Mysteriöse Infektionen in China

Zurzeit sorgen Meldungen über rätselhafte Lungenerkrankungen in China für Schlagzeilen. Manch einer fühlt sich an MERS oder SARS erinnert. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich nun zeigt – der Auslöser der mysteriösen Pneumonien zählt ebenfalls zur Familie der Coronaviren.

Zu Beginn des neuen Jahres wurde in der zentralchinesischen Metropole Wuhan in der Provinz Hubai eine Häufung von Pneumonien registriert. Die Patienten zeigten typische Symptome einer Lungenentzündung wie Fieber und Atemnot, in radiologischen Untersuchungen waren beidseitig Infiltrationen im Lungengewebe sichtbar. Derzeit befinden sich sieben ­erkrankte Personen in kritischem Zustand, ein Patient mit bekannten Vorerkrankungen verstarb.

Eng verwandt mit SARS-CoV

Der Auslöser war zunächst unklar. Bekannte Erreger von saisonalen Viruserkrankungen oder Zoonosen wie Influenzaviren, Adenoviren, SARS oder MERS konnten als Ursachen ausgeschlossen werden. Nun gibt es Gewissheit: Man hat es mit einem neuartigen Coronavirus (CoV) zu tun. Unter dem Elektronenmikroskop zeigte der Erreger das typische Erscheinungsbild der Coronaviren. Das komplette Genom konnte entschlüsselt werden. Die phylogenetische Analyse ergab eine enge Verwandtschaft mit dem SARS-CoV. Das neuartige Virus wurde bei 41 erkrankten Personen nachgewiesen.

Was die Quelle der Infektionen betrifft, gibt es ebenfalls einen konkreten Verdacht: Die Fälle scheinen im Zusammenhang mit einem Aufenthalt auf dem Fisch- und Geflügelmarkt in Wuhan zu stehen. Nachdem der Markt am 1. Januar 2020 geschlossen und desinfiziert wurde, sind keine Neuerkrankungen mehr aufgetreten.

Übertragung von Mensch zu Mensch unwahrscheinlich

Ob damit endgültig Entwarnung gegeben werden kann, bleibt abzuwarten. Das RKI schätzt das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit als gering ein. Nach Angaben der chinesischen Behörden sind bislang keine Fälle einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung dokumentiert – weder beim medizinischen Personal noch bei insgesamt 763 Kontaktpersonen der Patienten. Die US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention) berichten allerdings von einem Fall, in dem eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung zwischen einem Ehemann und einer Ehefrau nicht ausgeschlossen werden kann. Dass eine begrenzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung auftreten kann, sei nicht überraschend, so die CDC. 

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten die üblichen Hygienemaßnahmen bei Reisen in die Region beachtet werden. Besondere Sicher­heitsvorkehrungen sind nicht erforderlich. Spezifische Therapiemöglichkeiten gibt es jedoch nicht.

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