Nachschreck-Anfälle wirken dramatisch, sind jedoch meist harmlos
Schlafprobleme sind bei Kindern durchaus keine Seltenheit und die meisten Eltern kennen sie in der ein oder anderen Form. Manche Schlafstörungen wirken allerdings recht erschreckend und lösen entsprechende Besorgnis bei den Eltern aus. Zu diesen gehören beispielsweise die sogenannten Nachtschreck-Anfälle. Betroffene Kinder wachen panisch schreiend auf und wirken zunächst wach, sind allerdings nicht aufnahmefähig und erkennen oft ihre Eltern nicht. Nach einigen Minuten ist der Spuk dann vorbei und die Kinder schlafen normal weiter.
Obwohl die Symptomatik der Nachtschreck-Anfälle (auch Pavor nocturnus) durchaus dramatisch wirkt, ist die Schlafstörung „in der Regel nicht bedenklich und vergeht von alleine“, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer aktuellen Mitteilung. Wenn diese Schlafstörung länger anhält oder ältere Kinder betrifft, sei allerdings eine ausführlichere Untersuchung erforderlich, um psychiatrische Erkrankungen oder andere Ursachen auszuschließen.
Rätselhafte Formen der Schlafstörungen
Das Spektrum der Schlafstörungen umfasst einige besonders rätselhafte Beschwerdebilder, wie beispielsweise die REM-Schlafstörung, bei der Betroffene im Schlaf schreien und wild um sich schlagen. Auch der Pavor nocturnus zählt zu diesen rätselhaften Formen der Schlafstörungen, wobei dieser zudem häufig gemeinsam mit dem Schlafwandeln auftritt. „Beim Nachtschreck schrecken kleine Kinder etwa eine bis zwei Stunden nach dem Einschlafen – immer in der ersten Nachthälfte – auf, wirken panisch und schreien, machen häufig abwehrende Handbewegungen und scheinen oft die Eltern nicht zu erkennen“, berichtet Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Expertengremiums vom BVKJ. Am nächsten Tag können sich die Kinder in der Regel an nichts erinnern.
Nachtschreck-Anfall dauert bis zu 15 Minuten
Vom Nachtschreck betroffen sind laut Angaben des BVKJ rund ein Drittel der kleinen Kinder, wobei im Alter von etwa eineinhalb Jahren ein Höhepunkt dieser sogenannten „Arousal-Störung“ erreicht werde. Der nächtliche Anfall dauere etwa fünf bis fünfzehn Minuten und die Kinder seien währenddessen nicht richtig wach und aufnahmefähig. Trotzdem sollten die Eltern „leise und beruhigend auf ihr Kind einreden“, rät Dr. Monika Niehaus.
Prävention ist gefragt
Zur Vermeidung der Nachtangst kann laut Angabe des BVKJ eine gute Schlafhygiene mit einer reizarmen Umgebung vor dem Zubettgehen beitragen. Dazu gehöre beispielsweise kein Fernsehen oder keine Nutzung von Bildschirmen wie Tablets etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen. Auch gedämpftes Licht und ein regelmäßiges Ritual, wie eine Gute-Nacht-Geschichte vor dem Schlafen, wirken sich dem BVKJ zufolge positiv aus. Laute Geräusche gelte es schon vor dem Zubettgehen zu vermeiden und wenn das Kind es wünscht, könne ein schwaches Nachtlicht eingeschaltet bleiben, so Dr. Niehaus.
Im Zweifelsfall ärztliche Hilfe hinzuziehen
Wenn Unsicherheit besteht, ob ein Kind unter einem Nachtschreck leidet, können Eltern ihr Kind während eines Anfalls mit dem Handy filmen und einem Kinder- und Jugendarzt zeigen, um eine fachliche Einschätzung zu ermöglichen, so der Hinweis des BVKJ. Idealerweise werde dabei auch die Zeit des Zubettgehens und der Zeitpunkt des Pavor nocturnus erfasst. Gegebenenfalls können im Anschluss weitere Untersuchungen erforderlich werden, um andere Ursachen der Beschwerden wie beispielsweise eine latente Epilepsie auszuschließen. (fp)
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