Positives Denken: Warum Optimisten (nicht unbedingt) länger leben als Pessimisten

"Always look on the bright side of life" – das sang Eric Idle, Gründungsmitglied der bekannten Komikergruppe Monty Python, bereits in den 70ern im Film "Das Leben des Brian". Übersetzt bedeutet der Refrain des Songs so viel wie: "Betrachte das Leben immer von der positiven Seite aus."

Ein – wenn auch nicht ganz ernst gemeinter – Appell für mehr Optimismus. Ein Lebensgefühl, das aktuell durch Krisen und Herausforderungen immer seltener wird. Dabei kann Optimismus, wenn er richtig gelebt wird, unser Leben bereichern – und sogar verlängern.

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Aber was ist Optimismus eigentlich? Im Grunde geht es darum, dass jemand mit einer positiven Grundeinstellung an das Leben herangeht. Optimismus geht also mit einem Vertrauen in das Leben einher und führt dazu, dass wir eher einen positiven als einen negativen Ausgang erwarten. 

Optimisten glauben also, dass sie ihre Ziele erreichen können und es sich lohnt, sich für ihre Wünsche und Bedürfnisse einzusetzen. Dadurch neigen Menschen auf der "Bright side of life" auch eher dazu, Herausforderungen als Chance zu sehen und zu nutzen als Pessimisten.

Studien: Optimismus kann unser Leben verlängern

So weit, so gut. Die Auswirkungen von einer positiven Lebenseinstellung gehen aber noch einen Schritt weiter: Laut mehreren Studien kann Optimismus unser Leben verlängern. Die jüngste Untersuchung in dem Bereich wurde erst vor kurzem im "Journal of the American Geriatrics Society" veröffentlicht. Demnach soll Optimismus unsere Lebenserwartung um bis zu 5,4 Prozent steigern können.

Eine andere Studie von einem Forschungsteam der Boston University School of Medicine konnte bereits im Jahr 2019 zeigen, dass Optimisten im Vergleich zu Pessimisten deutlich länger leben. Um das herauszufinden, haben die Forscher:innen Datenbanken mit Gesundheitsdaten und Informationen zur Lebensführung von mehr als 70.000 Krankenschwestern und mehr als 1.000 Veteranen genutzt.

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Mit Hilfe von Fragebögen wurden diese dann in mehrere Gruppen eingeteilt – von sehr optimistisch bis sehr pessimistisch. Das Ergebnis: Die stärksten Optimisten hatten eine 50 bis 70 Prozent größere Chance, das 85. Lebensjahr zu erreichen, als die stärksten Pessimisten. Für die Forschenden ein klares Zeichen dafür, dass "Optimismus als eine psychologische Reccourse fungiert, die Langlebigkeit fördert", heißt es in der Vorstellung von Erstautorin Lewina Lee.

Die positiven Auswirkungen von Optimismus

Optimismus tut uns demnach also gut – und das nicht nur in Bezug auf die Lebenserwartung. Eine positive Lebenseinstellung soll außerdem unser Immunsystem stärken und uns besser für Erkältungen wappnen sowie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen senken. Außerdem konnten Studien zeigen, dass Optimisten besser mit Stress umgehen können und ein stabileres soziales Umfeld haben.

Optimisten sind durchschnittlich auch im Job erfolgreicher. Eine Studie der Universität Erlangen konnte zeigen, dass Menschen mit einer positiven Grundeinstellung mehr Gehalt bekommen und eher auf die Unterstützung von Kolleg:innen zählen können.

Wie wirkt sich Optimismus auf uns aus?

Zahlreiche Wissenschaftler:innen sind sich also einig: Optimismus tut uns gut. Die Frage nach dem "Wie" konnte bisher allerdings keine Studie eindeutig beantworten. Es wird angenommen, dass der bessere Umgang mit Stress, der durch Optimismus entsteht, sich positiv auf viele andere Lebensbereiche auswirken kann und so eine Art Domino-Effekt entsteht.

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Optimismus geht zudem oft mit einer generell gesunden Lebensweise einher, sprich: gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung und einem gemäßigten Konsum von Genussmitteln. Inwiefern diese Eigenschaften korrelieren, ist allerdings unklar. Fest steht, dass Optimisten dazu tendieren, ihre Gesundheit zur Priorität zu machen.

Die Schattenseite von Optimismus

Also werden wir jetzt einfach alle zu unbeirrten Optimisten und suchen in jeder Lebenslage nur das Positive – und werden damit uralt und glücklich. Das klingt ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, oder? Das mag daran liegen, dass das nur die eine Seite der Medaille ist. Denn beim Optimismus ist es, wie in vielen anderen Lebensbereichen auch: nicht alles, was glänzt, ist auch Gold.

Ja, mehrere Studien haben herausgefunden, dass Optimismus unser Leben verlängern kann. Aber es gibt eben auch Wissenschaftler:innen, die einige dieser Studien mit eigenen Untersuchungen widerlegen konnten.

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Ein Beispiel: Der amerikanische Forscher Daniel Spiegel hat belegt, dass eine Gruppentherapie, bei der die Teilnehmer:innen sich positive Gedanken machen, bei der Genesung von Brustkrebspatientinnen helfen kann. Nach kurzer Zeit hat ein Forschungsteam um Psychologe James Coyne das Ergebnis widerlegt. Es gibt zudem Studien, die zeigen konnten, dass Pessimisten im Krankheitsfall länger leben als Optimisten, weil sie früher zum Arzt gehen und sich genauer an Vorsorgetermine halten.

Ist Optimismus gesund – oder nicht?

Abgesehen davon gibt es auch Studien, die zeigen konnten, dass Optimisten sich waghalsiger und naiver verhalten, eher zur Glücksspielsucht neigen und länger warten, bis sie mit Beschwerden zum Arzt gehen – weil sie der Überzeugung sind, dass es schon nichts Schlimmes ist. Unbeirrte Optimisten neigen außerdem dazu, sich selbst zu überschätzen und sich durch zu hohe Ziele selbst unter Druck zu setzen.

Ist Optimismus nun gesund oder nicht? Wie so oft liegt der Königsweg hier wohl auch irgendwo in der Mitte. Eine positive Grundeinstellung ist grundsätzlich erstmal eine gute Sache, auf der man aufbauen kann. Aber nur, wenn wir Optimismus nicht mit toxischer Positivität verwechseln und lernen, dass auch negative Gefühle, Probleme und Krisen zum Leben dazugehören – und es in Ordnung ist, mal nichts Positives in einer Situation zu sehen.

Quelle: Studie der Boston University School of Medicine, Studie zu Optimismus und Karriere, Studie der Universität Mannheim, Studie von Daniel Spiegel, Studie von James Coyne, Studie zu den Nachteilen von Optimismus, 

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