Jahrhundertelang übersehenes Netzwerk aus Blutgefäßen
Die Organe des menschlichen Körpers sind weitgehend bekannt – sollte man meinen. Doch ein deutsches Forschungsteam entdeckte kürzlich ein bislang unbekanntes System aus feinen Blutgefäßen innerhalb unserer Knochen, das das Knochenmark mit der Knochenhaut verbindet.
Forschende der Universität Duisburg-Essen (UDE), des Universitätsklinikums Essen sowie von Forschungseinrichtungen in Erlangen, Jena, Berlin, Dresden und Bern entdeckten in einem gemeinsamen Forschungsprojekt unter der Leitung von Professor Dr. Matthias Gunzer und Dr. Anja Hasenberg ein bislang unbekanntes Blutgefäßsystem in unseren Knochen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Metabolism“ veröffentlicht.
Lange Ungereimtheit aufgeklärt
„Jedes Organ benötigt einen geschlossenen Blutkreislauf“, berichtet Dr. Anika Grüneboom vom Universitätsklinikum Erlangen. Während frisches Blut über Arterien in das Organ hineinfließe, werde über die Venen das verbrauchte Blut wieder heraustransportiert. Wie dies bei den sehr harten Knochen funktioniert, war bislang weitgehend unbekannt. Dieses Mysterium wurde nun durch das Forschungsteam gelüftet. Das Innere des Knochens, in dem sich das Knochenmark befindet, sowie die Knochenhaut ist mit einem dichten Netzwerk aus blutfördernden Gefäßen durchzogen.
Großteil des Blutes fließt durch die Knochen!
Die Forschungsgruppe entdeckte tausende bislang nicht dokumentierte Blutgefäße in Mäuseknochen. Laut der Studie zieht sich dieses System durch das gesamte Knochengerüst. Die Forschende gaben dem System den Namen „Transkortikalgefäße“. Das faszinierende an der Entdeckung ist auch, dass dieses unbekannte System laut der Studie mehr Blut fördern soll, als die bekannten arteriellen und venösen Blutgefäße.
Bisherige Annahmen fehlerhaft
„Die bisherigen Konzepte beschrieben lediglich einige wenige arterielle Zuflüsse und zwei venöse Abflüsse bei Knochen“, erläutert Professor Gunzer in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Dies spiegele die natürliche Situation in keiner Weise wider. Es sei erstaunlich, wie man im 21. Jahrhundert noch neue anatomische Strukturen solchen Ausmaßes finden kann, die bislang in keinem einzigen Lehrbuch auftauchen, so der Professor.
Neuste Technik führte zu der Entdeckung
Möglich wurde diese Entdeckung erst durch den Einsatz modernster Technik wie der sogenannten Lichtblattmikroskopie und die ultrahochaufgelöste 7 Tesla Magnetresonanztomographie. „Viele davon wurden von uns zum ersten Mal eingesetzt, um den Blutfluss in Knochen zu untersuchen“, betont Gunzer. Das Team zeigte in weiteren Untersuchungen, dass diese Transkortikalgefäße auch in menschlichen Knochen vorkommen. Für die Untersuchung legte sich Studienleiter Gunzer sogar selber unter den 7 Tesla Magnetresonanztomographen.
Was bedeutet diese neue Entdeckung für die Medizin?
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