Dermatologen fürchten: Covid-Zehen könnten bei Erwachsenen zum Dauerbegleiter werden

Die Hautveränderungen sahen wie Frostbeulen aus, die Mediziner zuerst bei Kindern als Covid-19-Hinweis entdeckten. Sie tauften die merkwürdige Entzündung „Covid-Zehen“ und wissen heute, dass das Symptom weder selten ist noch ausschließlich bei Kindern vorkommt.

Als erste beobachteten Ärzte in den USA, Italien und Spanien das Phänomen bei Kindern und Jugendlichen im Frühsommer: Sie entwickelten an den Füßen eine rötlich-violette oder bläuliche Verfärbung, die an Frostbeulen erinnerten. Danach traten Blasen auf und später schwärzliche Verkrustungen. Die oft schmerzhaften Symptome heilten in der Regel innerhalb von zwei Wochen vollständig aus. Oft hatten die Patienten keine weiteren Beschwerden – nur diese Zehen, die aussahen, als wären sie lang eisiger Kälte ausgesetzt gewesen. Es war aber Frühling.

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Dann gelang einem Team um Isabel Colmenero von der Universitätskinderklinik in Madrid der Nachweis, dass diese Hauterscheinungen eines der zahlreichen Sars-CoV-2-Symptome darstellen. Sie konnten in sieben Hautproben von betroffenen Kindern zwischen elf und 17 Jahren ein Antigen des Spike-Proteins vom Sars-CoV-2 nachweisen. Die Viren befanden sich in der Innenauskleidung kleinster Blutgefäße.

Hartnäckige Entzündung kann Monate bleiben

Spanische Dermatologen waren es auch, die das Phänomen in einer Studie mit 375 Teilnehmern auch bei erwachsenen Covid-Patienten untersuchten. „Covid-Zehen“ gehören bei ihnen zu den eher seltenen Begleiterscheinungen der Infektion. Die Entzündungen können allerdings besonders hartnäckig sein. Einzelne Patienten leiden bis zu einem halben Jahr nach Covid-19 darunter.

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Ansonsten gab es im Frühsommer widersprüchliche Aussagen zu Hautsymptomen und Covid-19. Da die beobachteten Kinder entweder symptomfrei oder nur sehr milde erkrankt waren, sagten einige Mediziner, es handle sich bei den Pseudo-Frostbeulen um ein frühes Zeichen, andere meinten, die Entzündung würde erst spät auftreten. Wieder andere bezweifelten den direkten Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion. Inzwischen weiß man mehr.

Academia Española de Dermatología Forscher vermuten, dass das Coronavirus bläschenartige Ausbrüche hervorrufen kann.

Die Amerikanische Akademie für Dermatologie hat ein internationales Register für Hautprobleme im Zusammenhang mit Covid-19 aufgelegt. Die Hälfte der Einträge von Dermatologen aus aller Welt betreffen Covid-Zehen.

Dermatologen warnen vor unterschätzten Langzeitfolgen

Esther Freeman, Dermatologin an der Harvard-Universität und die Forschungsleiterin des Registers fürchtet, dass einige Covid-19-Patienten Hautprobleme als Langzeitfolge der Erkrankung behalten könnten. Darunter auch viele Erwachsene mit Covid-Zehen. Die Dermatologie-Professorin folgert das aus einer Auswertung von 1000 Patientendaten des Registers. Die Studienergebnisse stellte sie Ende Oktober beim Online-Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie vor. Sie sind noch unveröffentlicht.  

In Deutschland trat das Phänomen „Covid-Zehen“ selten auf, ist Dermatologen und Kinderärzten aber nicht unbekannt. Der Dermatologie-Professor Cord Sunderkötter von der Universität Halle an der Saale hat sich genauer damit beschäftigt.

Hier eine Zusammenfassung seiner Erläuterungen auf der Seite der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft:

Die geröteten Schwellungen sowie klare oder eitergefüllte Bläschen kennzeichnen eine frostbeulen-ähnliche Hauterkrankung. Diese Dermatose entwickelt sich meist erst im späteren Verlauf von Covid‐19 und im Gegensatz zu echten Frostbeulen (Perniones) auch bei warmen Temperaturen statt nur unter feuchtkalten Bedingungen. „Covid-Zehen“ betreffen typischerweise junge und weniger schwer erkrankte Patienten.

Covid-Zehen – eine Mischung aus Entzündung, Schwellung und Gefäßverschluss

„Covid-Zehen“ zeigen ein Mischbild aus Entzündung um die Gefäßwand mit Schwellung der Gefäßzellen und teilweise thromboseartige Verschlüsse. Das führt bei den Betroffenen zu Juckreiz oder Schmerzen oder beidem oder keinen Missempfindungen. Die Anteile betragen jeweils ein Viertel.

Seltener als die „Covid-Zehen“ beobachten Mediziner bei Covid-19 den Verfall und die Zerstörung von Gewebe (ischämische Nekrosen) an den Füßen. Laut Sunderkötter gehen Nekrosen vermehrt auf Entzündungen in der Gefäßwand oder auf Embolien im Rahmen von schweren Gerinnungsstörungen bei Covid-19 zurück. Patienten mit einer Sars-CoV-2–Infektion entwickeln nicht selten auch an anderen Organen Symptome, die auf Thrombosen oder Entzündung in den großen, mittelgroßen oder kleinen Gefäßen hinweisen.

In den Ländern mit vielen Covid-19-Patienten zeigt die Erfahrung, dass die mit Covid-Zehen verbundenen Beschwerden oft nach zwei bis vier Wochen ohne besondere Behandlung zurückgegangen sind.

Eine spezifische Behandlung gibt es ohnehin nicht. Ärzte können nur symptomatisch behandeln: mit Schmerztabletten, juckreizstillenden Cremes, oder bei starker Entzündung auch kurzfristig mit Kortisonsalbe.

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