Die Zahl der Alzheimer-Patienten nimmt stetig zu, allein in Deutschland erkranken jährlich 300.000 Menschen neu an der tückischen Erkrankung. Gerade der Lebensstil und die Ernährung beeinflussen das persönliche Krankheitsrisiko. Zwei Ernährungsweisen sind laut einer neuen Studie dabei besonders empfehlenswert.
Die Alzheimer-Krankheit ist die am meisten verbreitete Form der Demenz. Hier lagert sich Eiweiß im Gehirn ab, es sterben Nervenzellen ab. Die wohl am meisten gefürchtete Krankheit des Alters äußert sich durch Wortfindungs- und Orientierungsstörungen, ein schwindendes Kurzzeitgedächtnis und kann sogar Persönlichkeitsveränderungen mit sich bringen. Das führt dazu, dass Betroffene nicht einmal mehr ihre engsten Vertrauten erkennen.
Das Dramatische: Ist die Erkrankung erst erst einmal ausgebrochen, lässt sie sich allenfalls verzögern, jedoch nicht mehr stoppen oder gar heilen.
- Lesen Sie auch: Mit 7 Fragen erkennen Sie Demenz-Anzeichen
Zahl der Alzheimer-Patienten wird bis 2030 um 40 Prozent steigen
Die Zahl der Erkrankungen ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen – und wird auch zukünftig weiter zunehmen. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sich die Zahl der Alzheimer-Patienten bis 2030 um mehr als 40 Prozent erhöhen. Zurückzuführen sind die Prognosen auf den demografischen Wandel. Jedoch kann jeder Einzelne etwas für sein persönliches Krankheitsrisiko unternehmen, beispielsweise durch das Pflegen sozialer Kontakte, dem Bildungsgrad und einem gesunden Lebensstil. Dass gerade letztgenannter Punkt mit Hauptaugenmerk auf die Ernährung im Kampf gegen Demenz von großer Bedeutung ist, zeigen auch die Risikofaktoren. Neben sozialer Isolation und Depression begünstigen
- Übergewicht,
- Bluthochdruck,
- Diabetes,
- Rauchen und
- Alkohol
die Entstehung der Krankheit.
Gerade in Punkto Ernährung haben Forschende der Rush University nun neue konkrete Informationen sammeln können. In einer Studie untersuchten die Wissenschaftler die Gehirne von älteren, verstorbenen Frauen und Männern. Dabei entdeckten sie Parallelen in den Gehirnen, die keine oder nur geringfügige Anzeichen für Alzheimer im Gewebe aufwiesen.
Studie untersucht Einfluss des Ernährungsverhaltens auf Gehirngesundheit
Die Anfänge der Studie gehen zurück in die 1990er Jahre. Damals wurden 581 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren gebeten, jährlich einen detaillierten Fragebogen über ihr Ernährungsverhalten auszufüllen, wobei 66 Prozent die Kriterien für die Alzheimer-Erkrankung erfüllten:
- Für jedes Lebensmittel, das aus wissenschaftlicher Sicht zu einem gesunden Gehirn beiträgt, bekamen die Probanden einen Punkt.
- Gleichermaßen gab es bei jedem ungesunden Lebensmittel einen Punkt Abzug.
Der Durchschnitt der Probanden verstarb sieben Jahre nach Studienstart. Bei 39 Prozent der Teilnehmer wurde kurz vor dem Tod Demenz diagnostiziert. Nach Untersuchung der Gehirne kam das US-amerikanische Forschungsteam zu folgendem Ergebnis:
- Die Probanden, die größere Mengen an verarbeiteten Produkten konsumierten, wiesen überdurchschnittlich viele Amyloid-Plaques und neurofibrilläre Verwicklungen im Gehirngewebe auf, die für die Alzheimererkrankung als typisch gelten. Auf der „roten Liste“ stehen entsprechend: Gebäck, Süßigkeiten, frittierte Speisen und Fast Food.
- Die Probanden, die sich nach den Prinzipien der sogenannten MIND-Diät ernährten, wiesen nicht nur ein jüngeres, sondern auch ein wesentliches gesünderes Gehirn als die Kontrollgruppe auf.
Laut den Wissenschaftlern konnte die Studie damit den negativen Langzeiteffekt stark verarbeiteter Lebensmittel auf die Gehirnfunktion belegen.
Sogenannte Amyloid-Plaques und neurofibrilläre Verwicklungen gelten als Indikatoren für Alzheimer. Es handelt sich hierbei um Eiweißablagerungen im Gehirngewebe, die die Kommunikation in und zwischen den Nervenzellen stören. Dadurch sterben Nervenzellen und Nervenzellverbindungen ab.
MIND-Diät hält Gehirn jung, fit und gesund
Bei der MIND-Diät handelt es sich um eine eigens von der Rush Universität entwickelte Ernährungsweise, die die Prinzipien der Mittelmeerkost sowie der DASH-Diät vereint. Beide Konzepte beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und stärken die Gehirnfunktion. Die Grundprinzipien der MIND-Diät sind leicht zu merken:
- Auf dem Speiseplan stehen viel frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse sowie Olivenöl.
- Rotes Fleisch, Butter und Margarine, Käse, Gebäck und Süßigkeiten, Frittiertes sowie Fast Food sind hingegen nur eingeschränkt erlaubt – wöchentlich sollten es jedoch nicht mehr als fünf kleine Portionen Süßigkeiten sein, Fast Food ist einmal pro Woche erlaubt.
- Zudem integriert die Ernährungsweise zehn verschiedene Lebensmittelgruppen, die nachweislich die Gehirnfunktion steigern können. Dazu zählen grünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat, anderes Gemüsesorten, Nüsse, Beeren, Bohnen, Vollkornprodukte, Fisch, Geflügel, Olivenöl sowie kleine Mengen Rotwein (max. 100 Milliliter pro Tag).
Grünes Blattgemüse besonders förderlich
Die Wissenschaftler betonen, dass einzelne Lebensmittel eine besonders schützende Wirkung aufwiesen. Gerade grünes Blattgemüse zählt dazu und sollte mindestens einmal täglich auf dem Speiseplan stehen. Zum Beispiel:
- Spinat,
- Grünkohl,
- Rosenkohl,
- Mangold oder
- Feldsalat.
Gemein ist genannten Lebensmittel der Gehalt an Folat. Gemeinsam mit Vitamin B6 und Vitamin B12 unterstützt es den Abbau von Homocystein, das natürlicherweise im Körper vorkommt, in zu hoher Dosis jedoch schädigend auf Nervenzellen und Gefäße wirken kann.
19 Jahre jüngeres Gehirn als tatsächliches Alter
Wer jeden Tag eine Portion Spinat, Grünkohl, Mangold oder Ähnliches aß, wies nach Angaben von Studienleiterin Puja Agarwal eine Gehirnstruktur auf, die 19 Jahre jünger war als das tatsächliche Alter. „Dass der Verzehr von grünem Blattgemüse mit weniger Alzheimer-Anzeichen verbunden ist, ist faszinierend“, so Agarwal. „Obwohl unsere Forschung noch nicht beweisen kann, dass eine gesunde Ernährung zu weniger Ablagerungen von Amyloid-Plaque im Gehirn führt, wissen wir, dass es einen Zusammenhang gibt.“
- Ebenfalls interessant: 19-Jähriger ist wahrscheinlich jüngster Demenz-Patient der Welt
Wie die Forschenden in einem Bericht schreiben, wirke sich die MIND-Diät zudem nicht nur positiv auf die Gehirngesundheit aus, sondern senkt zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Drei Risikofaktoren für Demenz, die nicht beeinflussbar sind
Dennoch lässt sich das Krankheitsrisiko nicht vollständig eliminieren. Neben den beeinflussbaren Faktoren wie Lebensstil und Ernährung etc., gibt es aber drei Faktoren, die nicht beeinflussbar sind:
- Alter: Ab dem 60. Lebensjahr verdoppelt sich die Demenzhäufigkeit alle fünf Jahre
- Geschlecht: Frauen sind eher demenzgefährdet als Männer
- Genetische Faktoren: So beeinflusst eine bestimmte Variante des ApoE-Gens (wichtig für den Cholesterintransport im Blut) die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Bei Trägern von ApoE4 treten Krankheitssymptome besonders früh auf.
Zu den frühen Anzeichen von Demenz zählen Mediziner folgende Anzeichen:
- Sie vergessen zunehmend Verabredungen.
- Sind mehrere Menschen an einem Gespräch beteiligt, haben Sie Schwierigkeiten zu folgen.
- An den Inhalt von Gesprächen können Sie sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern. Ereignisse, die länger zurückliegen, sind Ihnen dagegen noch sehr präsent.
- Sie haben Probleme, sich in Ihrer eigenen Wohnung oder im altbekannten Supermarkt zurechtzufinden.
- Sie finden sich an einem Ort oder in einem Zimmer wieder und haben vergessen, was Sie dort eigentlich tun wollten.
- Es fällt Ihnen schwer, eine Mahlzeit zuzubereiten, die mehrere einzelne Schritte erfordert.
- Beim Lesen müssen Sie Abschnitte mehrmals wiederholen, um sie zu verstehen, und können sich nicht mehr so gut konzentrieren.
- Sie sind schusseliger und nachlässiger geworden.
- Ihnen fehlen immer häufiger die richtigen Worte
Quelle: Den ganzen Artikel lesen