Es war ein Jahr voller Frust für uns Apothekers. Die ABDA schweigt zum Apothekerhonorar und zum Gutachten, setzt nur aufs Rx-Versandhandelsverbot, entwickelt keine Alternativkonzepte und vergisst die Digitalisierung. Spahn hält nichts vom Rx-Versandhandelsverbot, knallt uns Apothekers sein Lösungspaket auf den Tisch, und wir sollen es schnellstmöglich akzeptieren. Ganz oder gar nicht. Ob es umsetzbar sind, steht in den Sternen. Es war ein Jahr, von dem wir Apothekers viel erwarteten, aber maßlos enttäuscht wurden.
Januar und Februar 2018
Januar 2018
Der ABDA-Präsident Anfang des Jahres in einem PZ-Interview auf die Frage, was er sich von 2018 verspricht: „Angesichts der schwierigen aktuellen Situation erwarte ich für 2018 nicht allzu viel…“. Mein liebes Tagebuch, er sollte Recht behalten. Die ABDA ging voran – mit Schweigen, nichts als Schweigen. Die Schweigestrategie der ABDA zum 2hm-Honorargutachten, vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben,hielt sie nahezu das gesamte Jahr hindurch aufrecht. Das Gutachten habe derart viele falsche Prämissen, die unweigerlich zu falschen Schlussfolgerungen führten. Dies könne keine Grundlage für eine echte politische Auseinandersetzung sein. Mein liebes Tagebuch, das Papier ist zwar Schrott, aber eine Strategie des Totschweigens kann nicht aufgehen.
Und während andere Branchen landauf, landab im Digitalisierungs-Hype sind, fristet die digitale Revolution bei der ABDA eher ein Nischen-Dasein. Man unterzeichnet zwar eine Absichtserklärung, einen „Letter of Intent“, mit den Berufsverbänden der Ärzte und der Zahnärzte, um deutlich zu machen, wo’s da lang gehen soll, aber dann passiert nicht mehr viel. Doch, bei den Ärzten. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg erlaubt die Fernbehandlung im Modellversuch. Bei uns Apothekers sieht Digitales so aus: Wir hängen den ersten digitalen Rezept-Briefkasten auf.
Februar 2018
Es hagelt von vielen Seiten Kritik für die ABDA wegen der Schweigestrategie zum Honorargutachten und wegen des passiven Kommunikationsverhaltens. Doch die ABDA ist für andere Argumente nicht zugänglich. Und schon bald muss unsere liebe Standesvertretung feststellen, dass sich das Gutachten nicht in Luft auflöst, es liegt auf den Tischen des Wirtschafts- und Gesundheitsministeriums, es liegt obenauf in den Regierungen der Länder, die Gesundheitspolitiker aller Parteien haben es in ihrer Schublade, auch die Krankenkassen haben es nicht in den Schredder geworfen.
Das Mega-Thema in diesem Jahr: das Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel (Rx). Im Februar rückt es fast in greifbare Nähe, manche sprechen sogar von einem „Feiertag“ für Apotheker. Als nämlich mit dem neuen Koalitionsvertrag bekannt wird, dass das Bundesgesundheitsministerium an die CDU gehen soll und dass sich die Koalition fürs Rx-Versandverbot einsetzen will, ist das Aufatmen groß. Dieser Kernsatz im Koalitionspapier geht doch runter wie Öl: „Wir stärken die Apotheke vor Ort: Einsatz für Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.“ Was gibt es Schöneres! Auf dem Papier. Noch-Bundesgesundheitsminister Gröhe macht sogar noch Hoffnung: Er wirbt dafür, dass er das Rx-Versandverbot in den Koalitionsvertrag gebracht hat. Doch die Menschen draußen in der realen und virtuellen Welt verstehen das leider nicht – hat ihnen wohl auch niemand so richtig erklärt, warum das gut sein soll.
Und dann der Knaller Ende Februar: Jens Spahn wird Gesundheitsminister der neuen Groko. Was Apothekers ihm mit auf den Weg geben: Die Apotheken sind vor Ort und digital, und Päckchen verschicken hat nichts mit Digitalisierung zu tun. Und alles Weitere steht ja schon im Koalitionsvertrag.
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