In der Debatte um Lieferengpässe bei Medikamenten hat sich die ABDA erneut für eine verstärkte Arzneimittelproduktion in Europa ausgesprochen. „Auf längere Sicht sollten Arzneimittel wieder innerhalb der EU produziert werden“, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt der „Passauer Neuen Presse“ Die komplette Auslagerung der Pharmaproduktion nach Asien solle rückgängig gemacht werden. „Zwar würden sich dadurch die Preise erhöhen, doch es sei für die Versorgungssicherheit notwendig“, so Schmidt.
Die Debatte rund um die Arzneimittel-Lieferengpässe nimmt an Fahrt auf. Inzwischen liegen mehrere Positionspapiere zu dem Thema vor. Denn das Bundesgesundheitsministerium und die Regierungsfraktionen planen derzeit Neuregelungen, um künftige Lieferengpässe zu vermeiden und mit bestehenden besser umzugehen. In einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die Forderungen der ABDA in dieser Sache nun erneut erklärt.
Schmidt: So eine Situation gab es seit 30 Jahren nicht
Schmidt erklärt, dass sowohl Apotheker als auch Patienten eine solche Situation in den vergangenen 30 Jahren noch nicht erlebt hätten. 2019 hätten 90 Prozent der Apotheker angegeben, dass die Engpässe das größte Problem im Apothekenalltag seien. 2016 seien das nur 30 Prozent der Apotheker dieser Meinung gewesen. Schmidt wiederholte auch die ABDA-Statistik, nach der im ersten Halbjahr 2019 mehr als 7 Millionen Packungen im Rabatt-Markt fehlten. Die Ursachen sieht der ABDA-Präsident in der hochgradig im asiatischen Raum konzentrierten Produktion. Außerdem sei Deutschland „in weiten Bereichen der Medikamenten-Versorgung“ ein Niedrigpreisland geworden.
Man habe die Bundesregierung daher aufgefordert, dem Thema auf europäischer Ebene im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft verstärkt nachzugehen. Dass sich die Preise bei einer Rück-Verlagerung nach Europa erhöhen würden, davon geht Schmidt aus. „Das wäre aber für die Versorgungssicherheit notwendig“, resümiert der ABDA-Präsident. Erneut forderte Schmidt auch, dass die Apotheker für ihren Mehraufwand zusätzlich vergütet werden.
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„Über eine Zusatzvergütung für die Mehrarbeit der Apotheker kann man nachdenken“
Mit dieser Forderung ecken die Apotheker derzeit nicht einmal an – sogar nicht bei den Krankenkassen. Der GKV-Spitzenverband hatte eine solche Apotheker-Vergütung ins Spiel gebracht – allerdings müssten die Extra-Gelder durch die nicht lieferfähigen Hersteller finanziert werden. Auch der Ex-Chef der AOK Baden Württemberg Dr. Christopher Hermann hatte erklärt, dass er sich eine solche Zusatz-Honorierung durchaus vorstellen könne. Und sogar die Grünen fordern dies in ihrem Autorinnen-Papier. Allerdings: Die Oppositionsfraktion im Bundestag will auch die Krankenkassen für ihren Mehraufwand infolge von Sanktionierungen entschädigen.
Rabattverträge stehen im Fokus vieler Debatten
Viele Diskussionen drehen sich derzeit auch noch um das Rabattvertragssystem. Sowohl die Union als auch die SPD und die Linke hatten in ihren Positionspapieren gefordert, exklusive Ausschreibungen künftig zu verbieten. Das BMG will das aber nicht und sieht die Ursachen nicht im Rabattvertragssystem – auch die Grünen wollen jegliche Änderungen an den Rabattverträgen vermeiden.
In seinem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ erwähnt auch Schmidt nicht, dass es zu Änderungen im Ausschreibungsmodus kommen sollte. Allerdings: Die ABDA hatte im November 2019 einen 8-Punkte-Plan vorgelegt, in dem unter anderem das Ende der Exklusiv-Verträge gefordert wird. Hier sehen Sie nochmals alle Forderungen der ABDA.
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