Portrait – Cannabis sativa

In den letzten Jahrzehnten hat in der Medizin hierzulande das Interesse an Cannabinoiden stark zugenommen. Schon seit 1998 sind Magistralrezepturen mit Dronabinol (THC) in Deutschland verordnungsfähig, Sativex war das erste Fertigarzneimittel. Richtig Fahrt aufgenommen hat das Thema dann 2017 mit dem Cannabisgesetz, das unter anderem die Verordnung von Medizinalhanf möglich machte. Hier das wichtigste zur Stammpflanze Cannabis sativa und ihren Inhaltsstoffen.

Cannabis sativa gehört zur Familie der Hanfgewächse und ist eine zweihäusige Pflanze, das heißt, männliche und weibliche Blüten kommen auf getrennten Individuen vor. Letztere sind besonders reich an THC und werden deshalb therapeutisch genutzt. Für die getrockneten Triebspitzen der weiblichen Hanfpflanze (Cannabis sativa) gibt es viele Namen – zum Beispiel Marihuana, Gras oder Weed. Bekannt sind sie vor allem als Rauschdroge, denn ihr Hauptinhaltsstoff, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), kann beruhigend, stimulierend und halluzinogen wirken. Doch Cannabis hat auch medizinische Bedeutung und wird zum Beispiel bei Krebspatienten gegen starke Übelkeit während einer Chemotherapie oder bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS), die unter Spastiken leiden, eingesetzt.

Die Geschichte von Cannabis als Medizin reicht tausende Jahre zurück: Erstmals als Heilmittel erwähnt wurde die Hanfpflanze etwa 2700 v. Chr. in einem chinesischen Arzneibuch. Im 19. Jahrhundert wurde sie in Europa unter anderem zur Behandlung von Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen angewendet. Ende der 1980er-Jahre fand man heraus, dass der Mensch über körpereigene Stoffe verfügt, die den pflanzlichen Inhaltsstoffen, den Cannabinoiden, sehr ähnlich sind und die über das sogenannte Endocannabinoidsystem wichtige biologische Funktionen im zentralen Nervensystem und in vielen anderen Organen ausüben. Über diese Strukturen versucht man auch, die therapeutisch interessanten Wirkungen von Cannabis sativa zu erklären. Cannabis sativa enthält rund 400 verschiedene Inhaltsstoffe, davon etwa hundert verschiedene Cannabinoide sowie diverse Terpene und Flavonoide. Cannabinoide sind chemisch gesehen C-21-Terpenphenole, die als charakteristische Substanzgruppe von Cannabis sativa L. gebildet werden und von denen über 100 Verbindungen isoliert wurden.

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Die wichtigsten Cannabinoide aus der Hanfpflanze sind das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC) und das am zweithäufigsten vorkommende, nicht berauschende CBD. Cannabidiolsäure und Δ9 -Tetrahydrocannabinolsäure sind die Vorläufer dieser pharmakologisch am besten erforschten Cannabinoide Cannabidiol (CBD) und Δ9 -Tetrahydrocannabinol (THC).

Das psychoaktive THC wirkt als Partialagonist an CB1 – und CB2 -Rezeptoren. Da zum Zeitpunkt der Entdeckung der natürliche Ligand nicht bekannt war, wurden die Rezeptoren als Cannabinoid-Rezeptor CB1 und CB2 bezeichnet. Erst in den 1990er-Jahren fand man die endogenen Liganden für CB1 und CB2. Obwohl die körpereigenen Liganden Arachidonsäure-Derivate aus dem Lipidstoffwechsel sind, blieb man bei der nomenklatorischen Festlegung und bezeichnete sie nicht ganz zutreffend als endogene Cannabinoide beziehungsweise Endocannabinoide. Bisher sind mit Arachidonylethanolamid (AEA, Anandamid) und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) zwei endogene Liganden des Endocannabinoid-Systems bekannt. Lange war das Vorkommen des relevanten Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1) nur im zentralen Nervensystem bekannt, später fand man ihn auch in zahlreichen anderen Organen wie in der Milz, Nebenniere, Lunge, Herz und dem Pankreas. Der zweite wichtige Cannabinoid-Rezeptor (CB2) ist vor allem in peripheren Blutzellen und Geweben des Immunsystems wie der Milz anzutreffen. Exprimiert wird er insbesondere von B-Lymphozyten, natürlichen Killerzellen und Monozyten.

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