Deutsche Welle: Wie schätzen Sie derzeit das Ansteckungsrisiko in Wuhan ein?
Jiesi Luo (Name geändert): Patienten mit Symptomen müssen oft stundenlang warten, bis sie untersucht werden können. Die Ärzte verschreiben Medikamente und schicken die Leute wieder nach Hause mit dem Hinweis darauf, dass sie sich fern halten sollen von anderen Menschen. Die Wartezimmer sind voll mit Menschen, die husten. Auch bei einem gesunden Menschen, der sich lange Zeit in so einer Umgebung aufhält, steigt das Risiko, sich anzustecken.
Der Weg ins nächste Krankenhaus ist oft lang. Falls man kein Privatauto hat, kann man nur mit dem Taxi fahren und jeder Siedlung sind maximal zwei Taxis zugewiesen. Nur einige Freiwillige fahren noch kranke Personen. Der Notruf 120 ist aufgrund des Ansturms zusammengebrochen. Wer Pech hat, muss zu Fuß gehen. Manche sollen es nicht bis ins Krankenhaus geschafft haben.
Wie ist die Versorgung mit Produkten zum Schutz vor Ansteckung?
Mundschutz und Desinfektionsmittel sind ausverkauft. Sie sind auch in Krankenhäusern sehr knapp. Inzwischen sind viele Spenden in Wuhan eingetroffen.
Aber die Vorgabe für die Ärzte im Krankenhaus, alle vier Stunden die Gesichtsmaske und alle sechs Stunden die Schutzkleidung zu wechseln, kann nicht erfüllt werden.
Haben Sie Zweifel an den Zahlen über Ansteckungen und Todesfälle?
Ich denke, dass es deutlich mehr Ansteckungen und Tote gibt als öffentlich wird. Selbst wenn durch die übliche Computertomographie eine Lungenerkrankung festgestellt wird, folgt nicht immer das nötige Verfahren, um Gewissheit über den Erreger zu bekommen.
Warum?
Weil die Warteschlange zu lang ist. Wer den Test aber nicht gemacht hat und stirbt, geht nicht in die Statistik der Todesfälle durch das Corona-Virus ein.
Zwei neue Krankenhäuser stehen kurz vor der Eröffnung. Das ist doch eine gute Nachricht.
2000 Betten in zwei neu erbauten Lazaretten reichen aber nicht aus. Es fehlt an medizinischem Fachpersonal. Die Ärzte und Krankenpfleger sind überlastet, Schichtpläne funktionieren nicht mehr.
Um eine Lungenerkrankungen zu heilen, ist eine lange stationäre Behandlung notwendig. Die Behörden mobilisieren derzeit Aufnahmekapazitäten in kleineren Kliniken.
Jiesi Luo (Name geändert) ist Medizintechniker in einem Krankenhaus in Wuhan.
Das Gespräch führte William Yang
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*Der Beitrag „Hilferuf von Krankenhaus-Mitarbeiter in China: „Deutlich mehr Kranke und Tote““ wird veröffentlicht von Deutsche Welle. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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