Blutdruck: Ab diesen Werten sollte Bluthochdruck behandelt werden

Das sind die Richtlinien für Bluthochdruck

Im vergangenen Jahr wurden die Bluthochdruck-Leitlinien in den USA angepasst. Die Therapie wird nun auch in Europa sehr viel mehr differenzierter und auf den Patienten angepasst. So sollen beispielsweise Werte bei älteren Patienten von 140/90 eher toleriert werden und bei anderen Betroffenen setzt die medikamentöse Behandlung bereits bei hochnormalen Werten von 130-85 an. In dem Artikel erläutern wir die spezifische Leitlinie.

Die Grenzwerte in Europa bleiben anders als in den USA, wo 130-80 gelten, bei grundsätzlich 140/90 mmHg. Das entspricht den bisherigen Empfehlungen. Allerdings werden bei älteren Patienten teilweise höhere Schwellenwerte bis zu 160 mmHg akzeptiert, „um unerwünschte Nebenwirkungen durch zu intensive medikamentöse Therapie zu vermeiden“, so die Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), Andrea Podczeck-Schweighofer.

In ganz bestimmten Fällen soll bereits in einem Bereich von normalem Blutdruck im oberen Bereich (130-139/85-89 mmHg) medikamentös behandelt werden. „Nämlich dann, wenn aufgrund einer kardiovaskulären Vorerkrankung ein besonders hohes Herz-Kreislaufrisiko besteht“, präzisierte Podczeck-Schweighofer.

Das Behandlungsziel einer Therapie ist nach wie vor grundsätzlich eine Senkung auf unter 140/90 mmHg. Bei gut tolerierter Therapie sollte 130 mmHg als systolischer Wert angestrebt werden, bei Patienten unter 65 Jahren sogar 120 bis 129 mmHg. Zielwerte unter 120 mmHg sind für alle Patientengruppen kontraproduktiv, weil hier die Risiken den potenziellen Nutzen überwiegen.

Europa vs. USA

In den USA ist seit letztem Jahr eine Hypertonie ab 130/80 mmHg gegeben. Als medikamentös behandlungsbedürftig gelten Patienten mit einem Blutdruck jenseits von 130/80 mmHg in den neuen US-Leitlinien allerdings nur dann, wenn sie noch andere Risikofaktoren aufweisen. Andere Patienten sollen mit Allgemeinmaßnahmen behandelt werden. „Aber selbst so sind gemäß den neuen US-Leitlinien in den USA alleine etwa vier Millionen Menschen zusätzlich medikamentös behandlungsbedürftig, die es bei einem Schwellenwert von 140/90 mmHg nicht wären“, sagt Podczeck-Schweighofer.

Neu ist in der veröffentlichten europäischen Blutdruck-Leitlinie eine Behandlungsempfehlung bei Therapiebeginn. Demnach sollte die Mehrheit der Hochdruck-Patienten künftig von Anfang an eine Behandlung mit zwei unterschiedlich wirkenden Substanzen durchführen. Bisher wurde empfohlen, zunächst mit einem Medikament zu beginnen und nur bei Bedarf ein zweites oder drittes Medikament hinzuzuziehen. „In diesem Zusammenhang wird in der neuen Leitlinie angemerkt, dass Kombinationspräparate, in denen die Substanzen in einer Tablette enthalten sind, die Therapietreue erhöhen dürften“, gab die ÖKG-Präsidentin bekannt.

Weniger Salz, mehr Bewegung

Kann der Bluthochdruck mit einer Kombination aus drei blutdrucksenkenden Substanzen nicht ausreichend gesenkt werden, sollte laut den Empfehlungen auch ein Diuretikum dazugegeben werden. „Lebensstilmodifikationen werden auch in der neuen ESC-Leitlinie allen Hochdruckpatienten empfohlen“, ergänzt Podczeck-Schweighofer. Dazu gehören eine Reduktion des Salzkonsums, gesunde Ernährung, regelmäßiges körperliches Training, Nikotinverzicht und das Anstreben von Normalgewicht. Zur bisherigen Empfehlung, Alkohol nur moderat zu konsumieren, kommt nun ausdrücklich der Hinweis, dass sogenanntes Koma- oder Rauschtrinken ein absolutes Tabu ist.

Hinsichtlich des Themas Bluthochdruck und Krebs wird festgestellt, dass ein vorübergehendes Aussetzen der Krebsbehandlung erwogen werden kann, wenn sehr hohe Blutdruckwerte nur mit einer Kombinationsbehandlung nicht kontrollierbar sind.

Ebenfalls neu ist eine Empfehlung zu Bluthochdruck und körperlicher Anstrengung im Hochgebirge. Demnach sollten Patienten mit stark erhöhtem Blutdruck auf Ausflüge in einer Höhe über 4.000 Meter n.N. verzichten.

Nicht zuletzt sei auf die Gesundheitsgefahren durch Bluthochdruck hingewiesen. Dieser ist zum Beispiel ein erheblicher Risikofaktor für Schlaganfälle. Außerdem erhöht er das Risiko für Herzschwäche, Vorhofflimmern, Niereninsuffizienz, eine periphere Verschlusskrankheit oder Demenzerkrankungen wie beispielsweise Alzheimer. (sb)

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