„Angriff auf einen ganzen Berufsstand“

Seit der vergangenen Woche erhalten offenbar viele Apotheken ein Schreiben der Firma Innocur. Darin warnt der Vertreiber des Opiumtinktur-haltigen Fertigarzneimittels Dropizol davor, Tinctura Opii von Maros als Rohstoff zu beziehen und unverändert an Endkunden abzugeben. Norbert Brand, Apotheker und Geschäftsführer der Maros Arznei GmbH, wehrt sich jetzt in einem Kommentar in der DAZ gegen das Vorgehen von Innocur.

Läuft der Launch von Dropizol, dem ersten Opiumtinktur-haltigen Fertigarzneimittel, schlechter als erwartet? Das vermutet der Apotheker Norbert Brand, Geschäftsführer von Maros, in einem aktuellen Gastkommentar in der DAZ-Printausgabe. „Denn schon wieder versendet der deutsche Dropizol-Händler Innocur an alle Apotheken einen Brief, damit die endlich kapieren, dass man bei Rezepturen zu unterscheiden hat zwischen ‚wahren‘ und ‚vermeintlichen‘ Rezepturarzneimitteln“, schreibt Brand.

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In den Briefen warnt Innocur die Apotheker davor, den Rezeptur-Ausgangsstoff Tinctura Opii normata von Maros zu beziehen und unverändert an den Endkunden abzugeben. Der Dropizol-Vertreiber bezieht sich darin auf eine einstweilige Verfügung, die das Landgericht Hamburg gegen zwei Apotheken erlassen hat. Während eine der beiden ihren Widerspruch zurückgezogen hat, wehrt sich die zweite weiterhin juristisch dagegen. „Beide Briefe zeichnet aus, dass via ‚Mauerschau‘ aus Gerichtssälen berichtet und aus Gerichtsakten zitiert wird. Das liest sich stellenweise beeindruckend, ist aber für den Leser nicht nachprüfbar und vor allem nur für die eine vorgeblich abgeurteilte Apotheke rechtsverbindlich“, betont der Maros-Geschäftsführer.

Die Apotheker sollten den Innocur-Vorstoß nicht auf die leichte Schulter nehmen, meint Brand. Aus seiner Sicht geht es um viel mehr: „Links und rechts von der Tinctura Opii werden damit aber auch große Teile des Hilfstaxen-Portfolios in Frage gestellt. Alle Rezepturen, Stoffe und Zubereitungen, die ohne weitere Bearbeitung umgefüllt, abgepackt, gekennzeichnet und mit 100 Prozent Aufschlag taxiert werden, wären ‚nicht zugelassene Fertigarzneimittel, ‚vermeintliche Rezepturen‘ und somit nicht erstattungsfähig.“

Weitreichende Folgen

Das hätte weitreichende Folgen, erläutert Brand. „Mit dieser Denke entzieht man den Apotheken auf einen Schlag eine ganze Palette an Rezepturen: alle Einzeltees, Zinkleim, Zinkoxid-Schüttelmixtur, Essigsaure Tonerde, um nur einige zu nennen.“ Sie alle würden von industriellen Herstellern bezogen, umgefüllt, abgepackt, gekennzeichnet und mit 100 Prozent Aufschlag taxiert. „Im Umkehrschluss müsste die Apotheke das Schachtelhalmkraut für den gleichnamigen Tee selbst anbauen, um eine ‚wahre‘ Rezeptur anstatt einer ‚vermeintlichen‘ Rezeptur anzubieten.“

Für Brand ist nicht nachvollziehbar, wie „ein Unternehmen ernsthaft glauben kann, die Apotheken für die Realisation seiner Ziele zu gewinnen, indem es mit seinen Briefen nicht nur einschüchtert, droht und Angst vor Retaxationen auslöst. Denn gleichzeitig wird doch auch ein Großteil jahrzehntelanger Rezepturtätigkeit als ‚vermeintlich‘ in Frage gestellt. So was nenne ich Angriff auf einen ganzen Berufsstand.“

Den vollständigen Kommentar lesen Sie am kommenden Donnerstag in der DAZ-Printausgabe.

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