Heroin und Langzeitschäden: Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt weiter

1990 – so viele Menschen starben im vergangenen Jahr an Drogen. Damit ist die Zahl an Drogentoten wie bereits seit mehreren Jahren erneut gestiegen, im Vergleich zu 2021 wurde ein Anstieg von knapp neun Prozent verzeichnet. Der Konsum von Heroin sowie die Langzeitfolgen des Drogenkonsums sind laut des Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert (SPD) Haupttodesursachen.

Wie in den Vorjahren sind es die  bevölkerungsreichen Bundesländer Nordrhein-Westfalen mit 703 und Bayern mit 277 sowie Berlin mit 230, welche die meisten Drogentoten zu verzeichnen hatten. Ebenfalls nicht neu: betroffen sind hauptsächlich männliche Abhängige. 2022 waren 1684 von den 1990 Betroffenen männlich.

Langzeitschäden Hauptursache von Drogentoten

Die diesjährigen Zahlen decken sich weitgehend mit den Entwicklungen, die sich seit mehreren Jahren abzeichnen. Den Angaben zufolge waren es 2012 noch 944 Menschen, die an den Folgen des Konsums illegaler Substanzen gestorben sind. 2019 waren es schon 1398 Menschen, ein Jahr später 1581 und 2021 bereits 1826.

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Allein in den Jahren 2019 bis 2022 ist somit die Zahl der Drogentoten um mehr als 400 im Jahr gestiegen. Einschränkend wird angemerkt, dass die Aussagekraft der Daten begrenzt und fehleranfällig sei, was an unterschiedlichen Erfassungsmethoden in den Bundesländern liege.

An den Ursachen hat sich indes nichts geändert. Seit Jahren sind es vor allem Langzeitschäden, die am Ende zum Tode führten. Dazu kommen in erster Linie Drogentote als Folge des Konsums von Heroin/Morphin und Opiat- und Substitutionsmitteln in Verbindung mit anderen Drogen.

Sucht sei kein Randproblem in der Gesellschaft, so das Bundesministerium für Gesundheit. Definiert wird dort als Sucht "nicht nur die Abhängigkeitserkrankungen […], sondern die Gesamtheit von riskanten, missbräuchlichen und abhängigen Verhaltensweisen in Bezug auf Suchtmittel sowie nichtstoffgebundene Verhaltensweisen wie Glücksspiel". Abhängigkeitserkrankungen seien schwere chronische Krankheiten, die häufig mit dramatischen persönlichen Schicksalen verknüpft seinen. Familienangehörige, Freunde oder Kollegen seien ebenfalls betroffen. 

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„Sucht ist eine Krankheit – kein Stigma“

Laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit, die sich unter anderem auf den Epidemiologischen Suchtsurvey 2018 stützen, sind in Deutschland 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig, 2,3 Millionen sind süchtig nach Medikamenten. Rund 600.000 Menschen in Deutschland wiesen einen problematischen Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen auf. 

Blienert forderte am Donnerstag in Berlin nun "einen Paradigmenwechsel" in der Drogenpolitik: "Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma – Suchtkranke Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden", erklärte er. "Deshalb müssen wir über Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention sprechen."

Nötig seien "mehr niedrigschwellige Hilfen, die schneller und direkter bei den Menschen ankommen", führte Blienert aus. "Vom Drogenkonsumraum über die Substitution bis zur Schlafstätte für obdachlose Abhängige – all das sind bewährte Maßnahmen gegen den Missbrauch illegaler Drogen, weil das der erste Schritt in den Ausstieg sein kann." Auch eine bessere Begleitung für Eltern, Partner und Kinder von suchtkranken Menschen sei nötig.

Der Drogenbeauftragte forderte insbesondere die Länder zum Handeln auf. "Das Thema Sucht gehört in den Ministerien und Senaten der Länder auf die Chefebene", erklärte er. "Außerdem müssen Einsparungen bei der Suchtberatung und Anlaufstellen ein absolutes Tabu werden."

Quelle:Statista, Bundesministerium für Gesundheit, Mit Agenturmaterial

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