Die französische Regierung könnte bald die Erstattung homöopathischer Mittel durch die Krankenkassen abschaffen. Nach Einschätzung der Obersten Gesundheitsbehörde (HAS) des Landes wirken die Mittel wissenschaftlich gesehen nicht ausreichend. Daher sei eine Erstattung nicht gerechtfertigt, teilte die Behörde am Freitag in einer Stellungnahme mit. Das Gesundheitsministerium hatte die HAS zuvor mit der Prüfung beauftragt.
Bislang erkennen Krankenkassen in Frankreich homöopathische Beratungen und Behandlungen als Alternativmedizin an und übernehmen die Kosten. Für die homöopathischen Mittel – eingestuft als „medizinische Anwendung mit mäßiger Wirkung“ – zahlen die Kassen einen geringeren Satz, jährlich insgesamt 55 Millionen Euro.
Darf medizinisch notwendige Behandlung nicht verzögern
Die Oberste Gesundheitsbehörde hat nach eigenen Angaben neun Monate lang fast 1200 homöopathische Arzneimittel geprüft und mehr als 1000 wissenschaftliche Publikationen analysiert. Am Ende kam die Behörde zum Ergebnis, dass eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden kann. Die HAS betonte außerdem, dass die Anwendung der Homöopathie bei schwerwiegenden fortschreitenden Krankheiten die medizinisch notwendige Behandlung nicht verzögern darf.
Auch in Deutschland wird immer wieder über die Homöopathie gestritten und darüber, ob die Allgemeinheit die Kosten für eine solche Behandlung tragen muss. Hierzulande sind die Mittel zwar kein Bestandteil des gesetzlichen Leistungskatalogs der Krankenkassen. Stattdessen können Kassen selbst entscheiden, ob sie die Kosten übernehmen. Manche Krankenkassen werben gezielt damit, weil eine entsprechende Nachfrage existiert.
„Esoterische Disziplin“
Der Streit in Frankreich hatte vergangenes Frühjahr mit einem Meinungsbeitrag in der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ begonnen. Darin forderten 124 Ärzte „den Ausschluss der esoterischen Disziplinen – darunter die Homöopathie – aus der Medizin“. Die Vereinigung Homöopathischer Ärzte antwortete mit einer Klage vor der Nationalen Ärztekammer „wegen Verletzung des Berufsethos“.
Die medizinische Fakultät Lille hatte anschließend beschlossen, den Diplomkurs für Homöopathie 2018/19 auszusetzen. Daraufhin ordnete Gesundheitsministerin Agnès Buzyn die Prüfung der Homöopathie durch die Oberste Gesundheitsbehörde an. „Homöopathie wird bisher ohne jede wissenschaftliche Kontrolle erstattet“, erklärte Buzyn damals in einem Radiointerview mit France Inter. „Wenn diese Medizin nützlich ist, wird sie weiterhin erstattet. Wenn nicht, hört das auf.“
Homöopathie hat in Frankreich viele Anhänger. Nach Angaben der Ärztekammer schwören 56 Prozent der Bevölkerung auf Globuli und die stark verdünnten Tinkturen.
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