikt-Scheuheit zu kämpfen. Wer von heute auf morgen jemanden ghostet, der hat oft bereits im Vorfeld Probleme gehabt, die er nicht bewältigen konnte. Es spielen außerdem auch bei den Ghostenden Angst, Schuldgefühle und Scham eine Rolle.

Leider wählen wir, wenn Gefühle im Spiel sind oder wir bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, im Fall der Fälle manchmal trotzdem lieber den einfachen, statt den richtigen Weg. Dabei ist es doch so: Die Wahrheit währt am längsten. Wenn wir mit der betroffenen Person darüber sprechen, warum uns ein Kontaktabbruch als notwendig erscheint, dann hilft das nicht nur der anderen Person, sondern auch uns selbst, einen Haken hinter die Geschichte zu machen.

Quelle: Interview "Emotion"

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