Das Bundesgesundheitsministerium plant eine Neuregelung zuModellvorhaben, bei denen Apotheker Grippeimpfungen verabreichen sollen. Aufdem derzeit in Münster stattfindenden Ärztetag hat sich Dr. Frank-UlrichMontgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), vehement gegen diese Pläne ausgesprochen.„Impfen ist einfach nicht nur ein Pieks in den Arm“, sagte Montgomery.
Zur Verbesserung der Impfquote sollen Krankenkassen oderihre Landesverbände mit Apothekern Verträge über Modellprojekte zurDurchführung von Grippeschutzimpfungen vereinbaren. In den Verträgen sollen dieVoraussetzungen für die Durchführung von Grippeschutzimpfungen in Apothekensowie deren Durchführung, Vergütung, Abrechnung und Dokumentation geregeltwerden. Diese Modellprojekte sollen auf fünf Jahre begrenzt sein und wissenschaftlichbegleitet und ausgewertet werden. Die Sicherheit der Patienten solle durchärztliche Schulungen der Impfenden sichergestellt werden. So steht es zumindest im Entwurf des Apotheken-Stärkungsgesetzes.
Montgomery sagte am heutigen Dienstag, dass zum Impfen vorherigeBefragungen und Untersuchungen von Patienten sowie Eingriffsmöglichkeiten beiZwischenfällen gehörten. Die Verantwortung dafür könne auf gar keinen Fall anandere Berufsgruppen wie Apotheker übertragen werden. „Impfen gehört inärztliche Hand.“
Montgomery wandte sich generell gegen Angriffe auf denArztberuf. Ärzte klagten über zu viel Arbeit, zu wenige Kollegen und dauerndezeitliche Überforderung. Spahns Antwort darauf seien jedoch Vorstöße, die „amRande ärztlicher Tätigkeit“ neue Berufe schafften oder durch Verlagernzentraler Berufsinhalte auf andere an die Professionalität von Ärztenherangingen. Dies zeige sich etwa an Gesetzesplänen zu neuen Ausbildungen fürPsychotherapeuten und Hebammen. Gebraucht würden aber mehr Ärzte und dafür mehrStudienplätze und Möglichkeiten zur Weiterbildung. Patienten hätten in einemhoch entwickelten Gesundheitswesen vor allem ein Anrecht auf Ärztinnen undÄrzte.
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Montgomery: Als Radiologe würde ich auch nicht impfen
Schon im vergangenen Oktober hatte sich Montgomery gegen diePläne von Spahn ausgesprochen. Beim Kongress für Patientensicherheit in Berlinhatte der BÄK-Präsident damals gesagt, dass er sich als Radiologe selbstniemals trauen würde zu impfen. Und weiter: „Ist es im Rahmen von AMTS wirklichklug, wenn man anderen medizinischen Kreisen den Zugang zum Impfen gewährt“?
Nach Montgomerys Ansicht ist es das nicht. Impfen sei eineGrundaufgabe der ärztlichen Tätigkeit, sagte er im Oktober 2018. Dadurch, dassApotheker impften, seien Ärzte noch lange nicht hinsichtlich ihresArbeitspensums entlastet. Auch dashäufig angeführte Argument einer Verbesserung der Impfquote durch impfendeApotheker lässt Montgomery nicht gelten: „Die Impfquote wird nicht durchApotheker gesteigert, sondern durch Vernunft und Aufklärung“, so derÄrztepräsident. Sein Fazit war also schon damals: „Schuster bleib bei deinenLeisten, und das Impfen bleibt in der Hand des Arztes“.
Medienberichten zufolge tritt Montgomery am kommenden Donnerstag nach achtjähriger Amtszeit nicht mehr zur Präsidentschaftswahl an. Der nahezu 67-jährige will weiter im Aufsichtsrat der Apotheker- und Ärztebank verbleiben. Vor einem Monat wählte ihn der Vorstand des Weltärztebundes zum Vorsitzenden für gesundheitspolitische Debatten. Als mögliche neue BÄK-Präsidentin wird derzeit Niedersachsens Ärzterkammerpräsidentin Martina Wenker gehandelt.
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