Erst im September hob die dänische Regierung alle Corona-Maßnahmen auf, viele Dänen glaubten die Pandemie überstanden. Doch angesichts rasant steigender Fallzahlen will die Regierung das öffentliche Leben nun wieder einschränken. Eine Chronik über die Corona-Erfolgsgeschichte Dänemarks – und ihr Scheitern.
Angesichts steigender Corona-Zahlen will die dänische Regierung das öffentliche Leben wieder einschränken. Der Anstieg der Infektionen sei auf eine "kleine Gruppe" zurückzuführen, die sich nicht an die Regeln halte, so Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. "Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die Infektionen weiter zunehmen werden", sagte sie am Montag. "Dadurch wird die Belastung der Krankenhäuser erhöht".
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Die Impfbereitschaft im Land ist relativ groß. 88 Prozent aller, denen eine Impfung angeboten wurde, sagten Ja zu der Spritze. So schaffte Dänemark im September, worum das kleine Land viele seiner Nachbarn beneideten: Die Dänen verabschiedeten sich von den Corona-Maßnahmen und genossen ihre wiedererlangte Freiheit. Doch die währte nur kurz.
Am Dienstag will die Regierung erneuten Corona-Maßnahmen dem Epidemieausschuss im Parlament unterbreiten. Unter anderem soll der sogenannte Corona-Pass wieder eingeführt werden, der etwa für Gastronomie und bestimmte Veranstaltungen landesweite 3G-Regeln mit sich bringt. Solange die Mehrheit im Auschuss nicht gegen die Maßnahmen stimmt, können sie umgesetzt werden. Die Wiedereinführung der 3G-Regel bedeute Einschränkungen "für diejenigen, die nicht geimpft sind. Ich denke, so sollte es auch sein", sagte Frederiksen. Am Montag meldeten die Behörden den fünften Tag in Folge mehr als 2000 Neuinfektionen in dem Land mit rund 5,8 Millionen Einwohnern.
Damit würden die Dänen ihre Corona-Erfolgsgeschichte umschreiben müssen. Der dänische Weg durch die Pandemie im Überblick:
Die Corona-Chronik Dänemarks
27. Februar 2020: Dänemark hat seinen ersten Corona-Fall. Ein kurz zuvor aus der Lombardei zurückgekehrter Mann wird positiv auf das Coronavirus getestet
März 2020: Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verkündet am 11. März umfangreiche Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Grenzen werden weitgehend geschlossen. Ab dem 16. März bleiben öffentliche Schulen und Universitäten zunächst für zwei Wochen geschlossen. Arbeitsnehmer werden dazu aufgefordert, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten oder Urlaub zu machen.
Kurz darauf werden auch Versammlungen im öffentlichen Raum mit über zehn Personen verboten. Das Land fährt mit seinen strikten Maßnahmen einen Gegenkurs zum Nachbarland Schweden, das auf Einschränkungen überwiegend verzichtet.
dpa Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin von Dänemark, spricht während einer Pressekonferenz über das Coronavirus.
Sommer 2020: Vereinzelnd werden Maßnahmen wieder gelockert, da sich die Fallzahlen positiv entwickeln. Die Schulen öffnen wieder, Einreisen aus bestimmten Ländern sind wieder möglich. Versammlungen von über zehn Leuten bleiben zunächst verboten.
Dezember 2020: In Dänemark beginnen Ende Dezember die Corona-Impfungen. Dänemark hat weniger Impf-Engpäss und -Skeptiker, es hat von Anfang an auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer gesetzt und bleibt so von den Lieferverzögerungen von AstraZeneca beinahe unberührt. Die Impfkampagne läuft erfolgreicher an als in vielen europäischen Nachbarländern.
April 2021: Der Corona-Pass wird eingeführt, damit beginnt die schrittweise Lockerung der Einschränkungen.
Juni 2021: Die Maskenpflicht wird aufgehoben.
September 2021: Dänemark hebt alle Corona-Beschränkungen auf. Möglich sind diese Lockerungen aufgrund niedriger Infektionszahlen und einer hohen Impfquote. Die Impfquote ist seither noch weiter gestiegen – mittlerweile sind fast 86 Prozent der Däninnen und Dänen über zwölf geimpft -, die Zahl der Neuinfektionen steigt aber auch in Dänemark rasant. Zuletzt verzeichneten die Behörden den zweiten Tag in Folge mehr als 2000 neue Fälle.
Im Oktober verfehlt Dänemark das Impfziel – wenn auch nur knapp
Oktober 2021: Dänemark verfehlt sein Impfziel. 90 Prozent der Dänen sollten bis zum 1. Oktober vollständig geimpft sein – so lautete das Ziel der dänischen Regierung. Trotz der sehr hohen Impfquote von 87 Prozent (mindestens Erstgeimpfter) verfehlt das Land sein Ziel.
Gleichzeitig steigen die Fallzahlen im Land. Mit der Wiederaufnahme des Sport-, Kultur- und Nachtlebens steigt die Anzahl der Covid-Erkrankten und auch der in Krankenhäuser eingewiesenen Patienten. Bei der großen Mehrheit der Krankenhauspatienten handelt es sich um nicht geimpfte Personen; aber auch vollständig Geimpfte erkranken, denn vereinzelt schlägt die Delta-Variante durch. Laut dänischen Angaben infizierten sich bisher 0,4 Prozent der vollständig Geimpften, wobei die Krankheitsverläufe in der Regel mild sind.
Noch Ende des Monats heißt es seitens der Gesundheitsbehörden, dass die Corona-Patienten keine übermäßige Belastung des Gesundheitswesens darstellen. Das Land ist sogar in der Lage, medizinisches Personal nach Rumänien zu schicken, wo die Lage außer Kontrolle ist.
Nach zwei Monaten endet die Corona-Freiheit
November 2021: Nach zwei Monaten endet die Corona-Freiheit wieder. Zwar sagte Dänemarks Top-Epidemiologin Lone Simonsen dem "Spiegel" noch vor kurzem, man werde "nie wieder in den Lockdown gehen". Doch neue Maßnahmen gibt es nun durchaus. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte bei einer Pressekonferenz am Montagabend, man halte es für notwendig, den sogenannten Corona-Pass wieder einzuführen. Das würde bedeuten, dass etwa die Gastronomie und bestimmte Veranstaltungen nur für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete zugänglich sind. Für Veranstaltungen im Außenbereich soll eine Grenze von 2000 Teilnehmern gelten. FOCUS Online/Wochit Dänemark führt plötzlich wieder Corona-Beschränkungen ein
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