Herdenimpfung: ARD-Star maiLab erklärt, wann die Pandemie endlich überstanden ist

Seit Beginn der Pandemie, mindestens seit dem ersten Lockdown, fragen sich die Menschen, wann der Corona-Spuk denn endlich vorbei sein wird. Die Wissenschaftlerin „maiLab“ hat sich nun an die Beantwortung dieser Frage gewagt.

Wie – und vor allem, wann – endet die Corona-Pandemie? Diese Frage stellen sich seit bald einem Jahr wohl Milliarden Menschen weltweit. "Wann können wir uns wieder in knallvollen Bars in den Armen liegen und singen?", fragt auch die Wissenschafts-Youtuberin "maiLab".

Hinter "maiLab" steckt die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, die immer wieder Videos auf Youtube veröffentlicht, in denen sie komplizierte Wissenschafts-Themen möglichst simpel erklärt. Dafür erhielt sie im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz. Auch für die ARD ist sie regelmäßig im Einsatz, moderiert zum Beispiel regelmäßig die Wissenschaftssendung "Quarks", hat aber beispielsweise auch schon einen Kommentar für die "Tagesthemen" aufgezeichnet, der im April ausgestrahlt wurde. Auch die Videos für ihren Youtube-Kanal werden mithilfe der Öffentlich-Rechtlichen produziert.

Nun also die Frage: Wann endet Corona? Dieser Frage geht "maiLab" in einem neuem Video nach, das bereits nach wenigen Tagen über 1,7 Millionen Aufrufe auf Youtube hat. Und gleich zu Beginn dieses Videos wird klar, dass diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten ist.

"maiLab": Wann endet Corona?

Seit Beginn der Pandemie erklären Wissenschaftler immer wieder, dass für ein Ende der Pandemie die Herdenimmunität erreicht werden müsse. Dafür wiederum müssten 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Virus sein, sprich geimpft werden.

Woher diese Zahl kommt, erklärt "maiLab" in dem Video. Das RKI schätzt den Reproduktionsfaktor (R-Wert) bei Sars-Cov-2 auf 3,3 bis 3,8, wenn es keine Maßnahmen geben würde. Sprich, hundert Infizierte stecken 330 bis 380 weitere Personen an.

Für ihr Rechenbeispiel nutzt "maiLab" einen R-Wert von drei (100 Infizierte stecken 300 Personen an). Wenn nun aber zwei Drittel der Bevölkerung immun gegen das Virus wären, würde der R-Wert dank Impfung auf 1 sinken, und sich das Virus so nicht weiter verbreiten. Bei einem R-Wert von 3,8 wäre also eine Immunität von 73,7 Prozent der Bevölkerung nötig, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, rechnet die Chemikerin vor.

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Bis zur Herdenimmunität ist es noch ein weiter Weg

So weit, so verständlich. Komplizierter wird es dann aber, wenn man die Mutationen mitberechnen will. Wie viel ansteckender diese sind, weiß man bisher nicht sicher. Für ein Beispiel nimmt "maiLab" an, der natürliche R-Wert (also ohne Corona-Maßnahmen) läge bei 5. Dann müssten schon eine Immunität von 80 Prozent erreichen.

Damit wäre, zumindest theoretisch, die Frage beantwortet, wann die Pandemie endet: Wenn genug Leute geimpft sind, dass sich das Virus auch ohne einschränkende Maßnahmen nicht weiter ausbreitet.

Doch wie lange das noch dauert, ist aktuell nicht abzusehen. Bis zum 1. Februar haben in Deutschland laut Robert-Koch-Institut 1.980.211 Menschen die erste Dosis des Impfstoffes erhalten. Das entspricht 2,4 Prozent der Bevölkerung. Bis zur Herdenimmunität ist es also noch ein weiter Weg, vor allem, wenn man bedenkt, dass von den knapp zwei Millionen Erstgeimpften erst 606.786 Personen die zweite Impfdosis erhalten haben.

Zudem gibt es in Deutschland laut Robert-Koch-Institut bisher 2.237.790 Menschen, die bereits mit Corona infiziert wurden. 58.956 von ihnen starben an der Infektion oder ihren Folgen.

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Auch, wenn die Älteren geimpft sind, sind Schutzmaßnahmen weiter nötig

Während also die Impfkampagne weiter anläuft und langsam, aber sicher, immer mehr Menschen immunisiert werden, könnte man nun doch meinen, dass schon kurzfristig alles besser wird – schließlich sind ja mehr Menschen sicher. Doch hier warnt "maiLab": "Die Impfungen könnten vorerst weniger ändern, als erwartet." Denn: Priorisiert geimpft werden derzeit die Ältesten und besonders Gefährdeten – diese waren bisher aber kein Treiber der Pandemie, steckten also vergleichsweise wenig Menschen an.

Natürlich sei eine Immunisierung der Älteren eine "große Erleichterung", so "maiLab", allerdings sei dann nach wie vor ein sehr großer Teil der Bevölkerung anfällig für das Virus. Das sofortige Aufheben aller Maßnahmen wäre also hochgefährlich.

 Davor hatte jüngst auch Top-Virologe Christian Drosten gewarnt.

Die Frage nach der "sterilisierenden Immunität"

Und dann wäre da noch die Frage, ob eine Impfung verhindert, dass man seine Mitmenschen ansteckt – auch, wenn man selber gar nicht krank wird. Eine Antwort auf diese Frage gibt es bisher nicht. Im Video erklärt "maiLab": "Immunität bedeutet, man kann nicht krank werden. Sterilisierende Immunität heißt, man kann niemanden anstecken."

Ein wichtiger Unterschied, der die weiter oben besprochene Herdenimmunität weiter verkompliziert: Wenn ein Immuner weiter ansteckend ist, muss die Quote eben jener Immunen deutlich höher sein, damit sich das Virus nicht ausbreiten kann. Eine wirkliche Herdenimmunität, so erklärt "maiLab", ist also erst erreicht, wenn ein genügend großer Anteil der Bevölkerung die "sterilisierende Immunität" erreicht.

Ganz verschwinden wird das Virus nie

Ganz verschwinden wird das Virus aber nicht, egal, wie viele Menschen sich impfen lassen. Das bedeutet: "Entweder, man wird geimpft, oder man wird sich anstecken", so "maiLab". Aber auch, wenn wir uns auf ein Leben mit dem Virus einstellen müssen, hat die Wissenschaftlerin beruhigende Nachrichten für alle, die bei diesem Satz erstmal erschreckt sind: "Das ist lange nicht so schlimm, wie es vielleicht erstmal klingt."

Die Begründung dafür ist, in typischer "maiLab"-Manier, relativ einfach erklärt. Wenn irgendwann einmal jeder infiziert oder geimpft wurde – wann auch immer das ist, und die Gefährlichkeit des Virus abnimmt, könnten sich lediglich neugeborene Babys mit dem Virus infizieren. Die Virologin Sandra Ciesek erklärt in dem Video, das typische Alter für eine Erstinfektion mit einem der anderen Coronaviren liege zwischen drei und fünf Jahren. "Das typische Alter der Erstinfektionen ist das Kindergartenalter, wenn man das erste Mal in große Menschengruppen gelangt", so die Virologin.

Bei solchen Kindern ist das Risiko einer schweren Erkrankung aber sehr gering. Und, so erklärt "maiLab" weiter, wenn diese Kinder dann in ein Alter gelangen, in dem sie als Risikogruppe zählen würden, hätten sie die Krankheit bereits durchgemacht und hätten so gute Aussichten, auf einen milderen Verlauf. "Wie ein tödliches Virus zur harmlosen Erkältung wird" nennt "maiLab" diesen Teil ihres Videos.

Wann endet Corona also nun?

Schlussendlich wird Corona nie so wirklich "enden". Wenn genug Menschen eine Immunisierung aufgebaut haben, wird die Gefährlichkeit des Virus aber nach und nach abnehmen, bis es irgendwann wirklich nur noch eine "harmlose Erkältung" ist.

Die Frage ist nun nicht, zumindest laut "maiLab", wann dieser Punkt erreicht wird, sondern wie. Wie viele weitere Menschen werden sterben, wie viele Unternehmen gehen insolvent, welche psychischen Schäden richten weitere Lockdowns an? Und dafür sei eben wichtig, dass man die Pandemie so gut es geht kontrolliert, um die Schäden möglichst gering zu halten.

 

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