Laborgeprüfter Corona-Antikörpertest zur Selbstdurchführung
Derzeit verfügbare Selbst-Tests zur Identifizierung von Antikörpern gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gelten als unzuverlässig. Nun stellte ein deutsches Forschungsteam den ersten hochwertigen Corona-Antikörpertest vor, bei dem die Probe selbstständig zu Hause entnommen werden kann. Diese wird dann ins Labor geschickt und geprüft. Das Ergebnis kann kurze Zeit später online abgerufen werden.
Forschende der Universität Leipzig stellten am Montag, den 31. August 2020 unter Anwesenheit von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow den ersten zuverlässigen Corona-Antikörper-Labortest vor, der in Eigenmanagement durchgeführt werden kann. Der Test namens „Aproof“ soll über Apotheken und im Internet vertrieben werden, die Ergebnisse sind online einsehbar. Ein Arztbesuch ist nicht erforderlich. Der Test soll Anwenderinnen und Anwendern eine Gewissheit bringen, ob sie bereits mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren.
Wie wird der Test durchgeführt?
„Der Antikörpertest ist in der Handhabung sehr einfach und liefert in der Auswertung sehr zuverlässige Ergebnisse“, erklärt Professor Dr. Jörg Gabert, der zusammen mit Professor Dr. Ralf Hoffmann die Testentwicklung leitete. Alles was man brauche, seien wenige Tropfen Blut. Diese werden auf einen Teststreifen aufgetragen und in ein Labor geschickt. Jeder Test enthalte einen einzigartigen Zugangscode, über den das Ergebnis innerhalb von 24 bis 48 Stunden online abrufbar sei.
Für wen ist der Test besonders geeignet?
Jeder, der wissen möchte, ob er Antikörper gegen SARS-CoV-2 in sich trägt, kann dies mithilfe des Tests ohne Arztbesuch sicher nachweisen. Laut dem Forschungsteam hat „Aproof“ eine Spezifität von 99,4 Prozent und eine Sensitivität von 100 Prozent. Somit ist der Test in der Performance vergleichbar mit dem Antikörpertest von Roche.
Gerade in Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie in anderen Bereichen, wo viele Risikogruppen zusammentreffen, könne der Test eingesetzt werden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Beispielsweise könnten gezielt Gesundheits- und Betreuungspersonal mit aktiven Antikörpern eingesetzt werden, wenn diese Kontakt mit Risikogruppen haben.
Test erlaubt neue Erkenntnisse zur Verbreitung
Die Daten der Testergebnisse werden darüber hinaus anonymisiert für weitere Forschungszwecke genutzt. So könne die Wissenschaft wertvolle Daten gewinnen, um besser abschätzen zu können, wie viele Menschen in welchen Regionen eine Infektion durchgemacht haben.
Universität, Wirtschaft und Staat Hand in Hand
Der neue Test ist ein Ergebnis aus universitärer Forschungsarbeit, die durch das Biotechnologie-Unternehmen Adversis Pharma GmbH unterstützt und vom Freistaat Sachsen sowie der Europäischen Union mit 323.000 Euro gefördert wurde. „Dass es hier gelungen ist, binnen weniger Monate von der Idee zum fertigen Anwendertest zu kommen, macht deutlich, wie zielorientiert alle beteiligten Forscher, Unternehmen, Behörden und Zertifizierungsstellen hier gearbeitet haben“, betont Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Antikörper sind nicht mit Immunität gleichzusetzen
Derzeit ist noch nicht abschließend geklärt, ab welchem Zeitpunkt sich Antikörper sicher nachweisen lassen und wie lange die Antikörper nachweisbar bleiben. „Ich erwarte hier einen Zeitraum von circa sechs Monaten – bei vielen Patienten wird man wahrscheinlich auch noch nach neun bis zwölf Monaten Antikörper nachweisen können, aber dazu fehlen bei dieser neuen Infektionskrankheit noch die Grundlagen“, berichtet Hoffmann gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Zudem sei das Vorhandensein kein sicheres Indiz für eine Immunität gegenüber dem Coronavirus SARS-CoV-2. Auch hier fehlen noch genauere Forschungsergebnisse. Die Hoffnung sei, dass der neue Test auch dazu beiträgt, genauere Aussagen zum Immunschutz ableiten zu können. (vb)
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