Österreich: Apothekerkammer-App und heißer Draht zum Apotheker

Der deutsche und der österreichische Apothekenmarkt habenGemeinsamkeiten – etwa das Fremdbesitzverbot –, aber auch Unterschiede. Einer davon ist, dass es bereits seit 2010 eine von der Standesvertretungentwickelte App gibt, die als Notdienstfinder startete, seitdem kontinuierlichweiterentwickelt wurde und heute Medikationspläne und einen Impfpass umfasst. Außerdem gibt es in Österreich einen „Apothekenruf“.

Der Markt der Apothekenkunden-Apps ist bunt in Deutschland. So gibt eseinige schon lang etablierte wie die „ApothekenApp“ oder die App des Wort & Bild-Verlags. Zahlreiche andere, zum Beispiel von Softwarehäusern oder Kooperationen, kamen in letzter Zeit dazu –mit unterschiedlichen Funktionalitäten. Darüber hinaus gibt es die Apothekenfinder-App der ABDA, das letzte Update ist allerdings zwei Jahre her.

Auch im Nachbarland Österreich wurde 2010 eine „Apo-App“ von der österreichischen Apothekerkammer entwickelt, wie Philipp Saiko, Präsident derApothekerkammer Wien, beim Kooperationsgipfel berichtete, der diese Wochezum 11. Mal stattfand. Sie war ebenfallsursprünglich konzipiert worden, um die nächstgelegene Notdienstapotheke zufinden, die man dann auch direkt kontaktieren kann. Heute verfüge sie über weitumfassendere Funktionen, wie Saiko erklärt. So sind zu allen in Österreich gelistetenApothekenprodukten Gebrauchsinformationen, Warnhinweise, Fotos vonOTC-Produkten und Anwendungsvideos hinterlegt. Weiter kann die eigene Medikation erfasst – auch mitEinnahmeerinnerung – und in einem Übersichtsplan angezeigt werden. Die Apo-Appkann zudem als elektronischer Impfpass genutzt werden sowie für verschiedeneGesundheitstagebücher. Arzneimitteleinnahme und Impfpass sind auch für mehrerePersonen erfassbar, in jeweils eigenen Profilen, und man kann sich anAuffrischimpfungen erinnern lassen. DieApp, die kostenfrei heruntergeladen werden kann, sei, so Saiko, mit fast700.000 Downloads die beliebteste App in der Kategorie Medizin/Gesundheit. Zudem sei sie mehrfach ausgezeichnet worden. Eine Vorbestellfunktion gibt es derzeitallerdings nicht.

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Pharmazeutische Beratung am Telefon

Natürlich lässt sich in Österreich die nächstgelegene dienstbereite Apotheke auch telefonisch erfragen – über den Apothekenruf 1455.Doch auch der bietet mehr, wie Saiko erklärt. So erhalte man über den24-Stunden-Telefonservice auf Wunsch auch eine Wegbeschreibung zur nächstenApotheke. Außerdem werdenpharmazeutische Fragen direkt von einem Apotheker beantwortet. Und das komme,so Saiko, bei den Österreichern gut an. So seien 77.000 Anrufe im Jahr 2017 eingegangen– 12 Prozent mehr als im Vorjahr. In Österreich leisten täglich etwa 270Apotheken Notdienst – in kleineren Gemeinden mitunter jede Nacht. Im Gegensatzzu den Bereitschaften der Ärzte und Krankenhäuser wird diese gesetzlichgeregelte Serviceleistung nicht von der öffentlichen Hand, sondern von denApotheken selbst finanziert, eine Institution wie den Nacht- und Notdienstfondsgibt es nicht. Laut Saiko verursachen die Bereitschaftsdienste Kosten von 35Millionen Euro im Jahr.

„Der Versandhandel ist kein Renner“

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu Deutschland ist,dass ausschließlich der Versand von OTC erlaubt ist – seit 2015. „Und der ist keinRenner“, so Saiko. Nur wenige österreichische Apotheken mitVersandhandelserlaubnis seien dort aktiv. Obwohl die Kollegen in Österreichauch zu kämpfen haben, vor allem weil die Kassenspanne zwischen 2008 und 2017um mehr als 20 Prozent von 18,83 Euro auf 14,98 Euro gesunken ist, geht die Zahl derApotheken hier aber nicht zurück, sondern steigt langsam an.

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