Obwohl Einwegbecher mies für die Umwelt sind, landen in Deutschland immer noch über 320.00 Becher im Müll – und das stündlich. Der aktuellste Öko-Trend sind Mehrwegbecher aus Bambus. Weil der Rohstoff schnell anwächst und damit als nachhaltig gilt. Tatsächlich ist aber zweifelhaft, ob die Becher auch gut für unsere Gesundheit sind.
Wer sich für die Umwelt einsetzen möchte und von Einwegbechern auf Bambusbecher umsteigt, zeigt guten Willen, schadet allerdings möglicherweise seiner Gesundheit. Denn die hippen Becher werden zwar aus einem schnell nachwachsendem Rohstoff, dem Bambus, hergestellt. Diese Pflanze kann pro Tag bis zu 30 Zentimeter wachsen. Doch womit Hersteller nicht hausieren gehen: Viele Bambusbecher und auch Bambus-Geschirr bestehen nicht nur aus umweltfreundlichen Rohstoff.
Für den Verbraucher interessant: Bambusholzpulver und Maisstärke werden lediglich als Füllstoffe verwendet.
Die Fasern werden laut Verbraucherzentrale Bayern durch mindestens 20 bis 40 Prozent synthetisches Kunstharz zusammengehalten etwa von Melaminharz, Harnstoff-Formaldehydharze oder Polylactate. Laut Verbraucherzentrale ist Formaldehydgas als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft.
Melamin, der Ausgangsstoff für die Herstellung von Melaminharzen, kann mit einer weiteren Substanz Kristalle bilden, die zu Nierenschäden führen.
Beim Bambus-Kaffeebecher: Ab 70 Grad Celsius wird es brenzlig
Wird der Becher mit einer entsprechend heißen Flüssigkeit wie Kaffee oder Tee befüllt, lösen sich die giftigen Bestandteile und können ins Lebensmittel übergehen.
Sabine Schuster-Woldan vom Referat Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern warnt: „Je länger die Hitze einwirkt, desto mehr Melamin und Formaldehyd werden freigesetzt. Untersuchungen haben gezeigt, dass aus Bambusbechern mit Melaminharz mehr Melamin und Formaldehyd abgegeben wird als bei reinem Melamingeschirr. In größeren Mengen und langfristig aufgenommen sind diese Stoffe gesundheitsschädlich. Auf keinen Fall sollen die Bambusbecher in die Mikrowelle. Sie müssen entsprechend gekennzeichnet sein.“
Um Einzelfälle handelt es sich hier nicht: Das chemische Untersuchungsamt Stuttgart hat Bambus-to-go Becher und Bambusgeschirr geprüft. Das erschreckende Ergebnis: Etwa ein Drittel der Gefäße gab Melamin und/oder Formaldehyd an die Lebensmittel ab. Prekär: Teilweise wurden sogar die gesetzlichen Höchstmengen überschritten.
Alternativen zu Coffee-To-Go-Becher aus Bambus
Wer unterwegs trotzdem nicht auf seinen Kaffee oder Tee verzichten möchte, der sollte sich einen temperaturbeständigen Becher aus Edelstahl, Polypropylen (PP), Porzellan oder Glas zulegen.
Von Kaffeebechern aus Reishülsen, angeblich ohne Melamin oder BPA, rät Schuster-Woldan ab: „Es wird sich vermutlich dennoch um ein Kunststoffharz als Kleber handeln. Es ist uns kein umwelt- und gesundheitsfreundlicher Klebstoff bekannt, der Reishülsen oder anderes Pflanzenfasern dauerhaft und hitzebeständig zusammenhält.“
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