Eine Studie zeigt, dass der Anteil jugendlicher Raucher in Deutschland sprunghaft gestiegen ist, wobei die Gründe unklar bleiben. Einige vermuten Zusammenhänge mit Krisen wie der Pandemie oder einem popkulturellen Phänomen, das Rauchen in Filmen, Serien und Musik glorifiziert.
Überraschend steigt die Zahl junger Raucherinnen und Raucher in Deutschland, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtet. Laut der wissenschaftlichen Befragung Debra ist der Anteil der 14- bis 17-Jährigen, die rauchen, im Jahr 2022 auf 15,9 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 8,7 Prozent im Jahr 2021. Bei den 18- bis 24-Jährigen liegt der Anteil sogar bei über 40 Prozent.
Die Gründe für diesen Anstieg sind bisher unklar. Daniel Kotz, Leiter von Debra, vermutet einen Zusammenhang mit den Krisen der letzten Jahre, etwa finanzieller Stress oder die Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Wissenschaftliche Belege für diese Theorie gibt es jedoch nicht. Eine Befragung von Jugendlichen zeigt, dass das Rauchen für sie oftmals als Stresskompensation dient.
2 mögliche Ursachen: Filme und Musikszene
Ein weiterer möglicher Faktor könnte der Einfluss von Popkultur der 1990er sein, wie Tim und Anna Lena, zwei Schüler aus Ennepetal, gegenüber RND erklären. Rauchende Figuren in Filmen, Serien und Musikvideos könnten einen „extravaganten, außergewöhnlichen Vibe“ vermitteln und Jugendliche zur Nachahmung verleiten. Beispielsweise stand der Streamingdienst Netflix in der Kritik, weil die Darstellung von rauchenden Personen in dessen Produktionen zunimmt.
Ein weiterer Einfluss auf das Rauchverhalten junger Menschen könnte dem Bericht zufolge die Musikszene sein. Rapper thematisieren das Rauchen von Zigaretten in ihren Songs und Musikvideos und bringen sogar Shishatabak und sogenannte Vapes auf den Markt.
Um den Negativtrend entgegenzuwirken, haben Schulen wie das Berufskolleg Ennepetal Maßnahmen ergriffen. Dort gibt es eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die ihre Mitschüler über die Gefahren des Rauchens aufklären und Konzepte erarbeiten, um die Schule und das Umfeld rauchfrei zu gestalten. Dies ist Teil des Modellprojekts „Specht“ (Suchtprävention an Berufsbildenden Schulen), an dem sechs Schulen in Nordrhein-Westfalen teilnehmen.
Rauchprävention in den Unterricht integrieren
Die Schule bietet zudem weitere Suchtpräventionsprojekte an und plant, die Rauchprävention in den Unterricht zu integrieren. Schulsozialarbeiterin Vanessa Nierlich erklärte gegenüber RND, dass erste Erfolge der Bemühungen bereits sichtbar seien, da einige Schüler den Wunsch äußerten, das Rauchen aufzugeben. Unterstützung erhalten sie dabei von Schulsozialarbeiterin Nierlich und der Suchtberatungsstelle der Caritas.
Der Umweltaspekt spielt für viele junge Raucherinnen und Raucher eine zunehmend wichtige Rolle, da bei der Herstellung von Tabak jährlich 84 Millionen Tonnen CO₂ anfallen und Billionen Zigarettenstummel in der Natur landen. Tim, ein Schüler aus Ennepetal, sieht darin einen Grund, das Rauchen zumindest zu reduzieren. Ganz aufzuhören hält er jedoch für schwierig, da das Thema in seinem Umfeld fest verankert ist und viele seiner Freunde ebenfalls rauchen.
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