Kokain scheint in Europa so leicht erwerbbar zu sein wie nie zuvor. Das geht aus dem Drogenbericht hervor, den die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) am Donnerstag in Brüssel vorgestellt hat. Bei der Beschaffung und dem Vertrieb illegaler Drogen sei insgesamt ein zunehmender Einsatz digitaler Technologien zu beobachten, heißt es in dem Bericht weiter.
Kokain ist laut EMCDDA in der EU das am häufigsten konsumierte illegale Aufputschmittel. Rund 2,6 Millionen Menschen zwischen 15 und 34 Jahren hätten die Droge 2017 konsumiert.
Im Vergleich zum Vorjahr meldete die Beobachtungsstelle einen gleich dreifachen Anstieg: bei der Zahl der Beschlagnahmungen, bei der durchschnittlich beschlagnahmten Menge sowie bei der Reinheit der Droge. 2017 stellten Fahnder demnach in der Europäischen Union 140,4 Tonnen der Droge sicher, im Vergleich zu 70,9 Tonnen ein Jahr zuvor.
In See-Containern nach Europa
Im Straßenverkauf sei der Preis für Kokain stabil geblieben, was auf einen Anstieg des Konsums hindeute, heißt es in dem Bericht. Ein weiterer Indikator sind Abwasseranalysen: In 22 von 38 europäischen Städten, in denen es derartige Tests gab, war die Konzentration von Kokain-Rückständen im Abwasser demnach gestiegen. Die höchsten Konzentrationen wurden aus Belgien, Spanien, den Niederlanden und Großbritannien gemeldet.
Vor allem wegen der zunehmenden Nutzung digitaler Technologien wie soziale Medien, Darknet-Marktplätze und Verschlüsselungstechniken sei „eine Reorganisation der Kokainlieferkette und der beteiligten Akteure“ festzustellen. Immer öfter seien kleine Gruppen und Einzelpersonen aktiv. Bei der Einfuhr nach Europa falle eine Zunahme beim Kokainhandel im großen Stil auf, vor allem mithilfe von See-Containern.
Das geläufigste illegale Opioid auf dem europäischen Drogenmarkt ist laut EMCDDA weiterhin Heroin. Auch hier habe sich die beschlagnahmte Menge erhöht, während die Reinheit hoch geblieben sei und der Verkaufspreis seit Jahren tendenziell sinke.
Keine Opioid-Epidemie in Europa
Eine durch synthetische Betäubungsmittel hervorgerufene Opioid-Epidemie, wie sie derzeit in den USA und Kanada zu beobachten ist, gibt es laut dem Bericht nicht in Europa. Dennoch stellten diese Substanzen eine zunehmende Bedrohung dar, da ihr Konsum mit mehr Überdosierungen und Todesfällen in Zusammenhang gebracht wird.
Wie bereits im Vorjahr geht die EMCDDA von einer zunehmenden Produktion synthetischer Drogen in der EU aus. So seien 2017 in den Niederlanden fast doppelt so viele Labors zur Herstellung der Partydroge MDMA entdeckt worden wie im Vorjahr. In Belgien deute die zunehmende Entsorgung chemischer Abfälle auf die Existenz von Produktionsstätten für MDMA hin.
Cannabis ist dem Bericht zufolge weiterhin die am meisten konsumierte illegale Droge in Europa. Der Markt verändere sich aber, weil der Freizeitkonsum der Droge mancherorts außerhalb Europas legalisiert wurde. Dadurch drängen neue Produkte wie E-Liquids, essbare Cannabisprodukte und Konzentrate auf den europäischen Markt.
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