Corona-Erkrankung heilt in den meisten Fällen von selbst aus – und das funktioniert so

Immer mehr Menschen infizieren sich weltweit mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Ebenso zu nimmt aber auch die Zahl derjenigen, die die dadurch ausgelöste Erkrankung Covid-19 überstanden hat. Forscher aus Australien erklären nun, wie der Körper sich selber heilt.

Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich rasant aus. Doch obwohl es noch keine Medikamente dafür gibt, gibt es eine hohe Anzahl genesener Menschen. In China gelten heute mehr als 70.000 Menschen als geheilt – von etwas über 80.000, die infiziert sind oder waren (Stand 23.3.2020). Knapp 3300 sind gestorben und etwa 5000 aktuell noch krank.

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Genesung ohne Medikamente? Forscher beschreiben Fall einer Australierin

Wie kann es sein, dass so ein großer Teil der Betroffenen „einfach so“ wieder gesund ist? Dieser Frage sind nun australische Forscher nachgegangen. Sie haben den Fall einer 47-jährigen Erkrankten begleitet und ihre Genesung in einer nun im „Nature Medicine“-Magazin veröffentlichten Untersuchung genau beschrieben.

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  • Die Frau klagte demnach elf Tage nach einer Rückkehr aus Wuhan über Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, trockenen Husten, Schmerzen in der Brust, leichte Atemnot und Fieber. Bei der Aufnahme in ein Krankenhaus in Melbourne stellten die Ärzte eine Körpertemperatur von 38,5 Grad Celsius bei ihr fest sowie einen Puls von 120 und einen Blutdruck von 140 zu 80. Beim Ausatmen hörten sie Rasselgeräusche in der Lunge.

    Am vierten Tag in der Klinik fanden die Ärzte das neuartige Coronavirus in einem Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum. Dasselbe beobachteten sie an den Tagen fünf und sechs. An Tag sechs konnten sie die Viren auch in Stuhl und Spucke nachweisen – und an Tag sieben war der Nasen-Rachen-Abstrich bereits negativ, sprich: Das Immunsystem hatte die Infektion unter Kontrolle.

    Patientin erhielt keine Medikamente

    Die 47-Jährige erholte sich in den folgenden Tagen von der Erkrankung – ganz ohne Sauerstoff, Steroide oder antivirale Medikamente. An Tag elf wurde sie in Selbst-Quarantäne nach Hause entlassen und konnte laut Bericht innerhalb der folgenden Tage vollständig genesen. An Tag 13 war die Frau vollkommen symptomfrei. Auch bei einer Kontrolle an Tag 20 war sie es immer noch.

    Während ihrer Behandlung wurde die Frau von einem Forscherteam um Katherine Kedzierska vom Doherty Institut in Melbourne begleitet. Es führte immunologische Untersuchungen durch, um die Reaktion des Immunsystems nachvollziehen zu können.  

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    Immunzellen im Blut geben auch bei Grippe Anzeichen für Heilung

    „Drei Tage, nachdem die Patientin im Krankenhaus aufgenommen wurde, sahen wir große Mengen verschiedener Immunzellen. Diese sind oftmals während einer Grippesaison ein erstes Anzeichen dafür, dass sich der Patient erholt. Also sagten wir voraus, dass sich die Patientin in drei Tagen erholen würde – und das ist genau das, was passierte“, erklärt dazu Oanh Nguyen, Mit-Autorin der Studie.

    Erstes Zeichen einer messbaren Immunreaktion habe es dann an Tag sieben gegeben, als die Viren bereits aus dem Abstrich verschwunden waren. Dort fanden die Ärzte bei der immunologischen Untersuchung einen Anstieg der Antikörper-produzierenden Zellen. Den höchsten Wert erreichten diese an Tag acht.   
     

    T-Helferzellen erhöht, Monozyten vermindert

    Es sei in dieser Zeit zu einem Anstieg der follikulären T-Helferzellen gekommen. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Produktion von Antikörpern. Auch die sogenannten CD8-positiven T-Zellen seien angestiegen. Sie haben die Aufgabe, alle Zellen zu zerstören, in denen sich Viren vermehren. Ebenso angestiegen seien die sogenannten CD4-Zellen, die auch zu den T-Helferzellen gehören.

    Die Anzahl der Monozyten sei dagegen vermindert gewesen. Studienautorin Kedzierka deutet das als ein Zeichen dafür, dass diese Zellen für die Beseitigung der Folgen der Lungenentzündung rekrutiert wurden. Denn Monozyten sind für die Beseitigung von zerstörten Zellen zuständig. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Monozyten vom Blut zum Ort der Infektion ausgeschieden wurden.  
     

    „Wir konnten zeigen, dass obwohl Covid-19 von einem neuartigen Virus verursacht wird, eine robuste Immunantwort über unterschiedliche Zelltypen mit einer klinischen Erholung verbunden werden konnte – ähnlich zu dem, was wir bei Influenza beobachten“, sagt dazu Katherine Kedzierka.

    Das sei ein „unglaublicher Fortschritt“ wenn es darum geht, die Heilung von Covid-19 zu verstehen. Die Forscher hoffen nun, ihre Arbeit international ausbauen zu können, um zu verstehen, warum Menschen an Covid-19 sterben und um weiteres Wissen für Covid-19 und künftige Viruserkrankungen aufzubauen.

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