Zwei Soldaten lernen sich auf der Arbeit kennen und ziehen mit Frauen in eine Wohngemeinschaft. Im Badezimmermülleimer entdecken die beiden irgendwann Tampons, die in Klopapier eingewickelt sind. Nach Gesprächen mit ihren Mitbewohnerinnen erkennen sie das “Problem", dass sich Tampons oft nicht diskret und geruchsneutral entsorgen lassen.
Also entwickeln sie "Pinky Gloves": pinke Plastikhandschuhe, dank derer niemand mehr mit schmutzigen Fingern im Intimbereich herumhantieren muss. Außerdem fungieren sie als eine Art Barbie-Perioden-Müllbeutel: Man zieht den Tampon raus, stülpt den pinken Handschuh wie einen Kotbeutel auf links und klebt das Röllchen mit einem angebrachten Klebestreifen zu. Danach kann man den Tampon hübsch verpackt entsorgen – und niemand muss mehr daran denken, wie eklig es ist, wenn Frauen monatlich bluten.
Die Periode rutscht wieder in die Tabuzone
Ein Szenario aus den 50er-Jahren? Mitnichten, es handelt sich um die aktuelle Folge von "Die Höhle der Löwen". Die beiden Soldaten heißen André und Eugen und bezeichnen sich selbst als echte "Frauenversteher". Carsten Maschmeyer spricht direkt zu Anfang aus, dass er ein "Störgefühl" habe und ihm eine Frau im Gründerteam fehle.
Eugen und André haben zwar daran gedacht, auch Damen zu ihrem Produkt zu befragen, beteiligt am Unternehmen sind nur sie beide. Sie seien aber beide verheiratet, erklären sie in der Sendung lachend, und die Frauen fänden das Produkt toll. Damit scheinen auch Maschmeyers Bedenken beruhigt: Er nimmt daraufhin seine Meinung zurück und alle Investoren wirken begeistert.. Doch sind Periodenblut und Hygieneartikel heute wirklich noch ein Problem?
Die Diagnose
Sie hat starke Bauchschmerzen während der Periode – erst eine OP hilft dem Mädchen
Immerhin haben die beiden Männer sich eine Menge Gedanken zu ihrem Produkt gemacht. Sie denken wirtschaftlich und wirken zugegebenermaßen nicht unsympathisch. Aber als Zuschauerin war ich wirklich erstaunt, dass keiner der dort anwesenden Investoren bemerkt, dass ein solches Produkt die weibliche Periode einfach nur weiter in die Tabuzone rückt. Während wir hart dafür gekämpft haben, dass die Mehrwertsteuer für Damenhygieneprodukte gesenkt wird und in Schottland mittlerweile Tampons kostenlos angeboten werden, kommt ein Produkt auf den Markt, das am besten verstecken soll, dass wir Frauen überhaupt bluten.
Greenwashing in Pink
Greenwashing in Pink Die Männer betreiben mit ihrem Produkt eine Art “Pinkwashing”: Das Produkt klingt wie ein nobles Hilfsinstrument, im Vordergrund steht aber der Unternehmergedanke. Doch die Handschuhe haben Makel: Wie beide in etlichen Gesprächen mit Frauen erkannt haben wollen, gebe es auf vielen öffentlichen Toiletten keine Möglichkeit, den Tampon in einem Mülleimer zu entsorgen. Besonders auf einem Festival sei das Ganze eine eher unhygienische Angelegenheit. Jeder, der mal auf einer Veranstaltung ein Dixi Klo aufgesucht hat, weiß allerdings: Das ist wirklich das letzte Problem einer Festivalbesucherin.
Außerdem fehlt bei den "Pinky Gloves" der ökologische Aspekt. Sie bestehen zwar aus recyclebarem TPE (thermoplastische Elastomere), doch sie sind nicht kompostierbar. Und überhaupt: Wie würde man einen Handschuh mit einem benutzten Tampon darin recyceln?. Ja, i der größten Not wirft man den Tampon schon mal in die Toilette. Auch, wenn das böse ist. Ein zusätzliches Plastikprodukt ist dafür aber keine wirkliche Alternative.
Dabei ist man im Bereich der Periodenprodukte längst auf Lösungen gekommen, die ökologisch sind und sich dafür eignen, unterwegs benutzt zu werden – auch wenn mal kein Mülleimer zur Verfügung steht. Gerade als der Markt für Damenhygieneprodukte mit nachhaltigen Menstruationstassen, Periodenunterwäsche und wieder verwendbaren Binden revolutioniert wird, kapitalisieren zwei Männer Plastikhandschuhe zum Wegwerfen – schön pink und süß, aber ganz bestimmt nicht schmutzig.
Das Problem haben die Gründer
Ralph Dümmel bezeichnet Eugen und André als mutig und investiert. Ich kann ihm dabei nur zustimmen, denn die wenigsten Männer in meinem Umfeld beschäftigen sich so offen und selbstbewusst mit der Periode. Das ist aber auch das einzig Positive, was ich den beiden abgewinnen kann. Bei 40 Millionen Frauen und anderen Menschen mit Uterus und Periode in Deutschland, wovon 30 Prozent jeden Monat menstruieren, wird das Produkt mit Sicherheit trotzdem Erfolg haben. Wirtschaftlich gedacht ist es allemal, und das Problem mit der Entsorgung haben tatsächlich viele Frauen.
Allerdings zahlt es eben darauf ein, dass die Gesellschaft die Menstruation noch immer tabuisiert und als etwas Schmutziges ansieht. Allein deshalb werde ich keine Kundin der niedlichen Beutelchen. Die Gründer verkaufen ihre "Pinky Gloves" als Produkt, das ein Problem der Frauen lösen soll, aber eigentlich haben sie nur selbst ein Problem mit der Periode. Gut gemeint ist dann eben doch oft schlecht gemacht.
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