Das Mädchen leidet beim Essen unter großen Problemen. Wenn die Dreijährige feste Nahrung zu sich nehmen soll, hat sie Schluckbeschwerden. Oft muss sie sich erbrechen. Sie ist klein und dünn – 95 Prozent der Kinder in ihrem Alter sind größer und wiegen mehr.
Schließlich suchen die Eltern mit dem Mädchen die Uniklinik im jordanischen Irbid auf. Das Ärzteteam erfragt die Kranken- und Familiengeschichte des Kindes, doch die Eltern haben nichts Ungewöhnliches zu berichten. Die Blutwerte sind normal. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs offenbart keine Auffälligkeiten, schreiben die Mediziner im Fachblatt „Annals of Medicine and Surgery“. Die Mutter kann die Beschwerden nicht einem oder mehreren speziellen Lebensmitteln zuordnen.
Engpass in der Speiseröhre
Der Kinder-Gastroenterologe Eyad Altamimi führt eine Endoskopie durch, indem er eine Sonde in die Speiseröhre des Kindes schiebt. So entdeckt er eine Verengung, die die Schluckbeschwerden erklären kann. Direkt davor hat sich die Speiseröhre geweitet und dort befindet sich Essen, das die Verengung nicht passieren konnte.
Nun geben die Ärzte dem Mädchen ein Kontrastmittel und fertigen erneut eine Röntgenaufnahme an, auf der die Verengung gut zu erkennen ist.
Das Kontrastmittel (schwarz) füllt die Speiseröhre und stellt damit eine Verengung in der Mitte dar und die darüber liegende Aussackung
Die Mediziner entscheiden sich für einen Eingriff unter Vollnarkose, bei dem sie die Speiseröhre weiten wollen. Doch die Prozedur glückt nicht, die verengte Stelle lässt sich nicht dehnen.
Um die Ernährung des Kindes zunächst zu gewährleisten, legen die Ärzte einen Zugang von außen direkt in den Magen, Gastrostomie heißt diese Prozedur. Vier Wochen später versuchen sie erneut, die Engstelle zu dehnen – dieses Mal nähern sie sich der Verengung über den Zugang vom Magen her. Doch erneut können sie nichts ausrichten.
Etwas hat auch die Luftröhre verschoben
Um herauszufinden, was die Verengung verursacht, geben die Ärzte dem Mädchen wieder ein Kontrastmittel und sehen sich die Speiseröhre mithilfe einer Computertomografie an. So erkennen sie eine Verdickung des Weichteilgewebes, die an der rechten, hinteren Speiseröhrenwand am ausgeprägtesten ist. Außerdem ist dort eine etwa 1,5 Zentimeter lange Struktur zu erkennen, die zum einen die Speiseröhre verengt und zusätzlich die Luftröhre nach links verschoben hat.
Noch wissen die Ärzte nicht genau, was sie auf dem Röntgenbild sehen – doch die Information reicht, um eine weitere Operation in Angriff zu nehmen. Die Chirurgen entdecken dabei die Ursache der Verengung – und können sie entfernen: Es handelt sich um einen kleinen Aluminiumdeckel, der zum Beispiel auf Milchkartons zu finden ist. Das Mädchen hat diesen offensichtlich vor längerer Zeit geschluckt. Der Deckel ist dann durch die Speiseröhrenwand gewandert und um ihn herum hat sich entzündetes Gewebe gebildet, weil der Körper versucht hat, den Fremdkörper zu bekämpfen. So hat sich die Speiseröhre immer weiter verengt.
Der Aluminiumdeckel, den die Ärzte aus dem Gewebe um die Speiseröhre entfernt haben
Rückblickend erinnert sich die Mutter, dass das Kind im Alter von zehn Monaten einen starken Hustenanfall hatte und sich übergeben musste.
In den kommenden Monaten müssen die Ärzte die Speiseröhre des Mädchens mit mehreren Eingriffen wieder weiten. Schließlich ist die kleine Patientin wieder in der Lage, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Sie gewinnt an Gewicht, ihre Eltern sind sehr glücklich.
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