Der Parasit vermehrt sich in den Lungen von Ratten, verbreitet sich über Schnecken, kann Menschen befallen und schlimmstenfalls töten. Das klingt nach Ekel-Stoff für einen Endzeitfilm. Doch den Rattenlungenwurm gibt es wirklich, er wurde erstmals 1935 bei Ratten in China beschrieben. Und kürzlich auf der bei Deutschen beliebten Urlaubsinsel Mallorca gefunden. Menschen erkranken daran aber nur unter sehr ungewöhnlichen Umständen, wie Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin erklärt. „Das zu kriegen, ist echt schwer.“
Trotzdem ist der Rattenlungenwurm (Angiostrongylus cantonensis) im Gespräch, seit Mallorca betroffen ist. Auf Expansionskurs ist er tatsächlich. „Früher war das ein südostasiatisches Problem“, so Jelinek. Das hat sich geändert. Verbreitet ist der Parasit laut US-Gesundheitsbehörde CDC inzwischen in Südostasien und auf den pazifischen Inseln, zunehmend taucht er zudem in Regionen wie Afrika, der Karibik und den USA auf.
Rattenlungenwurm profitiert vom Klimawandel
Der Rattenlungenwurm gilt als sogenannte „Emerging Disease“, als sich ausbreitende Krankheit. „Globalisierung und Klimawandel dürften zur Ausbreitung beigetragen haben“, sagt Peter-Henning Clausen vom Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der FU Berlin. Ratten reisten als blinde Passagiere zum Beispiel an Bord von Schiffen um die Welt. Und wärmere Temperaturen nützten den Parasiten, da für die Larvenentwicklung eine gewisse Temperatur nötig sei. Aber macht sie das auch zu einer Gefahr für Europäer?
Rückblick: Was genau ist überhaupt auf Mallorca passiert? Betroffene Menschen wurden dort genauso wenig bekannt wie auf der Kanaren-Insel Teneriffa, wo der Wurm laut einer Studie von 2010 bei Ratten gefunden wurde. Dies galt als erster Fund in der EU. Auf Mallorca wurden 2018 zwei kranke Igel in einer Wildtierstation abgegeben – der Rattenlungenwurm erwies sich als Ursache. Wissenschaftler um Claudia Paredes-Esquivel von der Universität der Balearen schrieben im August in einem Fachblatt über den Fall: Es sei anzunehmen, dass der Parasit auf der Insel aktiv übertragen werde. Ratten und Schnecken, die eine Ausbreitung erleichtern könnten, seien allgegenwärtig.
Der Parasit vermehrt sich in Ratten und anderen Nagern: „Ratten sind die bevorzugten Endwirte“, erklärt Clausen. Die Nager beherbergen den ausgewachsenen Wurm in ihren Lungen, wie schon die deutsche Bezeichnung vermuten lässt. Die Larven des Parasiten gelangen von dort über die Luftröhre in den Rachen der Ratte, werden geschluckt und mit dem Kot ausgeschieden.
Schnecken sind nur Zwischenwirte
Schnecken können die Larven mit dem Kot aufnehmen. Sie sind sogenannte Zwischenwirte, in denen sich die Larven weiter entwickeln, bis sie das für Menschen ansteckende Stadium erreicht haben, wie Clausen sagt. Menschen können sich infizieren, wenn sie Schnecken essen. Da diese auf Mallorca zur lokalen Küche gehören, sorgte der Wurm-Fund für Schlagzeilen. „Das Risiko einer Infektion reduziert sich allerdings drastisch durch ausreichendes Garen“, betont Clausen.
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