Seyfarth: Fatale Signalwirkung

Die Masken-Voucher kommen – und mit ihnen die Ideen der Apotheken für Marketing-Aktionen. Es gibt Apotheken, die die anfallende Patienten-Eigenbeteiligung erlassen wollen, andere setzen auf zusätzliche Gratismasken. Der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands, Holger Seyfarth, findet: Die Maskenausgabe aufgrund von Berechtigungsscheinen ist für Marketingzwecke nicht geeignet.

Der Hessische Apothekerverband (HAV) hat am gestrigen Montag seine Mitglieder über mögliche Folgen von Marketing-Aktionen informiert, die er in Zusammenhang mit der Abgabe von Masken aufgrund der staatlich herausgegebenen Bezugsscheine beobachtet.

Im Grundsatz hält Holger Seyfarth, Vorsitzender des HAV, die Signalwirkung solcher Aktionen für fatal: „Die Apotheken vor Ort erbringen kostenintensive und hochkompetente Leistungen, indem sie die Bevölkerung mit hochwertigen Waren versorgen. Wer die Ausgabe von Masken an Risikopatienten für Marketingzwecke nutzt, indem er auf die Eigenbeteiligung verzichtet, Bonusaktionen startet oder gratis Masken zugibt, rückt seine Apotheke in die Nähe eines Ramschladens, in dem allein der Preis zählt.“

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Seyfarth weist darauf hin, dass die Coronavirus-Schutzmaskenverordnung des Bundesgesundheitsministeriums ausdrücklich vorsieht, dass jeder Anspruchsberechtigte eine Eigenbeteiligung zu leisten hat. Zudem könnten Masken gegenüber dem Nacht- und Notdienstfonds nur dann prüfsicher abgerechnet werden, wenn die Eigenbeteiligung dokumentiert sei. „Wir raten den HAV-Mitgliedern immer zu gutem Marketing und unterstützen auch dabei“, betont Seyfarth. Die Berechtigungsscheine für die Schutzmasken böten hierfür jedoch keinen guten Ansatzpunkt.

Auch die ABDA hat bereits Ende vergangenen Jahres deutlich gemacht, dass sie einen Verzicht auf die Eigenbeteiligung für nicht ratsam hält – wenngleich man hier einräumt, dass es keine rechtliche Möglichkeit gibt, einen solchen Verzicht im Einzelfall zu unterbinden.

Zusätzliche Gratismasken – oder lieber Spenden?

Eine andere Marketingvariante ist, den Kunden nicht nur sechs, sondern mehr Masken für einen Gutschein anzubieten. DocMorris beispielsweise legt eine Maske obendrauf. Die 1A-gesund-Apotheken sogar vier.

Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die Maskenausgabe zu nutzen, um auf die eigene Apotheke aufmerksam zu machen – das zeigt das Beispiel von Kölner Apotheken, die die Eigenbeteiligungen für gute Zwecke im eigenen Viertel sammeln und spenden wollen. Hier setzt man nicht auf Verzicht, sondern auf die Unterstützung von Menschen (und Tieren) in der Region, die es in der Pandemie schwerer haben – das dürfte auch für die Standesorganisationen unproblematisch sein.

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