Erneute Warnung vor EHEC – diesmal in Käse

Für eine ganze Reihe von Rohmilchkäse aus Sachsen und Bayern gilt aktuell eine Lebensmittelwarnung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. In Proben der Produkte einer mobilen Käserei wurden pathogene Escherichia-coli-Bakterien entdeckt.

Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) sind eine gefährliche Variante des praktisch überall vorkommenden Bakteriums E. coli. 2011 hatte es zuletzt eine besonders ausgeprägte Epidemie einer auffallend schweren Verlaufsform der EHEC-Erkrankung in Deutschland gegeben – und die Zahlen der meldepflichtigen EHEC-Enteritiden steigen in jüngster Zeit wieder an. So gab es laut Robert Koch Institut (RKI) im Jahr 2023 bis zur KW 37 bereits 2205 Fälle, während es im Vorjahresvergleichszeitraum nur 1266 Fälle waren.

Aktuell gibt es eine amtliche Warnung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Zusammenhang mit den gefährlichen Pathogenen. Unter anderem im Portal Lebensmittelwarnung.de warnt die Behörde vor Käseprodukten, die in Sachsen und Bayern vertrieben wurden.

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Betroffen ist dabei die mobile Käserei Achim Uhl, deren Firmensitz im sächsischen Stollberg liegt. In der Salzlake und im Schmierwasser mehrerer Käsespezialitäten, die die kleine Käserei herstellt, seien E.-coli-Bakterien gefunden worden, die Verotoxine bilden und damit zu den EHEC-Erregern gehören. Die Produktbezeichnungen der betroffenen Käsesorten sind: „Hausmarke Bärlauch„, „Hausmarke italienische Kräuter“ und „Hausmarke Basilikum„; das Identifikationskennzeichen ist DE SN 10682 EG.

Warum EHEC gefährlich ist

Verotoxin I und Verotoxin II sind Lektine, die von den pathogenen E.-coli-Stämmen produziert werden. In der Wirkung und im Aufbau ähneln die Glykoproteine den Shiga-Toxinen aus Shigella dysenteriae, dem Erreger der Bakterienruhr. Daher gibt es für die Verotoxine I und II auch die synonyme Bezeichnung Shiga-like-Toxin I und II. Die Erreger werden als Verotoxin-produzierende E. coli (VTEC) bzw. Shiga-Toxin-produzierende E. coli (STEC) bezeichnet. Verotoxine sind Zellgifte. Sie inaktivieren als spezifische RNA-N-Glycosidasen die Ribosomen und blockieren damit die Proteinbiosynthese. Dies wirkt sich insbesondere auf die Epithelzellen des Darms und der Gefäßwände aus, die dabei zugrunde gehen.

Nach einer Inkubationszeit von drei bis vier Tagen (manchmal bis zu zehn Tagen) führt dies zu einer Gastroenteritis mit Brechdurchfall, die sich zu einer enterohämorrhagischen Colitis mit blutigem Erbrechen und Durchfall entwickeln kann. Gelangen die Erreger ins Blut, können auch Hirn und Nieren geschädigt werden. Das HUS-Syndrom (hämolytisch-urämisches Syndrom) ist eine schwere Komplikation einer EHEC-Erkrankung. Dieses kann zu akutem Nierenversagen führen. Allerdings kann eine EHEC-Infektion auch symptomlos bleiben.

Die Mehrzahl der Erkrankungen entwickelt sich zu der milden Form des Brechdurchfalls. Die blutige enterohämorrhagischen Colitis tritt bei zehn bis 20 Prozent der Fälle auf. Das HUS betrifft vor allem Kinder mit fünf bis zehn Prozent der symptomatischen Fälle. Die Letalitätsrate der HUS liegt bei rund zwei Prozent.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit empfiehlt, den Rückruf ernst zu nehmen und die Produkte beim Händler zurückzugeben.

Literatur

Hokäse. Mobile Käserei Achim Uhl, Verband für Handwerkliche Milchverarbeitung e.V., https://www.hofkaese.de/hoefe/8385

Lebensmittelwarnung.de. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, https://www.lebensmittelwarnung.de/bvl-lmw-de/liste/alle/deutschlandweit/10/0

RKI. Epidemiologisches Bulletin 38/2023. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/38_23.pdf?__blob=publicationFile

RKI. Ratgeber EHEC-Erkrankung. Stand 1.6.2011, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_EHEC.html#doc2374530bodyText7

TH Mehlhorn. Jobwechsel: Dieser Bänker setzt alles auf Käse. Bild-Zeitung, 17. September 2013, https://www.bild.de/regional/chemnitz/kaese/dieser-banker-setzt-alles-auf-kaese-32417154.bild.html


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