Wechselwirkungen der COVID-19-Impfung mit anderen Medikamenten?
Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Impfstoffe gegen COVID-19 andere Medikamente beeinflussen und so gesundheitliche Probleme verursachen können. Die Medizinerin Dr. Neha Vyas von der Cleveland Clinic in den USA erklärt, worauf vor und nach einer Impfung zu achten ist und wodurch möglicherweise gesundheitliche Gefahren entstehen können.
Kettenreaktion und veränderte Immunreaktion durch Impfung
Seit der Einführung der verschiedenen COVID-19-Impfstoffe gibt es einige Berichte über einzigartige Immunreaktionen, welche durch diese Impfstoffe ausgelöst wurden. In manchen Fällen hat der Impfstoff sogar eine Art Kettenreaktion verursacht und andere Verfahren oder Behandlungen beeinflusst, erläutert die Expertin. Beispielsweise wird daher empfohlen, sogenannte Dermal Filler nur zwei Wochen vor oder nach der Impfung zu nutzen, da bei einigen Personen während der Phase-3-Studie von Moderna Schwellungen im Gesicht auftraten, berichtet die Medizinerin.
Medikamente können Immunantwort beeinflussen
Mögliche Probleme mit Medikamenten oder Behandlungen durch die COVID-19-Impfung sind deswegen so wichtig, weil sie die Immunantwort beeinflussen könnten. „Wir wollen eine robuste Immunantwort auf den COVID-19-Impfstoff. Also sollte alles vermieden werden, was diese beeinträchtigen könnte”, erläutert Dr. Vyas.
Die Wirksamkeit des Impfstoffs hänge davon ab, wie gut das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert. Dr. Vyas fügt hinzu, dass der menschliche Körper, wenn er mit etwas anderem beschäftigt ist, mitunter nicht die nötige Zeit aufbringen wird, um eine robuste Reaktion auf den COVID-19-Impfstoff aufzubauen.
Laut Dr. Vyas sind Medikamente gegen Bluthochdruck, Diabetes, Asthma und andere häufige Beschwerdebilder jedoch nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.
„Die Studien für die Impfstoffe wurden mit einer Reihe von Menschen durchgeführt, die viele dieser häufigen Erkrankungen hatten. Wenn Sie an Bluthochdruck oder einer anderen häufigen Erkrankung leiden, können Sie beruhigt sein, denn die Studien für die COVID-19-Impfstoffe wurden mit Menschen durchgeführt, die an denselben Erkrankungen leiden. Die gute Nachricht ist, dass sie gut auf die Impfstoffe ansprachen. Ändern Sie also nichts an Ihren regelmäßigen Medikamenten”, erklärt die Expertin in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Gefahren durch Steroide?
Dr. Vyas empfiehlt jedoch, besonders mit Steroiden sehr vorsichtig zu sein. Wenn Menschen Steroide wegen einer chronischen Erkrankung einnehmen, sei es in Ordnung, sie weiter zu nehmen. Bei den Steroidinjektion sollte jedoch möglichst ein zeitlicher Abstand zur Impfung eingehalten werden.
„Nehmen wir an, Sie erwägen eine Steroidinjektion in Ihren Rücken. Dann sollten Sie bis etwa zwei Wochen nach der COVID-19-Impfung damit warten. Aber auch hier müssen Sie das Risiko und den Nutzen abwägen. Wenn Sie unerträgliche Schmerzen haben und nicht laufen können – und wenn die Gefahr besteht, dass Sie ein Blutgerinnsel bekommen, weil Sie nicht laufen können, sollte die Steroidinjektion vorgenommen werden“, erklärt die Medizinerin.
Die Expertin fügt hinzu, dass es bei bestimmten Therapien grundsätzlich angebracht sei, sich ärztlich beraten zu lassen, was vor dem Impftermin beachtet werden muss.
Rücksprache erforderlich
Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt zudem, den zuständigen Impfanbieter zu informieren, wenn einer der folgenden Faktoren vorliegt:
- Allergien,
- Fieber,
- Vorliegen einer Blutungsstörung oder Einnahme eines Blutverdünners,
- wenn Immunschwäche vorliegt oder Medikamente eingenommen werden, welche das Immunsystem beeinflussen,
- eine Schwangerschaft vorliegt oder eine Schwangerschaft geplant ist,
- Säuglinge gestillt werden,
- wenn Menschen einen anderen COVID-19-Impfstoff erhalten haben.
Gefahren durch Schmerzmittel
Vor einem Impftermin sollten nach Aussage der Expertin außerdem kein Aspirin, Ibuprofen oder ein anderes Schmerzmittel eingenommen werden. Generell sei die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten im Zusammenhang mit Impfungen bedenklich und wenn Sie vorher eines einnehmen, besteht die Möglichkeit, dass es die Immunreaktion auf den Impfstoff abschwächt, betont Dr. Vyas.
Vorsicht bei anderen Impfungen
Es sind noch nicht viele Informationen über die Sicherheit und Wirksamkeit von COVID-19-Impfstoffen vorhanden, wenn diese zusammen mit anderen Impfstoffen verabreicht werden. Doch sicherheitshalber empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) einen Abstand von 14 Tagen zwischen den Impfungen einzuhalten, wenn auch eine andere Impfung fällig ist.
Die Medizinerin der Cleveland Clinic erklärt, dass Menschen die beispielsweise eine Dosis Shingrix (Impfstoff gegen das Varizella-Zoster-Virus; Auslöser von Windpocken und Gürtelrose) erhalten haben, erst 14 Tage später die COVID-19-Impfung bekommen sollten. Andersherum könne die andere Impfung auch zwei Wochen nach der COVID-19-Impfung erfolgen. Dr. Vyas berichtet weiter, dass es in Ausnahmefällen natürlich möglich sei, die 14-Tage-Regel zu missachten. „Wie bei allem in der Medizin gibt es gewisse Ausnahmen”, so die Expertin.
Notfälle können sofortige Impfungen nötig machen
Wenn Menschen beispielsweise auf einen rostigen Nagel treten und daher dringen eine Tetanusimpfung benötigen, sollte mit dieser auf keinen Fall gewartet werden, selbst wenn erst zwei Tage zuvor eine COVID-19-Impfung durchgeführt wurde. Und natürlich gibt es noch andere Beispiele, die keinen Aufschub dulden, so die Medizinerin.
Ist eine Wiederholung von Impfungen nötig?
„In jedem Notfall müssen Sie sicherstellen, dass Sie alle empfohlenen Impfungen erhalten. Es spielt keine Rolle, ob Personen gegen COVID-19 geimpft wurden und sie die 14-Tage-Marke noch nicht erreicht haben. Jeder sollte trotzdem den empfohlenen Impfstoff erhalten. Notfälle wie diese sind also Ausnahmen”, stellt Dr. Vyas klar. Die CDC erklären außerdem, dass, wenn ein COVID-19-Impfstoff innerhalb von 14 Tagen nach einer anderen Impfung verabreicht wurde, es nicht notwendig sei, die Impfungen zu wiederholen.
Wann sollten Impfungen keinesfalls aufgeschoben werden?
„Krebstherapien, Immunsuppression oder wenn Sie eine rheumatologische Erkrankung haben und jeden Monat bestimmte Impfungen oder Injektionen benötigen, sollten Sie diese nicht aufschieben. Informieren Sie sich darüber, wann es sicher wäre, den COVID-19-Impfstoff zu bekommen, denn es gibt immer Ausnahmen von jeder Regel“, erklärt Dr. Vyas.
Geschwollene Lymphknoten werden für Brustknoten gehalten
Eine weitere Feststellung war, dass sowohl der Impfstoff von Pfizer als auch von Moderna Lymphknotenschwellungen in der Achselhöhle verursachen können, insbesondere auf der Seite, auf der die Impfung verabreicht wurde, so die Expertin. Diese Schwellungen wurden mitunter fälschlicherweise als Brustknoten beziehungsweise Anzeichen für Brustkrebs interpretiert. Die Society of Breast Imaging habe daher empfohlen, Mammographien erst vier bis sechs Wochen nach der zweiten Dosis des Impfstoffs einzuplanen, sofern die Routineversorgung dadurch nicht gestört werde. (as)
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