Netzhaut als Biomarker für Alzheimer?
Bei Alzheimer ist eine frühzeitige Diagnose äußerst wichtig, da bisher keine Heilung sondern lediglich eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs erreicht werden kann. Laut einer aktuellen Studie kann die Messung der Dicke und der Textur der verschiedenen Schichten der Netzhaut offenbar zur Früherkennung von Alzheimer genutzt werden.
Bei der aktuellen Untersuchung der Forschungsgruppe um Professor Adam Wax von der Duke University wurde die Struktur der Netzhautschichten als möglicher Biomarker für Alzheimer identifiziert, der frühzeitig auf die Entwicklung der Krankheit hinweisen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Neu entwickeltes Gerät kombiniert zwei Messungen
Den Forschenden der Duke University ist es gelungen, ein neues bildgebendes Gerät zu entwickeln, welches sowohl die Dicke als auch die Textur der verschiedenen Schichten der Netzhaut im Augenhintergrund messen kann. Dafür wurden zwei verschiedene Arten der Messung kombiniert.
Werden die Ergebnisse zu einen neuen Screening-Gerät führen?
„Frühere Forschungen haben eine Verdünnung der Netzhaut bei Alzheimer-Patienten gezeigt, aber durch Hinzufügen einer Lichtstreuungstechnik zur Messung haben wir festgestellt, dass die Nervenfaserschicht der Netzhaut auch rauer und ungeordneter ist”, berichtet Studienautor Professor Adam Wax von der Duke University in einer Pressemitteilung. Die Forschenden hoffen, dass diese Erkenntnisse genutzt werden können, um ein einfaches und billiges Screening-Gerät für Alzheimer zu entwickeln, welches nicht nur in Arztpraxen, sondern auch in Apotheken vor Ort genutzt werden kann.
Frühzeitige Alzheimer-Diagnose eine Herausforderung
Derzeit werden Diagnosen der Alzheimer-Krankheit erst gestellt, wenn eine Person beginnt, Symptome des kognitiven Abbaus aufzuweisen. Selbst dann lässt sich Alzheimer jedoch nur durch teure MRT- und PET-Untersuchungen definitiv als Ursache nachweisen. Biomarkern, welche als Frühwarnzeichen für die Krankheit verwendet werden können, sind daher dringend gesucht.
Alzheimer kann strukturelle Veränderungen der Netzhaut verursachen
Solche potenzielle Biomarker finden sich in der Netzhaut, die buchstäblich eine Verlängerung des Gehirns und Teil des Zentralnervensystems ist, berichtet das Forschungsteam. Frühere Forschungsarbeiten haben bereits gezeigt, dass Alzheimer strukturelle Veränderungen der Netzhaut verursachen kann, insbesondere eine Verdünnung der inneren Netzhautschichten.
Wie die Netzhaut auf Alzheimer hindeuten kann
„Die Netzhaut kann einen leichten Zugang zum Gehirn bieten, und ihre Verdünnung kann auf eine Abnahme der Menge an neuralem Gewebe hindeuten, was bedeuten kann, dass Alzheimer vorliegt”, erläutert Professor Wax. Aber auch andere Krankheiten wie Glaukome und Parkinson können zu einer Verdünnung der Netzhaut beitragen. Und es drohen inkonsistente Testergebnisse durch Unterschiede bei den Messungen mit verschiedenen Geräten bzw. durch die Art und Weise wie sie von Forschenden verwendet werden.
Studie wurde an Mäusen durchgeführt
Bei der aktuellen Untersuchung wurde nun festgestellt, dass die oberste Schicht der Neuronen in der Netzhaut von Mäusen mit Alzheimer eine Veränderung in ihrer strukturellen Textur aufweist. In Kombination mit Daten über die Veränderungen der Dicke dieser Schicht könnte sich hieraus ein relativ leicht messbarer Biomarker für Alzheimer ableiten lassen, berichten die Forschenden.
Kombination von Messungen eine Schlüsselinnovation
Der neue Ansatz basiert auf einer Messung der Rauheit und Textur der Nervenfaserschicht der inneren Netzhaut. Dies kann einen schnellen und direkten Weg bieten, um strukturelle Veränderungen zu erkennen, die durch Alzheimer verursacht werden und die als Biomarker der Krankheit nutzbar sind, berichten die Forschenden. Durch die Kombination von zwei verschiedenen Messungen könnten sowohl Informationen über die Dicke als auch die Struktur jeder Netzhautschicht gewonnen werden. Dies sei eine wahre Schlüsselinnovation.
Frühere Intervention möglich?
Durch die Identifizierung von frühen Anzeichen neurodegenerativer Erkrankungen könnte den Menschen vielleicht geholfen werden, schnell in ein Frühinterventionsprogramm einzusteigen, bevor es schließlich zu spät ist, erklärt die Forschungsgruppe. Gerade bei Alzheimer sei es sehr wichtig, möglichst frühzeitig gegen die Krankheit vorzugehen, um die Lebensqualität der erkrankten Personen aufrechtzuerhalten und den Fortschritt der Erkrankung möglichst stark zu verlangsamen. (as)
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