„Sofort-Lieferdienst für lokale Apotheken“ – diesen Anspruch erhebt das Berliner Start-up First A. Der Lieferdienst, der im September 2021 seinen Betrieb aufgenommen hat, bringt bestellte Medikamente per Fahrradkurier von Apotheken zu den Kunden. Die Gründer sehen sich als „schnelle Alternative zu bekannten Online-Apotheken“ und wollen „die Zukunft der Telemedizin mitgestalten“. Bislang ist First A allerdings nur in zwei Berliner Stadtbezirken unterwegs.
Lieferdienste sprießen seit Jahren wie Pilze aus dem Boden. Mit First A hat sich nun ein junges Unternehmen auf das Geschäft mit Arzneimittellieferungen „bis an die Haustür“ fokussiert. Die Berliner Firma, die Anfang des Jahres von den Geschwistern Antonie Nissen (24) und Leif Löhde (30) gegründet wurde und im September ihren Betrieb aufnahm, funktioniert ähnlich wie Lieferdienste für Restaurantessen oder Lebensmitteln: Kunden laden sich eine App auf ihr Smartphone und bestellen darüber die entsprechenden Arzneimittel oder Schönheitsprodukte. Fahrradkuriere holen diese bei Partner-Apotheken ab und liefern die Produkte gegen eine Gebühr von 2,50 Euro zum Kunden – nach Firmenangaben innerhalb von 30 Minuten, jeweils zwischen 8:30 und 22 Uhr, auch am Wochenende. Aktuell können allerdings nur Kunden in den Berliner Bezirken Mitte und Prenzlauer Berg den Dienst in Anspruch nehmen. Eine Ausweitung auf weitere Stadtteile und Städte, so First A, sei geplant. Apotheken benötigen für diese Kooperation übrigens eine Versanderlaubnis.
Für ein Gespräch steht die nach eigenen Angaben „dynamische Gründerin“ Jo Nissen nicht zur Verfügung. Stattdessen schickt die Firma eine Pressemitteilung. Darin heißt es, dass First A anders als bekannte Sofort-Lieferdienste nicht auf sogenannte Dark Stores zurückgreife, sondern mit lokalen und inhabergeführten Apotheken zusammenarbeite. Auf diese Weise unterstütze das Unternehmen Apotheker bei der Digitalisierung. Und auch so ist wenig rauszufinden, die AGB auf der Webseite sind nicht aufrufbar und in der App, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind, nicht leicht zu finden.
Sollten Kunden – diese werden konsequent mit „Du“ angesprochen – Fragen haben, könnten sie sich via Chat an First A wenden. In „kürzester Zeit“ würden diese dann mit einem Apotheker verbunden. Zudem sei die App so aufgebaut, dass der Kunde stets das richtige Medikament für seine Bedürfnisse finde. Das Angebot ist allerdings noch begrenzt – die Firma wirbt vor allem mit Produkten gegen Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Kindererkrankungen oder Allergien. Zudem werden ausschließlich nicht verschreibungspflichtige Medikamente ausgeliefert.
Geldgeber investieren sechsstelligen Betrag
Wie die Firma, die aktuell rund 20 Beschäftigte haben soll, Geld verdienen will, bleibt angesichts der begrenzten Auskunftsbereitschaft offen – die Liefergebühr in Höhe von 2,50 Euro allein dürfte für ein einträgliches Auskommen jedenfalls nicht reichen. Anzunehmen ist auch, dass die Kuriere wie bei anderen Lieferdiensten nicht zu den Gutverdienern gehören dürften, wie das Beispiel Gorillas zeigt. Seit Monaten setzen sich Fahrradkuriere des Lieferdienstes für bessere Arbeitsbedingungen ein. Kürzlich hat das Berliner Start-up den Streikenden gekündigt.
Immerhin scheint First A bei Geldgebern auf Gehör zu stoßen. Nach Angaben des Mediums Gründerszene konnte die Firma „einige szenebekannte Investoren“ für sich gewinnen, so die Gorillas-Gründer Jörg Kattner, Felix Chrobog und Ronny Shibley, aber auch die beiden Swoboda-Brüder Felix und Florian, die etwa das Fintech Barzahlen.de aufbauten.
Laut First A-Gründerin Nissen kam in dieser Finanzierungsrunde ein „solider sechsstelliger Betrag“ zusammen. Operativ würden die Investoren nicht in das Geschäft einsteigen.
Strategisch positioniert sich First A als „smarte Alternative zu herkömmlichen und meist anonymen Online-Apotheken.“ Um Schwergewichten wie DocMorris und Shop Apotheke Europe jedoch ernsthafte Konkurrenz zu machen, muss die Firma noch ein gutes Stück Weg hinter sich bringen. Dazu kommt, dass andere Gründer ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen, darunter die ebenfalls in Berlin ansässige Firma Mayd. Die wirbt damit, ein „breites Sortiment an Apothekenprodukten von lokalen Apotheken bis an die Türschwelle“ zu liefern – und das auch innerhalb von 30 Minuten. Hinter dem Unternehmen stecken nach Angaben von Gründerszene die Macher des Immobiliendienstes McMakler. In den Startlöchern stehe zudem das Berliner Unternehmen Phastr, das von Ex-Managern der digitalen Spedition Sennder entwickelt wurde.
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