Übergewicht: Zuckergehalt in Softdrinks soll um 50 Prozent gesenkt werden

Gesundheitsexperten fordern 50 Prozent weniger Zucker in Softdrinks

Gesundheitsexperten fordern, den Zuckergehalt in herkömmlichen Softdrinks zu halbieren. Dass dies möglich ist, zeigt sich in Großbritannien. Die Reduktion des Süßungsmittels wäre ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Übergewicht und damit verbundene Krankheiten.

Ungesunde Getränke

„Zuckergesüßte Getränke sollten generell nur in geringen Mengen getrunken werden, denn sie enthalten viele Kalorien und können zur Entstehung von Übergewicht beitragen“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf ihrer Webseite. Zudem kann der häufige Konsum von Limonaden und Cola zu gesundheitlichen Problemen wie Karies, Bluthochdruck und Diabetes führen. Daher ist es grundsätzlich zu begrüßen, wenn sich die Politik dafür einsetzt, dass weniger Zucker über Softdrinks konsumiert wird. Doch was das Bundesernährungsministerium plant, ist für Gesundheitsexperten viel zu wenig.

Häufigkeit von Übergewicht senken

„Wir wollen die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas und von damit einhergehenden Krankheiten in Deutschland senken“, erklärte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner vor kurzem in einer Mitteilung.

„Ein Baustein, um dieses Ziel zu erreichen, ist unsere Reduktions- und Innovationsstrategie“, so die Politikerin.

Diese fokussiert sich „auf eine Reduzierung der Energiezufuhr durch eine Reduktion von Zucker und Fetten sowie auf die Senkung hoher Salzgehalte in Fertigprodukten.“

Doch was das Ministerium plant, reicht laut Gesundheitsexperten längst nicht aus.

Halbierung des Zuckergehalts lässt sich umsetzen

Laut einer vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlichten Mitteilung, erklärte Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) zum kürzlich bekannt gewordenen Entwurf des Bundesernährungsministeriums für eine Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten:

„Die Reduktionsstrategie schwächelt ausgerechnet bei den entscheidenden Themen Softdrinks und Kindermarketing. Bei Softdrinks reicht es nicht, wenn Bundesernährungsministerin Julia Klöckner eine ‚deutlich zweistellige Zuckerreduktion‘ fordert – darunter kann die Industrie auch eine verhältnismäßig geringe Reduktion von 15 oder 20 Prozent verstehen.“

Laut Bitzer ist „für herkömmlich süße Cola und Limonade eine Zuckerreduktion um 50 Prozent“ notwendig. „Dass sich diese technisch schnell umsetzen lässt, beweist das Beispiel Großbritannien“, so die Expertin.

Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Mitglied in der DANK ist, fordert 50 Prozent Zuckerreduktion in Softdrinks.

„Angesichts der Tatsache, dass Softdrinks als zusätzliche Kalorienträger einen großen Einfluss bei der Entstehung von Übergewicht haben, appellieren wir dringend an Frau Klöckner bei den konkreten Vereinbarungen mit der Industrie diese Zielmarke zu erreichen“, so DDG-Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland in einer vom idw veröffentlichten Mitteilung.

Spezielle Kinderlebensmittel sind unnötig

Als unzureichend kritisiert die DANK auch das Ziel, dass Produkte mit Kinderoptik „keine ungünstigere Nährstoffzusammensetzung aufweisen sollen als solche, die sich nicht speziell an Kinder wenden“:

„Es ist kein Fortschritt, wenn Kinderprodukte genauso ungesund wie normale Produkte sind“, sagte Bitzer: „Hier wird ausgerechnet eine besonders vulnerable Gruppe nicht geschützt, vermutlich um Absatzinteressen der Industrie nicht zu beschränken.“

Müller-Wieland von der DDG meint: „Spezielle Kinderlebensmittel sind eigentlich gänzlich unnötig. Wenn überhaupt, sollten sie eine besonders günstige Nährstoffzusammensetzung aufweisen.“

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten fordert, an Kinder und Jugendliche gerichtetes Marketing ganz zu verbieten, wenn das Produkt nicht nach den Maßstäben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesund eingestuft werden kann.

Die Experten begrüßen die Ankündigung der Ministerin, die Umsetzung der Reduktion engmaschig zu überprüfen und bei „fehlender Bereitschaft zur Zusammenarbeit regulatorische Maßnahmen zu prüfen“.

„Wir hoffen sehr, dass die Industrie jetzt diese letzte Chance nutzt“, so Bitzer: „Die in DANK zusammengeschlossenen medizinischen Fachgesellschaften werden den Prozess genau verfolgen und Frau Klöckner beim Wort nehmen.“ (ad)

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