So mancher versucht dieser Tage Corona an der Ostsee zu vergessen. Allerdings wartet dort neben Menschenmassen und SARS-CoV-2 eine weitere potenzielle Gefahr auf die Urlauber: In diesem Jahr tummeln sich Quallen ungewöhnlich früh und in großer Zahl in der Ostsee. Die meisten sind zwar harmlos, hier erfahren Sie aber, was nach Kontakt mit einer Feuerqualle hilft.
Der milde Winter und dazu viel salzreiches Wasser, das aus der Nordsee und dem Kattegat in die südwestliche Ostsee geströmt ist, sorgen für ein gutes Quallenjahr. So erklärt Dr. Cornelia Jaspers vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, warum derzeit so viele Ohrenquallen, eingeschleppte Rippenquallen und vereinzelte Feuerquallen in der Ostsee vorkommen. Die Forscherin nennt auch mögliche ökologische Auswirkungen: Die in Massen vorkommenden Quallen können zum Sauerstoffschwund des Wassers beitragen und zu Nahrungskonkurrenten für Fische werden.
Ohrenquallen: für den Menschen ungefährlich
Die Ohrenqualle (Aurelia aurita) kommt beinahe weltweit vor. Auch in Deutschland treffen Strandurlauber am häufigsten auf diese Quallenart. Sie kommt sogar mit den niedrigen Salzgehalten der Ostsee zurecht. Seit einigen Jahren neigt sie dort im Sommer zu Massenvermehrungen. In diesem Jahr ist dies früher geschehen als üblich. Außerdem sind die Ohrenquallen aktuell besonders groß, wie Cornelia Jaspers betont.
Die circa tellergroße Ohrenqualle ist gut an ihrer namensgebenden Zeichnung zu erkennen: den vier „Ohren“ (Ringen) im gallertigen, durchscheinenden Schirm. Hierbei handelt es sich um die Gonaden der Tiere. Mit ihren langen Tentakeln fängt die Ohrenqualle Kleinlebewesen. Für den Menschen ist sie ungefährlich.
Unliebsame Neulinge
Auch die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi (Meerwalnuss) wird dem Menschen direkt nicht gefährlich. Die ursprünglich aus tropischen Gewässern stammende Art ist nur circa 10 Zentimeter groß und trägt Rippen. Steigt ihre Population in Nord- und Ostsee an, kann dadurch das Ökosystem gestört werden. Auch die aus dem Schwarzen Meer stammende Miniqualle Blackfordia virginica könnte sich in der Ostsee ausbreiten, da sie mit einem niedrigen Salzgehalt zurechtkommt. Bisher wurde die südosteuropäische Qualle sporadisch in der Kieler Bucht entdeckt. Auch diese Qualle könnte das ökologische Gleichgewicht stören; sie bedroht den Menschen aber nicht direkt.
Eine Begegnung mit der Gelben Haarqualle (Cyanea capillata) – gemeinhin „Feuerqualle“ genannt – kann dagegen äußerst unangenehm verlaufen. Die gelb bis dunkelrot gefärbte, 15 bis 50 Zentimeter große Qualle wird durch Wind und Strömung aus der Nordsee in die Ostsee getrieben.
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