Laut einer aktuellen Umfrage leiden 43 Prozent der Deutschen an Schlafproblemen. Diese können ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Eine neue Studie zeigt, dass Schlafstörungen das Schlaganfallrisiko erheblich erhöhen. Sogar ein zu langes Nickerchen.
Jährlich erleiden laut Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Die größte Inzidenz zeigt sich zwar in der Altersgruppe ab 60 Jahren, aber auch Menschen unter 55 Jahren und sogar Kinder sind betroffen.
In 80 Prozent der Fälle handelt es sich um sogenannte ischämische Schlaganfälle, bei denen es plötzlich zu einem Gefäßverschluss durch ein sich lösendes Blutgerinnsel kommt. 20 Prozent der Fälle sind dagegen hämorrhagische Schlaganfälle, bei denen es zu einer Hirnblutung aufgrund eines platzenden Gefäßes kommt. In beiden Fällen erhalten die dahinterliegenden Hirnareale nicht genug Sauerstoff und Nährstoffe.
Von Behinderung bis Tod – die Folgeschäden eines Schlaganfalles
Je nachdem welche Hirnregion betroffen ist, ist die Bandbreite der Folgeschäden demnach groß. Es gibt Betroffene, wenn auch wenige, die nach einigen Tagen wieder fit sind. Andere dagegen tragen schwerste Behinderungen davon. Am häufigsten sind
- halbseitige Lähmungen
- sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme.
Auch Spastiken (Muskelverkrampfungen), Schluck-, Sprach- und Sehstörungen sind häufige Folgen – bis hin zu Epilepsie und Demenz. 40 Prozent aller Schlaganfall-Betroffenen versterben laut Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe aber – es ist somit die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
Von Bluthochdruck bis Vorhofflimmern – die größten Risikofaktoren
Als die größten Risikofaktoren für Schlaganfälle gelten
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Fettstoffwechselstörung
- Vorhofflimmern
- ein ungesunder Lebensstil mit Bewegungsmangel, Übergewicht, Stress, Rauchen und Alkohol
Aber auch Faktoren wie Schlaf können das Schlaganfall-Risiko beeinflussen. Frühere Beobachtungsstudien hatten schon Zusammenhänge zwischen zu kurzer und zu langer Schlafdauer und einem erhöhten Schlaganfallrisiko gezeigt.
Internationale Fall-Kontrollstudie mit fast 5000 Teilnehmern
Nun haben Forscher der irischen University of Galway in einer internationalen Fall-Kontroll-Studie untersucht, wie verschiedene Arten von Schlafmustern bzw. Schlafstörungen mit dem Schlaganfallrisiko in Zusammenhang stehen. Sie wurde im medizinischen Journal der „American Academy of Neurology“ veröffentlicht.
Dafür wurden die Schlaf-Daten von insgesamt 4496 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren abgefragt und analysiert. Davon hatten
- 1799 erstmalig einen ischämischen Schlaganfall und
- 439 erstmalig eine intrazerebrale Blutung (hämorrhagischen Schlaganfall) erlitten.
- Der Rest waren Kontrollpersonen, die noch keinen Schlaganfall erlitten hatten.
Schlafstörungen mit deutlich erhöhtem Schlaganfallrisiko verbunden
Beim Vergleich mit Kontrollpersonen, die keinen Schlaganfall und keine Schlafstörungen hatten, konnten die Forscher feststellen, dass folgende Störungen eindeutig mit einem höheren Schlaganfallrisiko verbunden waren:
- Kurzer Schlaf mit weniger als fünf Stunden erhöhte das Risiko 3,15 Mal
- Atemstillstand erhöhte das Risiko 2,87 Mal
- Langer Schlaf mit mehr als neun Stunden erhöhte das Risiko 2,67 Mal
- Obstruktive Schlafapnoe (verringerte Atmung bzw. Atmungsaussetzter während des Schlafs) erhöhte das Risiko 2,67 Mal
- Schnauben erhöhte das Risiko 2,64 Mal
- Schnarchen erhöhte das Risiko 1,91 Mal
- Längeres Nickerchen mit mehr als einer Stunde erhöhte das Risiko 1,88 Mal
- Beeinträchtigte Qualität (häufiges Aufwachen) erhöhte das Risiko 1,52 Mal
- Ungeplantes Nickerchen erhöhte das Risiko 1,48 Mal
- Schwierigkeiten beim Durchschlafen erhöhte das Risiko 1,33 Mal
- Schwierigkeiten beim Einschlafen erhöhte das Risiko 1,32 Mal
Bei mehr als fünf Symptomen Schlaganfallrisiko fünfmal höher
Während also einige dieser Schlaffaktoren das Schlaganfall-Risiko teilweise mehr als verdreifachten, stellten die Forscher noch etwas fest: Menschen, die gleich unter mehreren dieser Schlafstörungen litten, hatten sogar ein noch höheres Risiko. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht nur einzelne Schlafprobleme das Schlaganfallrisiko einer Person erhöhen können – bei mehr als fünf dieser Symptome kann das Risiko fünfmal höher sein als bei Personen, die keine Schlafprobleme haben“, erklärt die beteiligte Forscherin Christine McCarthy in Pressemitteilung.
Behandlung von Schlafstörungen als Präventionsmaßnahme
Die Forscher sind daher davon überzeugt, dass die Behandlung von Schlafproblemen ein Schwerpunkt der Schlaganfallprävention sein sollte, da jeder vierte Erwachsene über 25 im Laufe seines Lebens einen Schlaganfall erleidet. Denn Schlafstörungen sind modifizierbare Risikofaktoren.
„Aus unserer Studie wissen wir, dass viele Schlaganfälle verhindert werden könnten, und diese Studie wurde entwickelt, um Ansätze zur Prävention auf Bevölkerungsebene zu liefern“, erklärt Studienleiter Martin O’Donnell. Die Wissenschaftler empfehlen daher, weitere Studien an Patienten mit hoher Schlafstörungsbelastung aufzusetzen.
Tipps für einen gesunden Schlaf
Viele Schlafstörungen lassen sich deutlich bessern, wenn man auf seine Schlafhygiene achtet. Die besten Tipps für einen erholsamen Schlaf:
- Auf eine gute Schlafumgebung (bequemes Bett, gute Matratze) achten. Die Temperatur im Schlafzimmer sollte ungefähr bei 18 Grad liegen. Es sollte außerdem gut abgedunkelt und vor Lärm geschützt sein.
- Vor dem zu Bett gehen auf Alkohol und schweres Essen verzichten. Ebenso auf anregende Getränke wie Kaffee.
- Tagsüber auf ausreichend Bewegung und Sport achten. Das macht am Abend müde. Auch ein Spaziergang am Abend kann helfen, zur Ruhe zu kommen.
- Handy und Tablet am besten aus dem Schlafzimmer verbannen, da das blaue Licht den Schlaf stören kann. Am besten auch nicht Fernsehen.
- Einen guten Schlafrhythmus etablieren und am besten immer zur gleichen Zeit zu Bett gehen und aufstehen.
- Etablieren Sie Entspannungsrituale vor dem Schlafengehen wie Lesen oder Musik hören. Wer viel Stress hat, dem helfen außerdem Entspannungstechniken wie zum Beispiel Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Meditation, um innerlich zur Ruhe zu kommen.
Dauern die Schlafstörungen länger als drei bis vier Wochen an, sollten Betroffene den Arzt aufsuchen. Dieser klärt ab, ob der Schlafstörung eher psychische Ursachen wie Stress, Ängste oder depressive Verstimmungen zugrunde liegen oder ob körperliche Erkrankungen dahinter stecken.
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