COVID-19: Interferon (IFN)-α2b beschleunigt Genesung – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Verbesserte Behandlung von COVID-19 in Aussicht?

Eine Behandlung mit dem antiviralen Medikament Interferon (IFN)-α2b scheint die Ausbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen signifikant zu senken und die Blutspiegel von zwei Entzündungsproteinen zu reduzieren. Diese Befunde zeigen das Potenzial für die Entwicklung einer wirksamen antiviralen Intervention gegen COVID-19.

Bei der aktuellen Untersuchung des Forschungsteams um Dr. Eleanor Fish vom Toronto General Hospital Research Institute & University of Toronto’s Department of Immunology wurde festgestellt, dass Interferon (IFN)-α2b die Genesung von an COVID-19 erkrankten Menschen deutlich beschleunigen kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Frontiers in Immunology“ veröffentlicht.

Auswirkungen der Behandlung mit Interferonen

Bei der explorativen Studie an einer Kohorte von bestätigten COVID-19-Fällen in Wuhan wurde festgestellt, dass die Behandlung mit Interferon (IFN)-α2b die Viruslast in den oberen Atemwegen signifikant senkt und die Blutspiegelwerte von Interleukin(IL)-6 und C-reaktivem Protein (CRP), zwei Entzündungsproteinen, die im menschlichen Körper vorkommen, verringert.

Was sind Interferone?

Interferone sind die erste Verteidigungslinie des Menschen gegen alle Viren. Leider haben sich Viren wie das Coronavirus jedoch so weiterentwickelt, dass sie sehr spezifisch eine Interferonreaktion blockieren. Dies zeigt die Bedeutung von Interferonen für die Beseitigung von Virusinfektionen und die Behandlung mit Interferon wird die hemmende Wirkung des Virus außer Kraft setzen, so die Forschungsgruppe.

Erste wichtige Erkenntnisse wurden während des SARS-Ausbruchs gemacht

Während des SARS-Ausbruchs in den Jahren 2002 und 2003 stellten die Forschenden bei einer klinischen Studie fest, dass die Behandlung mit Interferon die Auflösung von Lungenanomalien beschleunigt, verglichen mit Personen, welche nicht mit dem Medikament behandelt wurden.

Moderaten COVID-19-Fälle untersucht

In der aktuellen Studie wurde der Krankheitsverlauf in einer Kohorte von 77 Personen mit bestätigtem COVID-19 untersucht. Bei den an der Studie teilnehmenden Personen handelte es sich um moderate Fälle von COVID-19, da keiner der erkrankten Teilnehmenden eine Intensivpflege oder Intubation benötigte.

Die teilnehmenden Personen wurden entweder mit IFN-α2b, Arbidol (ARB) oder einer Kombination von IFN-α2b plus ARB behandelt. Die Virusfreiheit wurde definiert als zwei aufeinanderfolgende negative Tests auf das Virus im Abstand von mindestens 24 Stunden, erläutern die Forschenden.

IFN-α2b beschleunigte die Virusbeseitigung

Das Team stellte für jede Behandlungsgruppe eine signifikant unterschiedliche Rate der Virusbeseitigung fest. Insbesondere die Behandlung mit IFN-α2b beschleunigte die sogenannte Viral-Clearance um etwa sieben Tage. Die Behandlung mit IFN-α2b, ob allein oder in Kombination mit Medikamenten aus der Klasse der Angiotensin-Rezeptorantagonisten (ARB), beschleunigte die Viral-Clearance im Vergleich zur Behandlung ausschließlich mit ARB. Die IFN-Behandlung senkte nachweislich auch die zirkulierenden IL-6- und CRP-Spiegel signifikant, entweder allein oder in Kombination mit ARB, fügt die Forschungsgruppe hinzu.

Wichtigen Erkenntnissen über COVID-19

Die neue Studie liefert mehrere wichtige und neuartige Erkenntnisse über COVID-19, insbesondere, dass die Behandlung mit IFN-α2b die Viral-Clearance in den oberen Atemwegen beschleunigt und auch die zirkulierenden Entzündungsbiomarker reduziert.

Umprogrammieren statt neu entwickeln?

Anstatt für jeden neuen Virusausbruch ein virusspezifisches Antivirenmittel zu entwickeln, sollte Interferone als erste Option in Bezug für die Behandlung in Betracht gezogen werden, erklären die Forschenden. Interferone seien bereits seit vielen Jahren für den klinischen Einsatz zugelassen, so dass die Strategie darin bestünde, sie quasi für schwere akute Virusinfektionen umzuprogrammieren.

Weitere Forschung ist nötig

Als nächstes sollte eine randomisierte klinische Studie mit einer größeren Kohorte infizierter Personen durchgeführt werden, welche nach dem Zufallsprinzip mit Interferon-alpha oder einem Placebo behandelt werden, erklären die Forschenden. Bis dahin bleiben die Ergebnisse dieser Studie die ersten, die auf die therapeutische Wirksamkeit von IFN-α2b als verfügbare antivirale Intervention für COVID-19 hindeuten. (as)

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