In den USA warnen Behörden vor einer „neuen Bedrohung“ durch die Droge Tranq. Sie hat verheerende Nebenwirkungen und wird mit einer wachsenden Zahl an tödlichen Überdosierungen im ganzen Land in Verbindung gebracht. Die Hintergründe zur „Zombie-Droge“.
Es sind erschreckende Bilder aus Philadelphia, die derzeit in Nachrichtensendungen sowie sozialen Medien kursieren: Menschen schwanken, humpeln, verlieren beinahe das Gleichgewicht, viele haben offene Wunden, faulende Stellen. Schuld ist Xylazin, in der Szene wird die Droge Tranq genannt.
Xylazin ist als Narkose- und Schmerzmittel in der Veterinärmedizin zugelassen und wird bei Großtieren wie Pferden, Rindern oder Hirschen verwendet. Nun scheint die „Zombie-Droge“ den US-Drogenmarkt zu überschwemmen. Es wird mit schrecklichen Nebenwirkungen und einer wachsenden Zahl tödlicher Überdosierungen im ganzen Land in Verbindung gebracht.
Xylazin – so wirkt die „Zombie-Droge“
Xylazin ist ein chemischer Stoff (Alpha-2-Agonist), der die Freisetzung bestimmter Botenstoffe und Hormone im Körper hemmt. Die „Zombie-Droge“ hat eine beruhigende, schmerzstillende und euphorisierende Wirkung, erklären Wissenschaftler im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“.
Das Gefährliche daran ist, dass Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur auf ein kritisches Niveau herabgesenkt werden. Bei einer Überdosis kann es Betroffene in einen komaähnlichen Zustand versetzen, so dass sie stundenlang wie erstarrt und schutzlos auf der Straße liegen. Auch ein Bewusstseinsverlust kann eintreten, der im schlimmsten Fall zum Koma oder zum Tod führt.
Tiefe Wunden, die teils Sehnen und Knochen freilegen
Daneben haben Betroffene oft offene, tiefe Wunden, die nicht heilen. Die genaue Ursache ist noch unklar, aber Wissenschaftler vermuten, dass Xylazin die Blutzirkulation in einer Weise beeinflusst, die die Hautreparatur beeinträchtigt. Das bedeutet, dass sich bei Betroffenen selbst etwas so Kleines wie ein Pickel oder ein Nadeleinstich in große Wunden aus absterbendem Gewebe verwandeln kann. Teils werden dabei Sehnen und Knochen freigelegt. Anders als bei anderen Drogenarten treten die wunden Stellen dabei nicht nur an den Injektionsstellen auf. Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt, dass sich die Stellen leicht infizieren und unbehandelt Amputationen nach sich ziehen können.
Anders als gegen Opioide gibt es gegen Xylazin kein zugelassenes Gegenmittel.
„Xylazin macht Fentanyl, die tödlichste Drogengefahr, die unser Land je erlebt hat, noch tödlicher“
Xylazin wird laut FDA vor allem zum Strecken von illegalen Drogen verwendet, insbesondere von Fentanyl. Es soll den Rausch und die schmerzlindernde Wirkung des Fentanyls verstärken und die Wirkdauer verlängern.
„Xylazin macht Fentanyl, die tödlichste Drogengefahr, die unser Land je erlebt hat, noch tödlicher“, warnt die US-Drogenbehörde (DEA) . Fentanyl ist rund 50-mal stärker als Heroin und rund 100-mal stärker als Morphin. Weil es zudem deutlich günstiger ist, ist es in den USA mittlerweile sehr verbreitet. Experten warnen, denn schon kleinste Mengen – laut DEA reicht eine Menge, die auf eine Bleistiftspitze passt – zu einer Überdosis führen können.
Die Kombination mit Xylazin ist auch deshalb so gefährlich, weil unklar ist, ob und inwieweit das bei einer Fentanyl-Überdosis eingesetzte Medikament Naloxon auch bei einer Kombi-Einnahme wirkt.
Laut US-Gesundheitsministerium stieg die geschätzte Zahl der Todesfälle durch eine Überdosis, bei denen Xylazin im Spiel war, von 260 im Jahr 2018 auf 3480 im Jahr 2021 an. Das entspricht einem Anstieg von 1238 Prozent. Die meisten Todesfälle wurden aus Pennsylvania, Maryland, New York und Connecticut gemeldet. Doch die „Zombie-Droge“ hat sich längst weiter verbreitet. So wurden Fentanyl-Mischungen mit Xylazin in 48 von 50 Staaten beschlagnahmt.
Am 12. April wurde ein mit Xylazin gemischtes Fentanyl als „neue Bedrohung“ in den USA eingestuft. Experten feilen an einem Plan zur Bekämpfung.
Wie verbreitet ist Xylazin in Deutschland und Europa?
„Bei jüngsten Beschlagnahmungen wurden auch neue synthetische Opioide in Mischungen mit einem neuen Benzodiazepin und dem Beruhigungsmittel für Tiere, Xylazin, gefunden“, heißt es im aktuellen Bericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle. Probleme in diesem Bereich seien aber „derzeit noch relativ begrenzt“.
Auch in Deutschland werde noch keine Bedrohung wahrgenommen, sagte Beate Erbas, Leiterin der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen der „Süddeutschen Zeitung“. Das liegt ihrer Einschätzung nach auch daran, dass Fentanyl in Deutschland, anders als in den USA, nicht aus illegaler Produktion, sondern aus dem legalen Pharmahandel stammt. „Verunreinigte Mischungen, wie sie in den USA beobachtet werden, spielen hierzulande – noch – keine Rolle.“
Das könnte sich ändern, meint zumindest die EU-Behörde. „Diese Gruppe von Substanzen [stellt] eine Bedrohung dar, die sich in Zukunft stärker auf die Gesundheit und Sicherheit in Europa auswirken könnte.“
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