Fühlen Sie sich ohne Lippenstift nackt im Gesicht? Dann sind Sie nicht allein. Für viele ist das bisschen Farbe ein Muss, sie setzen den Stift täglich an. Und mit jedem Tragen wandert ein wenig des Lippenstiftes vom Mund in den Magen. Bis zu 57 Milligramm am Tag, weiß Ökotest. Übers Jahr gerechnet kommen so fünf ganze Lippenstifte zusammen. Aber was genau nehmen wir dabei eigentlich zu uns? Ökotest hat rote Lippenstifte kritisch geprüft und fällt ein vernichtendes Urteil.
Die Tester haben einen eher ungewöhnlichen Weg gewählt, die Lippenstifte zu bewerten – nämlich als Lebensmittel. Für Lebensmittel gelten hinsichtlich der Inhaltsstoffe strengere Richtlinien als für Kosmetika. Das ist laut Ökotest angemessen, wenn man in Betracht zieht, wie viel von den Lippenstiften im Körper landet. 18 Produkte wurden geprüft, die besten sind gerade einmal "befriedigend". Keinen einzigen möchte Ökotest empfehlen.
Ökotest
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Ökotest kann keinen Lippenstift empfehlen
Das liegt vor allem an dem Inhaltsstoff Titandioxid. In Lebensmitteln ist der weiße Farbstoff inzwischen verboten. Er steht im Verdacht, erbgutschädigend zu sein. In Kosmetikartikeln ist der Stoff erlaubt, was die Hersteller auch ausnutzen. Er konnte in zwei Dritteln der Lippenstifte nachgewiesen werden, so auch in allen sechs Produkten aus dem Naturkosmetik-Regal. "Gerade in Lippenstiften sehen wir es aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes durchaus als risikobehaftet an und werten es in Kosmetikprodukten, die oral aufgenommen werden, ab", so Ökotest
Neben Titandioxid wurden die Lippenstifte auch auf Erölkomponenten geprüft. In drei konventionellen Produkten konnten aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe nachgewiesen werden, "unter denen krebserregende Bestandteile sein können". Auch Funde von bestimmten Färbemitteln wie Tartazin, das Unverträglichkeitsreaktionen verursachen kann, freuten die Tester nicht.
Auch Luxus-Marken rasseln durch den Test
Zu den immerhin befriedigenden Produkten im Test gehören der als Naturkosmetik zertifizierte rote Lippenstift von Dm "Alverde Matt Lipstick, 10" (2,95 Euro) sowie der konventionelle Lippenstift "Essence Hydra Matte Lipstick, 406" von Cosnova (2,45). Bitter stößt auf, was die großen Marken lieferten. Die teuren Luxus-Lippenstifte von Artdeco (12,50), Chanel (39,99) und Dior (41,99) gehören zu den Testverlierern und sind nur "ungenügend".
Erstmals fragte Ökotest auch nach Nachweisen zum Ursprung des Glitzerpigments Mica, das in den Abbauländern mitunter mit Kinderarbeit in Verbindung gebracht wird. Vorbildlich zeigte sich dabei die Drogeriekette Dm, die als einzige eine lückenlose Dokumentation der Lieferkette für die Produkte im Test vorlegte. "Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen beim Abbau können hier glücklicherweise ausgeschlossen werden", so Ökotest.
Den gesamten Test können Sie gegen Gebühr auf test.de einsehen.
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