Beispiel Spanische Grippe: Wie hat man eine Pandemie vor 100 Jahren bekämpft?

Die Ausbreitung der Spanischen Grippe verläuft in drei Wellen, die erste davon im Mai 1918. Noch mitten im Ersten Weltkrieg bricht die Grippe in Spanien aus, wo alleine in Madrid über 120.000 Personen erkranken, und erreicht im Sommer Deutschland. Während dieser ersten Welle wird die Krankheit jedoch von den Karlsruher Zeitungen eher verharmlost, wahrscheinlich um die Bevölkerung vor einer Panik zu bewahren.

Erst bei der zweiten Grippewelle, die im Herbst ausbricht, wird ausführlicher berichtet. Mannheim meldet Anfang Oktober 3.000 Kranke, während es in Heidelberg 60 Tote innerhalb einer Woche gibt. Am 22. Oktober schließt die Stadt Weinheim sämtliche Schulen. Am gleichen Tag in Karlsruhe findet mit dem Oberbürgermeister Steglitz eine Sitzung des Ortsgesundheitsrats statt, um den Ernst der Lage und die Vorsichtsmaßnahmen zu besprechen.

Spanische Grippe ist hochgradig ansteckend

Es wird verzweifelt nach wirksamen Maßnahmen gegen die Krankheit und ihre Ausbreitung gesucht, aber ohne Impfstoff und Medikamente ist eine Bekämpfung schwierig. Eine übliche Grippeschutzimpfung gegen Influenza wurde überhaupt erst in den 1940er-Jahren entwickelt. Die Spanische Grippe ist hochgradig ansteckend und die Inkubationsdauer beträgt lediglich 24 Stunden – in vielen Fällen sterben die Leute nach kurzer Zeit an einer Lungenentzündung oder Herzschwäche.

Am 18. Oktober berichtet die Badische Presse über eine eventuelle Lösung aus München. Der anerkannte Chemiker Oskar Loew ist der Meinung, dass die große Verbreitung der Krankheit auf die kalkarme Nahrung zurückzuführen ist. Auf Grund der Knappheit und der Rationierung von Lebensmitteln in den letzten Zügen des Ersten Weltkriegs und danach, bekommt man Milch und Käse kaum und Gemüse zu wenig.

Kartoffeln gibt es, aber leider enthalten sie fast keinen Kalk. Loew empfiehlt daher, täglich einen Kalkzusatz zu nehmen. In der Apotheke soll man 100 Gramm kristallisiertes Calcium Chloratum kaufen, dies in sechs Liter Wasser auflösen und davon zu jeder Mahlzeit zwei Esslöffel nehmen. Für Kinder gilt die halbe Dosis.

Calcium-Wasser als Mittel gegen das tödliche Virus

"Man kann das Calcium-Wasser auch in die Suppe oder in den Kaffee nehmen, es verbessert den Geschmack obendrein", behauptet Loew. "So werden die weißen Blutkörperchen in den Stand gesetzt, ihre Abwehrtätigkeit gegen alle eindringlichen Bakterien voll zu erfüllen." Loew veröffentlichte Anfang des Jahrhunderts Bücher über den Kalkbedarf des Menschen und lehrte auch Agrikulturchemie an der Universität Tokio.

Der Ortsgesundheitsrat in Karlsruhe empfiehlt bis zur Ankunft des Arztes – falls dies notwendig sein sollte – Schwitzprozeduren und reichlich warme Getränke. Als Medikamente gegen das Fieber schlägt er Salycilpräparate vor – wie Aspirin und Salipyrin. "Ein spezifisches Heilmittel gegen die Krankheit gibt es aber bis jetzt nicht", sagt der Gesundheitsrat, und warnt gleichzeitig vor angebotenen Medikamenten, die Heilung versprechen. KameraOne Welpe sollte eingeschläfert werden – nun lernt er bei seinen neuen Besitzern das Laufen  

Das Original zu diesem Beitrag „Beispiel Spanische Grippe: Wie hat man eine Pandemie vor 100 Jahren bekämpft?“ stammt von ka-news.

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