„Fangen wir einfach an, es könnte ja gut werden“ – mit diesen ermutigenden Worten begann Katja Renner ihren Vortrag zur Umsetzung von pharmazeutischen Dienstleistungen in der Apotheke auf dem 9. Westfälisch-Lippischen Apothekertag, der am vergangenen Wochenende in Münster stattfand. Hier gab sie praktische und pragmatische Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung an die Kolleg:innen weiter, die sich bislang noch nicht an die Umsetzung in der eigenen Apotheke getraut haben.
Dass sich pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) sowohl für die Patient:innen als auch die Apotheken lohnen, machte Renner direkt zu Vortragsbeginn klar. Ganze 45 Prozent aller Patient:innen, die mit einem Asthmaanfall in der Notaufnahme vorstellig werden, könnten ihr Device nicht richtig bedienen und jede:r dritte Hypertoniker:in habe einen unkontrollierten Blutdruck. Diese Menschen würden eindeutig von pDL profitieren. Aber auch für die durchführende Apotheke würden sich pDL lohnen, sie trügen zu Kundenbindung bei, zur Abgrenzung vom Versandhandel und könnten die Apotheke zu einem attraktiveren Arbeitsort für Jungapprobierte machen, die gerne klinisch arbeiten wollen.
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Nur wie gelingt die Umsetzung angesichts der aktuell ohnehin hohen Arbeitsbelastung? Diesbezüglich regt Renner an nachzudenken, wer im Team welche Aufgabe gut übernehmen könne. Ein Teammitglied, dass die Kundschaft besonders gut kennt, könne geeignete Kund:innen ansprechen und Termine vereinbaren. Die Dienstleistung an sich könne dann von einem anderen Teammitglied erbracht werden. Bei einigen pDL könne ein Teil der Aufgabe auch im Homeoffice erledigt werden, so beispielsweise die Recherche im Rahmen der Medikationsanalyse, was Mitarbeiter:innen zugute käme, die sich flexiblere Arbeitszeiten wünschen. Die Abrechnung hingegen könne dann beispielsweise ein:e PKA übernehmen.
Gut vorbereitet starten
Bevor Kund:innen die erste Dienstleistung angeboten wird, sollten Apothekenteams sich den Ablauf der Dienstleistung vor Augen führen, nämlich die Identifizierung, Ansprache und Einwilligung berechtigter Kund:innen, die Dienstleistung an sich sowie das Dokumentieren, Quittieren und Abrechnen. Es sei zu prüfen, ob für jeden Schritt die notwendige Ausrüstung inklusive Dokumentationsbögen vorhanden ist.
Es lohne sich auch, das eigene Beratungszimmer einmal kritisch anzuschauen: ist der Raum aufgeräumt, ansprechend und groß genug gestaltet? Falls nicht, könne überlegt werden, das Büro der Apothekenleitung für die Dienstleistung zu nutzen, so Renner. Schließlich sei dieses dem Sprechzimmer des Arztes nicht unähnlich.
Auch wie die Abrechnung laufe, sollte vor der ersten Dienstleistung geklärt werden, im Zweifelsfall mit dem Softwareanbieter. Sind alle Abläufe geklärt, lohne es sich, diese im Qualitätsmanagementsystem der Apotheke festzuhalten und das gesamte Team per Teamschulung einzubinden. Hierfür gibt es auf der Homepage der ABDA einen Foliensatz.
pDL geht auch effizient
Auch auf die Sorge, das Erbringen der pDL sei ineffizient, ging Renner ein. Apotheken könnten pDL zu Beginn beispielsweise im Rahmen eines Aktionstages anbieten. Auch sei es möglich, Patient:innen mit entsprechendem Bedarf mehrere Dienstleistungen anzubieten und an einem Termin durchzuführen. Weiterhin sei es für heimversorgende Apotheken denkbar, die Dienstleistung standardmäßig allen berechtigten Personen bei Einzug in das Heim oder in einem regelmäßigen Turnus anzubieten.
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Zum „Dranbleiben“ ruft Renner zum Schluss ihres Vortrages hin ihr Publikum auf. Dass Apotheken abrechenbare Dienstleistungen anbieten dürfen, die weder eine Verordnung noch einen Wareneinsatz erfordern, sei ein wirklicher „Paradigmenwechsel“ und diese Chance sollte sich die Apothekerschaft nicht entgehen lassen.
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