Kontaktnachverfolgung, dieses Wort hat in der Corona-Pandemie einen negativen Klang bekommen. Es erinnert an überlastete Gesundheitsämter, an Adresslisten in Restaurants und Bars und an eine App, die ihren Zweck kaum erfüllte. Beim Coronavirus hat die Kontaktnachverfolgung weitgehend versagt, keine Frage. Das lag jedoch nicht an der Maßnahme an sich, sondern am Erreger.
In Chemnitz ist es in dieser Woche in einem Pflegeheim und einer Pflegefachschule zu einem Ausbruch von Tuberkulose gekommen. Eine Pflegeschülerin ist erkrankt, 75 Kontaktpersonen sind laut der Stadtverwaltung untersucht worden. Eine weitere erkrankte Person wurde dabei gefunden, rund 25 seien infiziert – jedoch bisher nicht erkrankt und damit auch nicht ansteckend. Zwei Verdachtsfälle würden darüber hinaus geprüft. Nach weiteren Kontaktpersonen wird gesucht. Und es gibt gute Gründe für die Annahme, dass die Nachverfolgung in diesem Fall erfolgreich sein wird.
Zum einen ist da eine Zahl: acht Stunden. So lange muss sich ein Mensch durchschnittlich in einem Raum oder Verkehrsmittel mit einer an Lungentuberkulose erkrankten Person aufhalten, damit es zu einer Ansteckung kommt. Ist die Infektionslast mit dem Erregerbakterium beim Betroffenen geringer, sind sogar 40 Stunden für eine Übertragung nötig. Beim Coronavirus dagegen kann eine Ansteckung erfolgen, war man dem Virus lediglich 15 Minuten ausgesetzt.
Todesfälle durch Tuberkulose nahmen zu
Wie das Coronavirus wird auch der Tuberkulose-Errger über Aerosole verbreitet, also kleinste Tröpfchen in der Luft. Allerdings, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI), erfolge die Ansteckung längst nicht so leicht. Das liegt auch daran, dass die infektiösen Tuberkulose-Bakterien vor allem beim Niesen und Husten ausgeschieden werden. Eine Ansteckung durch einen völlig asymptomatisch Infizierten ist unwahrscheinlich. Das bedeutet, dass sich Kontaktpersonen deutlich einfacher auffinden lassen, weil sie viel Zeit mit der erkrankten Person verbracht haben müssen – ein Vorteil bei der Nachverfolgung.
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Harmlos ist die Tuberkulose deswegen nicht. Ihr Erreger aus der Familie der Mykobakterien befällt vor allem die Lunge, kann aber auch vielen anderen Organen gefährlich werden. Weltweit nahmen die Todesfälle durch die Tuberkulose in den vergangenen Jahren leicht zu, in Europa gibt es in östlichen Ländern eine Häufung von Fällen. Anfällig sind besonders Menschen mit einem schwachen Immunsystem, daher ist ein Ausbruch in einem Pflegeheim heikel. Sorgen macht Medizinerinnen und Medizinern auch, dass immer mehr Stämme des Tuberkulose-Bakteriums. Wird Tuberkulose allerdings früh erkannt, kann sie in der Regel weiterhin gut behandelt werden.
Die Statistik zeigt, dass Tuberkulose-Ausbrüche in Deutschland in der Regel gut eingedämmt werden können. So kam es nach einem RKI-Bericht hierzulande in den vergangenen Jahren zu keinem größeren Ausbruch. Mal erkrankten zwei, mal vier Menschen. In einem einzigen Fall steckten sich sieben Kontaktpersonen aus dem direkten familiären Umfeld mit der Krankheit an – vermutlich, weil sie viel Zeit miteinander verbrachten. Sofern der Gesundheitsbehörde keine größeren Fehler unterlaufen, ist daher auch in Chemnitz mit keinem größeren Infektionsgeschehen zu rechnen.
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