Kitas und Schulen bleiben aufgrund der Corona-Pandemie vorerst bundesweit geschlossen. Ausnahmslos. Der deutsche Präsident der Kinderärzte hält das für einen fatalen Fehler. Er fordert, dass Kitas und Schulen in Brennpunkten sofort geöffnet werden müssen.
Trotz Corona stellten mehrere Ministerpräsidenten zuletzt Öffnungen in Kitas und Schulen in Aussicht, einige, darunter Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, zogen sie wieder zurück. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erklärt, dass nach dem Lockdown zuerst Schulen und Kitas wieder geöffnet werden müssten.
Der deutsche Kinderärzte-Präsident meint, dass das für viele Kinder zu spät sei. Schulen in sozialen Brennpunkten müssten am besten sofort geöffnet werden.
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Jörg Dötsch ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und leitet die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln. Dem „Tagesspiegel“ sagte er, dass man dort, „wo wir am meisten Sorge um die Gesundheit, das Wohlergehen und auch die Bildung haben müssen“, gezielter aktiv werden müsse. Deshalb müssten Kitas und Schulen in sozialen Brennpunkten „so schnell wie möglich, am besten sofort“ wieder geöffnet werden.
Kinderärzte-Präsident fordert Öffnungen auf lokaler Ebene
Es sei eindeutig belegt, dass Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen nochmal härter vom Lockdown und den Schulschließungen getroffen werden als andere. Man sehe das in den Krankenhäusern gerade in den Ballungsräumen. „Unser Universitätsklinikum liegt in einem eher bürgerlichen Bezirk von Köln“, so der 55-Jährige. „Die Kliniken, die in sozial schwächeren Gegenden angesiedelt sind, haben erheblich mehr Probleme mit verschleppten Erkrankungen, Fällen von Vernachlässigungen und auch Misshandlungen.“
Die Politik würde in zu großem Rahmen entscheiden, kritisierte Dötsch weiter. Es müsse auf lokaler Ebene beschlossen werden, wo welche Kitas und Schulen dringend geöffnet werden sollten – „in den Städten der Ballungsräume eigentlich sogar in den einzelnen Bezirken“.
Baden-Württemberg zog Lockerung zurück
Schulen und Kitas als einzige Maßnahme weiter dicht zu lassen, widerspreche „allen wissenschaftlichen Daten, die wir im Moment haben“, meint der Kinderarzt. „Eine solche Aussage halte ich in keiner Weise für belegt und daher auch für fahrlässig.“ Allein das Schließen der Schulen habe die Pandemiesituation nicht verändert, so Dötsch gegenüber der Zeitung, „sondern der Maßnahmenkatalog insgesamt“.
Überforderte Eltern sollen sich nach Ansicht des Kinderarztes dringend extern Hilfe holen. „Und zwar schnell.“ Bei Freunden, einer Betreuungseinrichtung oder im Gespräch mit dem Kinderarzt.
Tatsächlich wollte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bis Mittwoch eine Lockerung für Kitas und Grundschulen durchdrücken – im Sinne der Kleinsten. Dann aber tauchte eine der neuen Virusmutationen in einem Kindergarten in Freiburg auf.
Die Öffnung liegt nun auf Eis. Fraglich ist, ob das Thema vor dem bisher geplanten Ende des bundesweiten Lockdowns am 14. Februar nochmal beraten wird.
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