Herzkrankheiten: Sport verringert Sterblichkeitsrisiko – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Neue Leitlinie für Sport bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Körperliche Aktivität ist gut für die Herzgesundheit. Andersherum kann körperliche Überlastung ein kardiovaskuläres Ereignis auslösen – vor allem, wenn das Herz durch eine Krankheit geschwächt ist. Wie viel dürfen und sollten Betroffene mit Herzerkrankungen trainieren, damit die Gesundheit des Herzens bei einer vorliegenden Herzkrankheit gefördert wird? Eine neue Leitlinie liefert nun erstmals einen roten Faden.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) veröffentlichte kürzlich ihre erste umfassende Empfehlung für körperliche Aktivität bei allen Arten von Herzerkrankungen. Die Leitlinie ist sowohl im „European Heart Journal“ als auch auf der Webseite der ESC einsehbar.

Bewegung kann Herzerkrankte vor einem vorzeitigen Tod schützen

„Regelmäßige Bewegung beugt nicht nur Herzkrankheiten vor, sondern reduziert auch den vorzeitigen Tod bei Menschen mit nachgewiesener Herzerkrankung“, betont Professor Antonio Pelliccia, der Vorsitzende der Leitlinien-Arbeitsgruppe. Gleichzeitig soll die Leitlinie Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Angst vor der Bewegung nehmen, denn „die Wahrscheinlichkeit, dass Bewegung einen Herzstillstand oder Herzinfarkt auslöst, ist extrem gering“, fügt Professor Sanjay Sharma aus dem Leitlinien-Team hinzu.

Bei Herzerkrankung: Wie viel Sport sollte betrieben werden?

Dennoch sollte der Leitlinie zufolge einiges beachtet werden. „Menschen, die völlig inaktiv sind, und Personen mit fortgeschrittener Herzerkrankung sollten ihren Arzt konsultieren, bevor sie Sport treiben“, so Sharma. Aber genau wie gesunde Menschen sollten Betroffene mit Herzkrankheiten insgesamt mindestens 150 Minuten pro Woche eine körperliche Aktivität mit mäßiger Intensität durchzuführen – am besten so verteilt, dass an den meisten Tagen der Woche Sport betrieben wird. Mäßige Intensität bedeutet, dass Herz- und Atemfrequenz erhöht sind, aber die Sporttreibenden immer noch in der Lage sind, ein Gespräch zu führen.

Was gibt es bei Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes zu beachten?

Für Menschen, die fettleibig sind und/oder an Bluthochdruck oder Diabetes leiden, wird in den Leitlinien empfohlen, mindestens dreimal pro Woche kraftaufbauende Übungen zu betreiben. Dies kann beispielsweise durch das Heben von leichten Gewichten realisiert werden. Auch kräftigendes Ausdauertraining wie Radfahren, Laufen und Schwimmen ist laut der Leitlinie geeignet. „Angesichts der steigenden Zahl von Fettleibigkeit und sitzender Lebensweise ist die Förderung der körperlichen Bewegung heute wichtiger denn je“, unterstreicht Professor Pelliccia.

Was sollte bei koronarer Herzkrankheit beachtet werden?

Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste Form von Herz-Kreislauf-Erkrankung. Sie wird durch die Ansammlung von Fettablagerungen an den Innenwänden der Arterien verursacht. Blockiert die Arterie vollständig, kann dies zu einem Herzinfarkt führen. Die meisten Menschen mit koronarer Herzkrankheit können jedoch einen Großteil der Amateursportarten ausüben.

„Menschen mit langjähriger koronarer Herzkrankheit, die zum ersten Mal Sport treiben möchten, sollten zuerst ihren Arzt aufsuchen“, empfiehlt Professor Pelliccia. Die Intensität der Aktivität müsse auf das individuelle Risiko der Betroffenen abgestimmt werden.

Sport hilft bei Herzrhythmusstörungen

Regelmässige moderate körperliche Aktivität wird ebenso empfohlen, um die häufigste Herzrhythmusstörung – das sogenannte Vorhofflimmern – zu verhindern. Menschen mit Vorhofflimmern, die Antikoagulanzien zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen, sollten aufgrund des Blutungsrisikos jedoch Kontaktsportarten vermeiden, so die Empfehlung in der Leitlinie.

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Sport mit Herzschrittmacher

Ein Herzschrittmacher sollte Menschen nicht davon abgehalten, Sport zu treiben. Die Wahl der Sportart sollte auch mit einer Ärztin, beziehungsweise einem Arzt abgestimmt werden. Sportarten, bei denen es zu Stürzen oder Zusammenstößen kommen kann, sollten jedoch vermieden werden.

Warnsignale beim Sport

Professor Pelliccia weist auf Warnsignale hin, die beim Sporttreiben mit Herzkrankheiten unbedingt beachtet werden müssen. Wer länger als 15 Minuten unter Brustschmerzen leidet, sollte einen Krankenwagen rufen. „Wenn Sie feststellen, dass die Übungen zu Herzklopfen, ungewöhnlicher Kurzatmigkeit oder zu Schmerzen in der Brust führen, reduzieren Sie Ihre Aktivität und klären Sie dies mit Ihrem Arzt ab“, rät Pelliccia.

Sport ist selbst in kleinen Mengen vorteilhaft

„Körperliche Aktivität ist gut für alle Menschen mit Herzkrankheiten, und selbst kleine Mengen sind vorteilhaft“, resümiert Professor Sharma. Die Richtlinie soll Betroffenen, Angehörigen und Personal in Gesundheitsberufen dabei helfen, die besten und angenehmsten Aktivitäten zu finden, um die Herzgesundheit zu fördern. (vb)

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