Das Modellprojekt Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) war ein großer Erfolg. Aber obwohl harte klinische Endpunkte erreicht wurden, war der Nutzen der Interventionen für einen guten Teil der Patient:innen nicht unmittelbar erkennbar. Welche Gründe dahinterstecken und wie sich der Nutzen besser kommunizieren lässt – auch bei der Umsetzung der pharmazeutischen Dienstleistungen – erläuterte Christiane Eickhoff von der ABDA.
Patient:innen, die an dem Modellprojekt ARMIN teilgenommen haben, hatten gegenüber der Kontrollgruppe ein um 16% reduziertes relatives Mortalitätsrisiko – und obendrein eine gesteigerte Adhärenz, was ihre Medikation betrifft. Die Ergebnisse von ARMIN seien nicht weniger als „spektakulär“. So begann Christiane Eickhoff (ABDA) ihren Impulsvortrag beim Themenforum „Lehren aus ARMIN“, der am Donnerstagnachmittag Platz auf der Agenda des Deutschen Apothekertags gefunden hatte. Dennoch hätten am Projektende etwa die Hälfte der Teilnehmenden spontan keinen konkreten Nutzen der Intervention benennen können. Um zu evaluieren, wie es dazu gekommen ist, führte Eickhoff den Delegierten vor Augen, dass die Beweggründe für die Teilnahme an dem Projekt für Heilberufler:innen und Patient:innen völlig verschieden gewesen sind.
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Für 70% der Teilnehmenden war die Empfehlung zur Teilnahme durch ihnen Arzt ein wichtiger Beweggrund. Weiterhin erhofften sie sich eine bessere Betreuung durch die Heilberufler:innen oder, dass sie im Anschluss weniger Tabletten einzunehmen hätten. Auch mehr Wissen und Sicherheit im Umgang mit ihren Arzneimitteln und die Aussicht auf eine Überprüfung ihrer Medikation bewegten zur Teilnahme.
Von den befragten Apotheker:innen gaben unterdessen 90% als Motivation an, zur Arzneimitteltherapiesicherheit ihrer Patient:innen beitragen zu wollen. Sie schätzten aber, dass sich bei 2/3 der Teilnehmer:innen die Erwartungen an das Modellprojekt zwar nicht erfüllt, sich aber die Situation verbessert habe.
Wann ist ein Nutzen ein Nutzen?
Auch den Nutzen bewerteten Apotheker:innen anders als die von ihnen betreuten Patient:innen. So sahen letztere etwa einen Nutzen, wenn sich ihr Wissen zur Medikation verbesserte oder sie sich besser medizinisch und pharmazeutisch betreut fühlten. Apotheker:innen sprachen eher dann von einem Nutzen, wenn sie beispielsweise arzneimittelbezogene Probleme lösen oder sie die Therapie der Kundschaft optimieren konnten. In einem konkreten Fallbeispiel, wurde unter anderem eine Doppelmedikation erkannt, Interaktionen vermieden und zu den Einnahmezeitpunkten geschult – dennoch gab die Patientin an, es habe sich für sie „eigentlich gar nichts“ verändert.
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Zusammengefasst: Auch wenn der Nutzen der Intervention unzweifelhaft gegeben war, war er von den Profiteur:innen nicht immer erlebbar. Dies zu ändern, sei eine wichtige Aufgabe für Apothekenteams – die genau so auch in Sachen pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) bestehe. Eickhoff empfiehlt daher drei Aspekte in der Kommunikation zu berücksichtigen:
Zum Erwartungsmanagement können die Bedürfnisse der Patient:innen abgefragt werden. Anschließend kann eingeordnet werden, welche davon erfüllbar sind und wo eine Intervention an ihre Grenzen stößt. Weiterhin sollte Transparenz über erbrachte Leistungen geschaffen werden – schließlich sei ein guter Teil der Dienstleistung für die Patient:innen unsichtbar, etwa die Recherche im Rahmen der Medikationsanalyse und ggf. erfolgte Rücksprachen mit Arzt/Ärztin. Als Drittes rät Eickhoff dazu, die Botschaften ruhig mit einer großen Portion Selbstbewusstsein zu formulieren und den Wert der eigenen Arbeit zu unterstreichen. Als Ansporn könne hierbei gelten, dass Patient:innen apothekerliche Leistungen in aller Regel hoch schätzen.
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