COVID-19: Fachleute stellen Nutzen von Gesichtsmasken in Frage – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

COVID-19: Fachleute zur Wirkung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie

Seit Ende April müssen alle Menschen in Deutschland in öffentlichen Nahverkehrsmitteln und beim Einkaufen einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen. Die Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die sogenannte Maskenpflicht. Doch laut Fachleuten ist der Nutzen von MNS bisher nicht belegbar. Andere Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus werden positiver bewertet.

„Das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen kann neben anderen Maßnahmen nach aktuellem Wissensstand helfen, die Verbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 weiter einzudämmen – auch wenn keine Krankheitszeichen vorliegen“, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „infektionsschutz.de“. Doch laut Einschätzungen von Fachleuten ist der Nutzen von solchen Masken nicht belegbar.

Erste Ergebnisse einer Zwischenauswertung veröffentlicht

Wie schätzen Expertinnen und Experten auf den Gebieten der Virologie, Mikrobiologie, Hygiene, Tropenmedizin, Immunologie sowie der Inneren Medizin/Intensivmedizin die derzeitige Gefahrenlage und die getroffenen Maßnahmen bezüglich der aktuellen COVID-19-Pandemie ein? Wie sicher oder belastbar gilt der derzeitige Wissensstand?

Das versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsklinika Tübingen und Hamburg-Eppendorf mit einer Befragung herauszufinden.

In einer Mitteilung wurden nun erste Ergebnisse einer Zwischenauswertung veröffentlicht.

Aufrechterhaltung der Abstandsregeln wird befürwortet
Aus der Zwischenergebnissen der Befragung geht hervor, dass die befragten Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Aufrechterhaltung der Abstandsregeln und das Verbot von Großveranstaltungen befürworten.

Den Angaben zufolge wurden bei der Befragung die Rückmeldungen von 178 Probandinnen und Probanden ausgewertet und zudem mit den Ergebnissen einer Erstbefragung mit 197 Personen gegenübergestellt.

Über eine anonyme online-Befragung haben Fachleute aus den Fachgebieten der Virologie, Mikrobiologie, Hygiene, Tropenmedizin, Immunologie, Inneren Medizin und Intensivmedizin mit abgeschlossener Berufsausbildung teilgenommen. Die Resultate sind laut der Mitteilung als Meinungsbild zum aktuellen Zeitpunkt in Deutschland zu bewerten.

Die Umfrage des Teams unter Leitung von Professor Michael Schindler (Virologie, Tübingen) sowie Professor Steffen Moritz (Psychiatrie, Hamburg) erfolgte mit Unterstützung der Gesellschaft für Virologie (GfV), der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Kitas- und Schulschließungen für die meisten keine wichtige Maßnahme

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass über 70 Prozent der Befragten die Abstandsregel von zwei Metern sowie das Verbot von Großveranstaltungen als potentielle Maßnahme zur Kontrolle und Eindämmung von SARS-CoV-2 befürworten und sogar favorisieren.

Kitas- und Schulschließungen sieht dagegen nur ein relativ kleiner Teil als wichtige Maßnahme an (weniger als fünf Prozent).

Die Ergebnisse bezüglich der Sinnhaftigkeit von Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) sind sehr ambivalent: Obwohl häufig als Maßnahme genannt (auch das Robert Koch Institut (RKI) weist darauf hin, dass das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Leben dazu beitragen kann, die Ausbreitung von COVID-19 in der Bevölkerung zu verlangsamen und Risikogruppen vor Infektionen zu schützen), werden sie in der Befragung doch nur selten als wichtig priorisiert.

Harte wissenschaftliche Belege für die Schutzwirkung von Masken, ob professioneller Mund-Nasen-Schutz oder selbst hergestellte („Alltags“) Atemmasken, sind den wenigsten Expertinnen und Experten bekannt.

Mehr als 70 Prozent sehen hingegen Risiken durch Fehler bei der Handhabung der Masken.

„In diesem Zusammenhang hat uns die diskrepante Haltung gegenüber dem Thema Atemmasken überrascht. Obwohl keine oder widersprüchliche Evidenz zu deren Schutzwirkung bekannt ist, befürworten ein Großteil das Tragen z. B. im ÖPNV“, kommentiert Schindler und ergänzt: „Auch Wissenschaftler sind nur Menschen und scheinen bei einigen Themen eher ihrem Bauchgefühl zu vertrauen.“

Rolle der Medien wird als kritisch eingestuft

Die Zustimmung zu den von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen ist gesunken und wird derzeit nur noch zu 50,1 Prozent befürwortet – bei einer Erstbefragung im März waren dies noch 80,7 Prozent.

Die Aussage, das öffentliche und wirtschaftliche Leben wiederherzustellen, im Alltag aber weitestgehend Atemmasken zu nutzen, befürworten 62,9 Prozent, bei der Erstbefragung lag diese Zahl noch bei 16,8 Prozent.

Die Rolle der Medien wird zunehmend kritisch eingestuft und nur noch von 59 Prozent als sachlich empfunden (Erstbefragung 79,7 Prozent). Die Fachleute vermissen eine ausgewogene Berichterstattung (82,6 Prozent) – zu oft würden die gleichen befragt.

Einschätzung zu Verlauf und Schwere der Erkrankung

Außerdem, so die Aussage von 62,9 Prozent, fehle eine konstruktive Fachdiskussion mit unterschiedlichen Positionen der Expertinnen und Experten. Jeder zehnte Befragte beklagte sich zudem über eine sehr restriktive Informationspolitik einiger Universitäten, sogar ein Drittel aller Fachleute sieht die freie Meinungsäußerung in der Wissenschaft als bedroht.

„Ein aus unserer Sicht bedenkliches Ergebnis. Wenn sich ein Drittel der Fachkolleginnen und Kollegen in Ihrer freien Meinungsäußerung bedroht sieht, sollten wir unsere Diskussionskultur grundsätzlich hinterfragen“, so Professor Schindler.

Wenig oder gar nicht verändert hat sich die Einschätzung der Expertinnen und Experten zu Verlauf und Schwere der Erkrankung. Im Durchschnitt gehen sie von einer Ansteckung von bis zu 50 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus aus.

Die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung wird bei etwa fünf Prozent gesehen mit einer Sterblichkeit von einem Prozent. (ad)

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